Hattingen. Das Museum im Haus Custodis in Hattingen zeigt die Isenburg-Geschichte. Corona-bedingt ist es schon länger geöffnet. Wann ein Besuch möglich ist.

Lange ist es her, dass das Museum im Haus Custodis an der Isenburg zuletzt seine Tore geöffnet hat. Den personellen Mehraufwand, den die Corona-Regelungen mitbringen, können die wenigen aktiven Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der Isenburg, der auch das Museum betreibt, nicht dauerhaft stemmen. Für den Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, ist aber eine einmalige Öffnung geplant.

Herzstück der Ausstellung ist hier das rekonstruierte Modell der Isenburg. Auf der Grundlage von Grundrissen, die wiederum auf den Ergebnissen der jahrelangen Ausgrabungen basieren, entstand die Vorlage dafür zunächst in vielen mühevollen Jahren am Zeichentisch, später dann als dreidimensionaler Holzaufbau. „So hätte die Isenburg aussehen können“, erläutert Jürgen Uphues dazu, der als Burgwart im Haus Custodis lebt und Vorsitzender des Vereins ist.

Im Haus Custodis ist das Museum, das die Geschichte der Isenburg in Hattingen zeigt.
Im Haus Custodis ist das Museum, das die Geschichte der Isenburg in Hattingen zeigt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Museum im Haus Custodis in Hattingen zeigt Geschichte der Isenburg

Denn tatsächliches Wissen über die Optik der Burg, die nur rund 25 Jahre stand, gibt es wenig. Das erklärt auch, wieso das Modell des LWL, das anlässlich einer Ausstellung im Schwelmer Kreishaus im Jahr 2010 erstellt wurde, ganz anders aussieht.

Haus Custodis

Das Haus Custodis ist ein Landhaus in klassizistischem Stil, erbaut ab etwa 1855 im Auftrag des Hofbaumeisters Max Joseph Custodis inmitten der Ruinenanlage.

In den großzügigen Salons im Erdgeschoss sollte jungen Künstlern eine Plattform für ihre literarischen Werke geboten werden. Die Bezeichnung Haus Custodis leitet sich also nicht vom lateinischen Wort “custos” (Wächter) ab, erklären die Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der Isenburg.

1863 kaufte der Steinhauermeister Oberstenfeld das Haus, richtete eine Schankwirtschaft ein, die mit wechselnden Besitzern bis 1969 weitergeführt wurde.

Danach diente das unbewohnte Haus bis zur Brandstiftung 1985 als Werkzeug- und Materiallager des Vereins. Seit dem Wiederaufbau beherbergt Haus Custodis die Vereinsräume mit dem Museum und eine Wohnung für den Burgwart.

Das auf dem Isenberg gezeigte Modell ist im Vergleich dazu mit deutlich weniger Gebäuden ausgestattet und auch nicht farbig gestaltet. „Wir wollten ein möglichst neutrales Modell“, erläutert Uphues weiter. Eingang darin fanden auch nur die Gebäude, die bei den Ausgrabungen zweifelsfrei nachgewiesen worden sind – weil deren Keller gefunden wurden.

Annäherung an das Vergangene führt zur Rekonstruktion der Isenburg

Und auch die Zahl der weiteren Ausstellungsstücke ist überschaubar: „Es ist keine Ausstellung sämtlicher Ausgrabungsfunde. Unsere Ausstellung richtet sich nach dem Titel: Annäherung an das Vergangene – Rekonstruktion der Isenburg“, erklärt Uphues diesen Umstand. Zu sehen sind etwa ein Würfelbecher mit Würfeln aus Tierknochen, historisches Werkzeug wie Löffelbohrer oder Spatenschneide und diverse Arten von Nägeln.

Zwar kein Ausgrabungsfund, aber in jedem Fall wichtiges Exponat ist eine Kopie der ersten urkundlichen Erwähnung der Isenburg. Der Inhalt dieser Urkunde ist zwar aus laienhafter Sicht eher unspektakulär – es handelt sich um eine Art Rentenvertrag für die Mutter des berühmten (weil später geräderten) Friedrichs von Isenberg, ausgestellt von dessen Onkel Adolf, dem damaligen Erzbischof von Köln und Vorgänger des Erzbischofs Engelbert, dessen Ermordung Friedrich zugeschrieben wurde – für Historiker und Geschichtsbegeisterte aber umso interessanter.

Die Urkunde Isenburg ist im Museum im Haus Custodis in Hattingen zu sehen.
Die Urkunde Isenburg ist im Museum im Haus Custodis in Hattingen zu sehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Entstehungszeit lässt sich ableiten

Denn in dem Dokument aus dem Jahr 1200 ist von einem Hof Mecklenbeck bei Burg Isenberg die Rede. In diesem Jahr muss sie also weitestgehend fertig gewesen sein, die rechtliche Möglichkeit zum Bauen einer Burg an dieser Stelle wurde jedoch erst 1193 geschaffen. Die Entstehungszeit lässt sich also recht genau daraus ableiten.

Hinzu kommt, dass die Urkunde, deren Original im historischen Archiv von Köln lagert, mit der mittelalterlichen Handschrift und dem dicken Wachssiegel optisch einiges hermacht.