Hattingen/Witten. Die Stadt Hattingen wechselt von 2023 an vom Tierheim Bochum nach Witten. Dort ist es zurzeit auch ohne „Corona-Rückläufer“ voll. Ein Rundgang.

„Aktuell sind wir mit 159 Tieren ziemlich ausgelastet“, sagt Kirsten Simon, Leiterin des Tierheims Witter-Wetter-Herdecke. Nachdem es ab Frühjahr 2020 im Zuge der Pandemie auffallend leer gewesen sei, weil praktisch jeder ein Haustier anschaffen wollte, habe es sich nun wieder normalisiert. In der hauseigenen Tierpension könnten zurzeit auch keine Pensionshunde aufgenommen werden.

Im Gegensatz zu anderen Tierheimen gibt es bislang in Witten keine „Corona-Rückläufer“. Ein Grund, laut Simon: „Unsere Klientel überlegt es sich eher länger, bis man sich ein Tier anschafft.“ Ein paar heimatlose Vierbeiner möchte sie Tierfreunden aber doch ans Herz legen.

Sie sind zutraulich, süß, lustig

Viele der Bewohner seien Fundtiere oder werden von Behörden aus schlechter Haltung in die Einrichtung gebracht – auch exotische Tiere sind darunter. Kirsten Simon macht eine Käfigtür auf und sofort kommen zwei süße Fellknäuel angesaust: „Das sind handzahme Degus, eine Nagetierart, die ursprünglich aus den Anden kommt“, erklärt die 44-Jährige. „Sie sind zutraulich, süß, lustig. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass sie noch hier sind, denn sie sind perfekt für Familien mit Kindern geeignet.“

Graupapagei Kevin wird im Tierheim zurzeit aufgepäppelt.
Graupapagei Kevin wird im Tierheim zurzeit aufgepäppelt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Graupapagei „Kevin“ bietet mit seinem zur Hälfte fehlenden Federkleid und seinem hin- und herschwankenden dünnen Körper einen trostlosen Anblick. „Dieses arme Geschöpf wurde uns in sehr schlechtem Zustand gebracht, er konnte kaum noch stehen.“ Nachbarn hatten Kevins Besitzer hilflos auf dem Boden gefunden, er ist nun im Krankenhaus.

Auch drei Nymphensittiche suchen ein Zuhause

„Es steckt also ein menschliches Schicksal dahinter.“ Im Moment wisse sie noch nicht, ob Kevin später zu seinem Besitzer zurückkehrt oder ob er vermittelt wird. „Erst einmal päppeln wir ihn hier auf, dann sehen wir weiter.“

Nymphensittich Wiebke wirft sich gern in Pose. Namenspatin ist eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims, die ebenso gerne wie der Vogel vor der Kamera steht.
Nymphensittich Wiebke wirft sich gern in Pose. Namenspatin ist eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims, die ebenso gerne wie der Vogel vor der Kamera steht. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Auch die drei Nymphensittiche gleich neben Kevin suchen ein Zuhause, aber zusammen. „Die zutraulichste haben wir Wiebke getauft, weil sie sich für Fotos gerne in Pose wirft, genauso wie unsere freie Mitarbeiterin Wiebke“, sagt Simon und lacht. Die drei Sittiche könnten selbstverständlich fliegen und benötigten daher eine möglichst große Voliere, betont sie.

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Bei den Hunden wird es laut, sobald man in Sichtweite kommt, schlagen fast alle an. Nur die französische Bulldogge Franz bellt nicht. Der Hund guckt ganz treu hoch und sieht dabei aus, als könnte ihn kein Wässerchen trüben.

Franz ist nicht erzogen worden

„Ja, diesen Blick hat er perfektioniert“, sagt Kirsten Simon. Franz sei nämlich nicht erzogen worden. „Er hat gelernt, dass er seinen Willen mit seinem süßen Blick durchsetzt, notfalls beißt er auch mal.“ Das Problem: Insbesondere bei kleinen, süßen Hunden werde über vieles hinweggesehen, „und dann wundert man sich, wenn der Hund die Weltmacht an sich reißen will.“ Deswegen sei Franz bereits von zwei Familien im Tierheim abgegeben worden, zuletzt im vergangenen Sommer.

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„Wir arbeiten mit den Hunden an solchen Problemen, aber auch wenn wir sie in den Griff bekommen: Jede Person muss sich das selbst mit dem Hund erarbeiten.“ Für Franz hat die Tierheimleiterin noch Hoffnung: „Für ihn wünschen wir uns einfach Bulldoggen-erfahrene Halter ohne Kinder. Leute, die sich von dem zuckersüßen Blick nicht einlullen lassen – dann funktioniert das!“

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„Balou ist acht Jahre alt und bereits seit sechs Jahren bei uns, wir haben alles versucht, aber niemand interessiert sich für ihn.“ Der italienische Herdenschutzhund sei viel zu früh kastriert worden, wodurch er sehr unsicher sei. „Er hat ein Problem mit Fremden. Wenn er nicht ausweichen kann, geht er hoch. Wenn Fremde zu Besuch kommen, müsste man ihn wegsperren und draußen einen Maulkorb nutzen“, so die Tierheimleiterin

Zu allen, die Balou kenne, sei er aber sehr lieb, ergänzt Kisten Simon. „Aber er wird langsam alt und immer trauriger. Ich wünsche mir, dass er wenigstens noch für ein paar Jahre ein Schönes Zuhause bekommt.