Hattingen. Als Kernstück des Projekts „FrauenLebenswelten“ aus Hattingen wird am Freitag (23. Juli) der dazugehörende Film in der Henrichshütte gezeigt.
In dem multimedialen Projekt „FrauenLebenswelten“ geht es um Einwanderungsgeschichten von Frauen nach Hattingen – erzählt von Frauen, die ebenfalls Einwanderungshintergrund haben. Die Fotoausstellung dazu ist aktuell und noch bis Sonntag (25. Juli) im Industriemuseum Henrichshütte zu sehen. Das große Finale gibt es am Freitag (23. Juli), denn dann wird der im Rahmen des Projekts entstandene Film „Ich nenne es hier auch zuhause“ dort gezeigt.
Interaktion zwischen junger und älterer Generation
Er ist das Kernstück des Projekts, das vor rund zwei Jahren aus dem Internationalen Frauencafé im Holschentor entstanden ist. „Ein sehr besonderes Projekt“, betont Friederike Müller vom Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit (Ifak), der es trägt und für dessen Förderung über die Bundeszentrale für politische Bildung gesorgt hat. Denn neben den Ergebnissen – Ausstellung und Film – ist auch deren Entstehung etwas besonderes.
Film wird Freitag gezeigt
Der Film wird am Freitag, 23. Juli, um 18 Uhr im Museum Henrichshütte gezeigt. Bereits ab 17 Uhr bietet sich aber die Möglichkeit, die Fotoausstellung zu besuchen und mit dem Projektteam ins Gespräch zu kommen. Der Eintritt ist frei, Besucher müssen getestet, geimpft oder genesen sein. Ausstellung und Film sollen allerdings wandern, also bald auch an anderen Orten zu sehen sein.Für das LWL-Industriemuseum sind Ausstellung und Film ein Schritt in ein diverseres Portfolio. Das Thema Arbeitsmigration berge noch viel unerzählte Geschichte, erläutert Museumsleiter Robert Laube. Ebenso habe es viele Frauen auf der Hütte gegeben, die bisher nicht sichtbar sind. Die Geschichte dieser Gruppen sollen in einem künftigen Projekt aufgearbeitet werden – ähnlich dem Projekt „100 Hüttenleben“.
Hier ging es darum, dass schon lange in Hattingen lebende Frauen verschiedenster Herkünfte mit Frauen in Kontakt kommen, die erst in jüngerer Zeit hergekommen sind, in Dialog treten. Hinter der Kamera standen junge Migrantinnen, zum Teil mit Fluchtgeschichte, die ihre Fragen an die ältere Migrationsgeneration tragen.
Geschichten von sieben Frauen aus fünf Ländern
In dem 85-minütigen Stück werden die Geschichten von sieben Frauen aus fünf Ländern erzählt. Als Protagonistinnen führen Sara (20) und Angélica (61) durch deren Geschichten.
Während Sara ihre eigene Familiengeschichte aufarbeitet – 2016 kam die Familie aus Syrien nach Hattingen, sie selbst macht hier Abitur und beginnt zu studieren, während ihre Mutter sich bemüht, wieder als Apothekerin arbeiten zu können – begleitet der Zuschauer Angélica in Gesprächen mit den anderen Frauen: Ines aus Chile, Julia aus Portugal, Hacer aus der Türkei und Romina aus Italien. Viele der Frauen sind einst als Frauen von Gastarbeitern nach Hattingen gekommen, die auf der Henrichshütte gearbeitet haben. Der Ausstellungs- und Spielort ist also absolut passend.
Geschichte der Frauen der Gastarbeiter-Generation ist bislang undokumentiert
Zugleich dokumentiert das Stück die Rolle der damaligen Migrantinnen. Und auch das ist Neuland, wie Frauenrechtlerin Angélica Urrutia (die nicht nur vor der Kamera mitwirkt, sondern das Projekt auch mitinitiiert hat), beschreibt. Denn nach Informationen dazu hatten sie im Zuge der Projektarbeit gesucht, „aber es gab so gut wie nichts“.
Was das Projekt zudem bewirkt hat, ist eine positive Aufarbeitung der eigenen Biographie der dargestellten Frauen. „Viele haben gesagt: Das ist doch nicht so wichtig, ich war nur eine Arbeiterin“, beschreibt Angélica Urrutia. Doch das Projekt habe ihnen Stolz auf die Lebensleistung vermittelt.
„Auch die Kinder sind total stolz auf die Mütter“, beschreibt Tianlin Xu, die das Projekt als Dokumentarfilmerin und Medienpädagogin begleitet und geleitet hat. „Sie haben jetzt einen anderen Blick auf ihre Eltern.“