Sprockhövel. Ein Drittel der Felder von Volker Stens aus Sprockhövel sind nach dem Starkregen überschwemmt. Auch Stefan Jacobi hat einen großen Verlust.

„So etwas habe ich noch nie erlebt – auch mein Vater nicht, und der bewirtschaftete unser Land ganze dreißig Jahre vor mir“, sagt Landwirt Volker Stens, der in Sprockhövel und Hattingen Weizen, Gerste, Hafer, Raps und Mais sowie Gras für die Kühe anbaut. Seinen Schaden durch das aktuelle Unwetter könne er jetzt noch nicht beziffern. Bitter: „Nach drei Jahren Trockenheit sah nun alles mal wieder vielversprechend aus – erst diesen Montag hatten wir mit der Ernte begonnen.“

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30 Prozent der Felder überschwemmt

Nun stünden jedoch ungefähr 30 Prozent seiner Anbauflächen unter Wasser, schätzt Stens. Viel Hoffnung habe er für die überschwemmte Ernte nicht, auch wenn er bereits zum Großteil Weizen anbaue, da dieser besser mit Nässe klar komme. „Bekannte aus dem Osten haben so etwas schon mal erlebt, da war alles, was unter Wasser stand, hinterher kaputt.“ Abpumpen könne er das Wasser nicht, da müsse er die Ruhr mit abpumpen, erklärt der 53-Jährige. „Ich muss jetzt abwarten, bis das Wasser zurückgegangen ist, erst dann kann ich den Schaden an der Ernte einschätzen.“

Konsequenzen gibt es erstmal nicht

Konsequenzen für den weiteren Anbau werde es voraussichtlich erstmal nicht geben. „So viele Möglichkeiten gibt es ja auch nicht, ich bin im Moment eher ratlos.“ Die bekannteste deutsche Klima-Aktivistin Luisa Neubauer machte auf Twitter zur Unwetterkatastrophe auf die Häufung der Wetterextreme und ihre Ursache aufmerksam: „Die Klimakrise macht Wetterextreme häufiger und heftiger. Dass weder Menschen noch Infrastruktur dafür gebaut sind, erlebt man aktuell in NRW.“

Auch für Landwirt Stefan Jacobi ist durch das Unwetter eine schwierige Situation entstanden. Vor einer Woche hat ihn die WAZ-Redaktion noch optimistisch(er) fotografiert.
Auch für Landwirt Stefan Jacobi ist durch das Unwetter eine schwierige Situation entstanden. Vor einer Woche hat ihn die WAZ-Redaktion noch optimistisch(er) fotografiert. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

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Auch Landwirt Stefan Jacobi, der in Sprockhövel Himbeeren anbaut und Kühe hält, sieht eine Häufung und eine erhöhte Intensität dieser extremen Wetterlagen: „Solche Wetterextreme treten in den letzten Jahren immer häufiger auf und halten auch länger an“, ist sich der 51-Jährige sicher. Früher habe es vielleicht mal 15 Minuten am Stück geregnet, heute dagegen auch mal einen ganzen Tag, vergleicht er. „Das liegt wohl daran, dass sich der Jetstream abgeschwächt hat, somit bleiben Wetterlagen länger an einem Punkt.“

Verlust von 200 Kilogramm Himbeeren und Wasser im Stall

Auch Jacobi ist mit seinem Hof betroffen: Den Verlust bei den reifen Himbeeren beziffert er mit 100 bis 200 Kilogramm, zudem stehe das Wasser in seinem Keller und im Rinderstall. „Dort müssen wir nun eine Mischung aus Wasser und Mist raus schippen, eine Firma übernimmt dann die Trocknung der Räume, später muss neu gestrichen werden“, zählt Jacobi auf. „Aber wir haben noch Glück, weil unser Hof hoch liegt, da fließt das Wasser gut weg.“ Außerdem habe er vor Jahren eine Versicherung für Elementarschäden abgeschlossen, die nun zumindest teilweise für die Schäden aufkomme, erklärt er. „Als Landwirt braucht man so eine Versicherung heutzutage einfach.“

Bei Maßnahmen gegen Extremwetter bleibt kein Gewinn

Die extremen Wetterlagen sind wechselhaft: In den Vorjahren sei es so trocken und heiß gewesen, dass Jacobi seine Himbeerfelder extra bewässern musste. „Da hatte ich schon überlegt, ob die Installation einer automatischen Bewässerungsanlage sinnvoll wäre, aber in diesem Jahr hätte ich eher schützende Folientunnel gebraucht.“ Das Problem: Ergreife man geeignete Maßnahmen wie die Installation von Folientunneln und eine automatische Bewässerungsanlage oder schließe man eine Versicherung ab, die vollumfänglich für solche Wetterschäden aufkomme, bliebe kaum noch Gewinn von seiner landwirtschaftlichen Arbeit übrig, erklärt Jacobi. „Deshalb bleibt uns erst mal nur abzuwarten, wie sich das Wetter weiter entwickelt.“

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