Hattingen. Hunderte Katastrophen-Touristen machen auf den Ruhrbrücken in Hattingen Fotos vom Hochwasser. Das sorgt für Ärger bei Anwohnern. Die Stadt mahnt.

Der Ruhr-Pegel geht zurück, die Katastrophen-Touristen kommen: Donnerstagabend und auch am Freitag haben sich Hunderte Menschen auf den Hattinger Ruhrbrücken an der Bochumer Straße und an der Kost ein Bild von der katastrophalen Unwetter-Lage gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie haben Fotos für die sozialen Netzwerke aufgenommen.

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„Bürgerinnen und Bürger werden aufgefordert, sich nicht in Hochwasserbereichen aufzuhalten – auch nicht um zu fotografieren“, macht die Stadt Hattingen klar. „Die Situation ist gefährlich.“

Dieses Foto zeigt den Wohnwagen von WAZ-Leser Georg Kowalski in Niederwenigern.
Dieses Foto zeigt den Wohnwagen von WAZ-Leser Georg Kowalski in Niederwenigern. © GK

Georg Kowalski, dessen Wohnwagen in Niederwenigern im Hochwasser versunken ist, schreibt: „Zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen. Schlimm fand ich die Gaffer, die auf der Kosterbrücke geparkt und den Verkehr behindert haben. Fehlte nur noch ein Feuerwerk und die Sektgläser.“

Ruhr-Pegel in Hattingen wieder unter sechs Metern

Auf 7,00 Meter ist der Ruhr-Pegel nach dem andauernden Stark­regen am Donnerstagmorgen angestiegen – knapp 24 Stunden später ist er wieder um mehr als einen Meter gesunken. Dennoch besteht nach wie vor Gefahr, weil keiner genau sagen kann, wie stabil die durchnässten Böden tatsächlich sind. Am Freitagmittag (13 Uhr) lautet die Pegel-Ansage des Ruhrverbands: 5,76 Meter!

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In der städtischen Anlaufstelle im Bürgerzentrum Holschentor haben sich bis Donnerstagabend 70 Menschen eingefunden, die Hilfe in ihrer Not-Situation gesucht haben. „Sie wurden mit Essen, Medikamenten und Kleidung versorgt“, berichtet Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Die gute Nachricht: Für alle Hilfe-Suchenden wurde eine Unterkunft gefunden.

Die ersten Evakuierten sollten Freitag auch nach Hause zurückkehren – und müssen sofort wieder gehen. Weil die Feuerwehr Risse im Keller gefunden hat, werden die Häuser versiegelt und jetzt erst einmal auf ihre Statik geprüft.

Feuerwehr Hattingen und THW sind im Dauereinsatz

Leicht entspannt hat sich die Lage schon – sie ist aber noch immer weit entfernt von normal: Am Rand der Bredenscheider Straße etwa ist Erdreich abgerutscht, im Henrichspark muss nach weitreichenden Überschwemmungen aufgeräumt werden, Haus- und Wohnungs­besitzer sind weiter damit beschäftigt, ihre Grundstücke und Keller von Wasser und Unrat zu befreien. Und, und, und – es ist kaum möglich, alle Stellen und Schäden in Hattingen zu erfassen. Feuerwehr und THW sind im Dauereinsatz.

Krisenstab und Straßensperren

Die Arbeiten und das Sichten der Schäden nach dem Unwetter sind am Freitag in der ganzen Stadt fortgesetzt worden. Der Krisenstab der Stadtverwaltung tagte am Vormittag und koordinierte das weitere Vorgehen.

Bei Fragen können sich Bürgerinnen und Bürger an die 204-0­ oder ans Bürgerzentrum Holschentor (Talstraße 8) wenden. Die Stadt: „Nehmen Sie die aktuelle Situation ernst und seien Sie vorsichtig. Halten Sie sich nicht in Hochwassernähe auf!

Zudem waren am Freitagmorgen noch etliche Straßen gesperrt – aufgehoben wurde die Sperrung aber unter anderem für die Isenbergstraße.

Brunnenbesitzer – sie gibt es vor allem im Hügelland noch – müssen damit rechnen, dass verschmutztes Oberflächenwasser eindringt und hygienische Probleme verursacht. Davor warnt das Gesundheitsamt. „Auch bei nicht gefluteten Hausbrunnen kann die Qualität leiden, da die Brunnen durch den hohen Grundwasserspiegel eingestaut werden können“, heißt es in einer Mitteilung des Kreises. Das Gesundheitsamt rät Betroffenen, nur abgekochtes Brunnenwasser zum Trinken und für die Zubereitung von Speisen zu nutzen.

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