Hattingen. Die Luca-App hat in Hattingen und im EN-Kreis keine Zukunft. Gastronomen und Händler müssen die Kontaktverfolgung neu aufstellen. Das ärgert sie.

Hattingens Stadtmarketing-Chef Georg Hartmann ist enttäuscht. Einzelhändler und Gastronomen sind verärgert. Grund ist die Abkehr des EN-Kreises von der Luca-App: Der Ende Mai gestartete Test mit Kontaktnachverfolgung per Handy wird nicht in Dauerbetrieb genommen – stattdessen soll künftig bei der Ermittlung von Kontakten auf das vom Land NRW unterstützte IRIS Gateway gesetzt werden.

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Stadtmarketingvereine erstaunt über Weg des Landes und des Kreises

„Wir wussten von Anfang an, dass es eine Testphase ist, doch dass man sich auf politischer Ebene so schnell dagegen entscheidet, kam für uns sehr plötzlich“, so Andreas Niehues im Namen der Stadtmarketingvereine im EN-Kreis (ohne Sprockhövel). „Wir sind erstaunt und verwundert, dass NRW einen anderen Weg gehen wird als 13 andere Bundesländer, aus denen wir positive Erfahrungen mit Luca berichtet bekommen haben.“

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Die Stadtmarketingvereine waren sich im Frühjahr einig, dass sie die Luca-App favorisieren, Einzelhändler und Gastronomen hielten die Lösung für gut, Kundinnen und Kunden haben das Angebot dankbar angenommen – dennoch gibt es keine Zukunft für das Projekt.

„Ich finde, dass die Luca-App sehr komfortabel ist“, sagt Hattingen-Marketing-Geschäftsführer Georg Hartmann zur WAZ. „Es hat funktioniert, viele hatten sich darauf ausgerichtet – jetzt müssen wir eben zu einem anderen System kommen.“

Luca-App ist umstritten, Kritiker weisen auch Sicherheitslücken hin

Zur Wahrheit gehört auch: Die Luca-App ist umstritten, Kritiker weisen auch Sicherheitslücken hin, sowohl die Piraten als auch die Linken, die im Kreistag eine gemeinsame Fraktion bilden, haben einen sofortigen Stopp gefordert. Auch in der Führungsriege des Kreishauses bestand von Beginn an Skepsis.

Dennoch wurde einem kostenfreien Testbetrieb von Ende Mai bis Ende August zugestimmt. Der wird nun auch bis zum Ende durchgezogen – aber danach nicht in einem Normalbetrieb aufgehen.

EN-Krisenstab will das vom Land unterstützte IRIS Gateway einsetzen

Der EN-Krisenstab will bei der Ermittlung von Kontakten künftig das vom Land unterstützte IRIS Gateway einsetzen. „Rund 60 Kontaktnachverfolgungs-Apps und damit fast alle auf dem Markt sind mit IRIS kompatibel. Das bedeutet: Gastronomen, Vereine und Veranstalter, die eine Kontaktnachverfolgung gewährleisten müssen, können sich künftig frei für eine passende App entscheiden“, sagt Krisenstableiterin Astrid Hinterthür.

Die Luca-App allerdings ist nicht an IRIS angeschlossen. „Wir haben uns für die Kooperation mit Luca entschieden, weil wir Handel und Gastronomen direkt die Möglichkeit bieten wollten, Kontakte digital zu erfassen. Zu diesem Zeitpunkt war IRIS noch nicht verfügbar und Luca die schnellste und einfachste Lösung“, so Hinterthür.

Luca-Verlängerung auch aus finanziellen Gründen kein Thema

Eine Luca-Verlängerung komme auch aus finanziellen Gründen nicht in Frage. „Wir haben von Anfang an betont, dass wir für andere Lösungen offen sind. Jetzt ist eine Lösung technisch einsatzbereit, die einen offenen, pluralistischen Ansatz verfolgt. Das ist aus unserer Sicht momentan die beste Lösung.“

Entscheidung über Herbstmarkt steht bevor

Der verkaufsoffene Sonntag zum Herbstmarkt und Panhasfest am 26. September ist seit der vergangenen Woche beschlossene Sache – doch ob diese beiden Feste in der Fußgängerzone und auf dem Kirchplatz auch stattfinden, ist noch gar nicht klar.

„Wir sind immer noch im Austausch“, sagt Stadtmarketing-Geschäftsführer Georg Hartmann. „Nach einer ersten Phase der Euphorie bei den Öffnungen hadern wir jetzt wieder.“

In den kommenden zwei Wochen soll aber die Entscheidung stehen. „Es ist eine schwierige Sache, denn auch wir können leider­ nicht in eine Glaskugel schauen.“

Das sehen die Stadtmarketing-Vereine allerdings ganz anders: Auch IRIS bedeute Kosten – hierbei müssten diese aber die Gastronomen und Händler tragen.

Und die Nutzerinnen und Nutzer? Sie brauchen bald wohl etliche Apps auf dem Smartphone, weil jeder Anbieter ein anderes System nutzt – oder sie müssen sich wieder in Papierlisten eintragen.

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