Das Jahr 2010 bedeutet auch Kulturhauptstadt: Gäste aus aller Welt sehen in Hattingen mehr als Hochkultur.

Franzosen

Mit der französischen Reisegruppe geht es hinaus ins Grüne. Unsere Wanderung führt entlang der NABU-Krötenzäune. Frischluft und Froschschenkel lautet die Devise! Doch Feinschmecker aufgepasst: Der Ausflug ist nicht als kulinarische Entdeckungsreise gedacht. Messer und Gabel haben im Rucksack nichts verloren. Auch wenn es verführerisch erscheint – die dicke Ausbeute an Amphibienschenkeln, die sich munter in den Fangeimern tummelt, ist nicht als kaltes Büffet zu betrachten. Nein, nein. Es geht um Artenschutz. Als Belohnung für die strikte Selbstbeherrschung der Gäste winkt am Ende wahlweise ein deftiges Leberwurstbrot oder ein Riesenschnitzel. Denn mit Herkunft dieser Leckereien nehmen wir es nicht so genau.

Japaner

Sie sind ja bekannt dafür, dass sie immer die neuesten Modelle der heimischen Technologie-Industrie mit sich auf Reisen führen. Besonders beliebt sind im Land der aufgehenden Sonne Kameras aller Art. Die könnten in Hattingen zum Einsatz kommen: Ein Prachtexemplar von Baustelle befindet sich an der B51 zwischen Bahnhofstraße und Ruhrbrücke. Es ist damit zu rechnen, dass die japanischen Gäste wenig Zeit mitbringen. Sie haben „13 Baustellen in 14 Städten an zwei Tagen” gebucht.

Südafrikaner

Südafrikanische Gäste werden ihre wahre Freude haben an unseren Fußballplätzen. Spätestens seit bekannt ist, dass die WM 2010 bei ihnen ausgetragen wird, ist am Kap der Guten Hoffnung das Fußball-Fieber ausgebrochen. Die südafrikanische Nationalmannschaft wird im Volksmund „Bafana Bafana” genannt. Der Ausdruck aus der Zulu-Sprache bedeutet „grüner Junge”. Das bezieht sich nicht auf die Trikotfarbe, sondern auf die geringe Erfahrung. Auch die SG Welper und der TuS Hattingen haben ja junge Mannschaften. Wie die deutschen Kicker mit den Vuvuzelas, den lauten afrikanischen Fan-Tröten, klar kommen, wird sich erst zeigen. Obwohl: Das Genuschel eines Stadionsprechers bei kaputtem Mikrofon kommt dem Geräusch sehr nahe.

Texaner

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© Svenja Hanusch

Seinen Revolver sollte der Texaner besser Zuhause lassen, sonst gibt's Probleme am Flughafen. Hat er seinen Cowboy-Hut und Sporen im Gepäck: erlebt er auch hier den Wilden Westen, den Traum von Freiheit und Abenteuer. Bei den Pitcher Cowboys, die im Sommer sogar zu echten Texas Rangern vereidigt worden sind. Gemeinsam können sie ganze Steaks auf den Grill hauen, auf dem Schießstand die Gewehre durchpusten und über die amerikanische Geschichte diskutieren. Sofern die Chemie stimmt, werden die Texas Ranger sogar zur Kompanie. Dann ginge es ab zu den Winz-Baaker Heckrindern, vom Pferd aus das Lasso schwingen. Nein, das war ein Scherz! Die Texas Ranger können doch gar nicht reiten.

Bayern

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© WAZ FotoPool

Da samma. Dem Bayern bieten wir: Altstadtfest statt Oktoberfest, Currywurst statt Weißwurst, Brötchen statt Semmeln und Hügelland statt Bayrischem Wald. Den Süddeutschen überraschen wir mit einer Wanderung, denn zur Kultur gehört die Natur. Die Strecke führt vorbei an Bächen, durch den Wald und steile Pfade entlang – Felderbachtal, Höhenweg, Immelberg und Juttermannsberg. Eine Variante: Nordic Walking mit Unterstützung des Sauerländischen Gebirgsvereins. Den Gast – ob mit oder ohne Stöcke – immer im Blick behalten: Wirkt er nach zahlreichen Auf- und Abstiegen erschöpft: Brotzeit servieren und/oder ein vierbeiniges Taxi. Auf dem Pferderücken steuern wir das Bandwebereimuseum an, als eine Art „Après Natur” folgt Kultur pur.

Brasilianer

Den Brasilianer zum feucht-fröhlichen Karneval einzuladen, erfordert nicht viel Fantasie. Und: Von dem närrischen Kultur-Austausch profitieren beide: heißblütiges Temperament trifft Holti. Schwungvolle Tänze mischen sich mit der Choreografie heimischer Mariechen. Texte vom Eiermann oder dem Pferd auf dem Flur bringen wir dem Gast bei – zumindest den Refrain. Zuvor klären wir über die Verkleidung auf, um fiebrige Erkältungen auszuschließen. Kennen wir doch aus dem Fernsehen eher bunte Federn und knappe Kostüme aus Rio. Der gute Gastgeber warnt den Besuch also vor frostigen Temperaturen: Damit der die Kamelle nicht in zu luftigen Kleidern fängt. So bleibt der jecke Spaß auch 2010 jugendfrei.

Aufgezeichnet von Linda Aschendorf, Svenja Hanusch, Dominka Sagan und Sebastian Schneider