Hattingen. Samstag, 2. Juli 1396: Durch den beurkundeten Befestigungsvertrag wird aus dem Hof Hattingen die Stadt Hattingen. Ein Blick in die Vergangenheit.
Hatneghen, Hatnecke oder Hatnicke, Hattenhecke oder Hattenkokge, Hatheyneyghe oder eben: Hattingen. Egal, wie man unsere Stadt nennen will, eines steht fest: Heute feiert sie ihren 625. Geburtstag – herzlichen Glückwunsch!
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Aus dem Hof Hattingen wird die Stadt Hattingen
Samstag, 2. Juli 1396. Graf Dietrich von der Mark und der Schultheiß des Hofes von Hattingen, Conrad Lebbinck, zurren den Befestigungsvertrag fest. Sie einigen sich, dass die Rechte des Hofes innerhalb der Befestigungsmauern auf ewige Zeit unberührt sein sollen. Aus dem Hof wird die Stadt.
Was die Bürgermeister und den Rat stolz macht: Sie dürfen sich in Privilegien sonnen, dürfen nach und nach Wegegeld und Weinzins kassieren, es gibt keine Zölle mehr und es dürfen Wochen- und Jahrmärkte abgehalten werden – es ist auch die Legitimierung eines Marktes, den es schon seit beinahe 40 Jahren auf dem Kirchplatz gibt.
Feste auf dem Nocken an der Winzer Ruhrfurt
Drehen wir die Uhr aber noch einmal um Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte zurück. Es sind die Hattuarier, ein germanischer Volksstamm, die sich auf dem Nocken an der Winzer Ruhrfurt niederlassen. Auch am Kattenstein in Blankenstein (heute: Katzenstein) etwa hinterlassen sie ihre Spuren.
Im 8. Jahrhundert kommen die Sachsen. Sie breiten sich aus, gründen den Gau Hatterun. Aus der alten Hattuarier-Feste wird ein fränkischer Reichshofe, dem etwa 20 Unterhöfe in Elfringhausen, Stüter und Stiepel angehören. Durch das Gebiet verläuft der strategisch wichtige und so wertvolle Hilinciweg. Im Jahr 990 wird der Reichshof offiziell: Die Bauern sind Karl dem Großen unterstellt, sie werden sich in den nächsten Jahrhunderten immer auf diese Freiheit berufen.
Eben dieser Reichshof samt seiner Kirche gehen Anfang des zweiten Jahrtausends in den Besitz der neuen Benediktiner-Abtei Deutz bei Köln über. Die Kirche des Dorfes Niederwenigern wird 1147 erstmals als Deutzer Besitz benannt.
Der folgenschwere Streit auf dem Isenberg
Am 7. November 1225 wird alles anders: Der familiäre Frieden der Isenberger, die auf der mächtigen weißen Burg über dem Ruhrbogen thronen, wird durch einen Streit von Friedrich von Isenberg mit seinem Onkel zweiten Grades, Erzbischof Engelbert I. von Köln, gestört. In der Dämmerung des ersten Freitags im dunklen November 1225 lauert Friedrich seinem Onkel auf, sie meucheln ihn mit 40 bis 50 Hieben und Stichen, an die hundert Knochenbrüche werden gezählt. Kein Zweifel: Das war kein Versehen, das war Mord – als Täter gilt der Graf Friedrich von Isenberg.
Ein Jahr später wird er durch Flechten aufs Rad, das so genannte Rädern, hingerichtet. Die Familie verliert Burgen und Besitze, seine Brüder – die Bischöfe von Münster und Osnabrück – werden abgesetzt.
Neue Burganlage auf dem „Blancken Steyn“
Der neue Landesherr, der Graf von der Mark, entscheidet ein paar Jahre später, ganz in der Nähe auf dem „Blancken Steyn“ eine eigene Burganlage zu errichten. Er ist es auch, der dem Hof Hattinger immer mehr Privilegien einräumt – die Untertanen wollen schließlich bei Laune gehalten werden.
Ritter Johann von Weite auf Kliff kauft den Rittern „de Hattneggen“ den Cleverhof und somit vermutlich auch die Schultheißenrechte. Graf Engelbert von der Mark verleiht im Jahr 1350 die Freiheitsrechte, neun Jahre später gibt es Markttreiben und die Kirche hat einen Kantor.
Stadtwerdung Hattingens schreitet voran
Hattingens Stadtwerdung geht Schritt für Schritt voran. Bürgermeister und Ratsherren üben längst eine Art der Selbstverwaltung aus. Am 16. Juni des Jahres 1396 handeln Graf Dietrich und Conrad Lebbink den Befestigungsvertrag aus, am 2. Juli wird dieser schließlich beurkundet – Hattingen wird ab sofort als Stadt bezeichnet. Später verleiht Graf Dietrich von der Mark Hattingen auch ein Stadtsiegel in Gestalt des Heiligen Georg.
Die Geschichte der Stadt Hattingen hat begonnen.
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Historie – Hattingen im Laufe der Jahre
2000 v. Chr. Erste Siedlungen, etwa 20 Hügelgräber dieser Kulturen sind in Holthausen nachweisbar. Der Hilinciweg führt bereits durchs Balkhauser Tal.
4 n. Chr. Der Germanenstamm der Hattuarier besiedelt den Nocken in Winz. Ihnen verdankt Hattingen seinen heutigen Namen. Der Horkenstein ist als einziges sichtbares Zeichen dieser Zeit erhalten geblieben.
360. Kaiser Julian dringt zum Schutz der römischen Reichsgrenzen ins Land der Hattuarier vor. Sie werden dem Stammesverband der Franken zugeschlagen.
555. Sachsen suchen sich neue Siedlungsplätze und ziehen plündernd im Hattuarier-Land umher.
715. Die Sachsen erobern das Gebiet östlich des Rheins. Der Raum um Hattingen und Herbede wird sächsisch.
772. Karl der Große beginnt seine Eroberungszüge. Der Hattuarier-Gau wird wieder fränkisch.
793. Ludgerius gründet das Kloster Werden. Hier wird jetzt die jährliche Hattinger Landveste (Gerichtsversammlung) angehalten. Der Drost des Amtes Blankenstein ist zumeist auch Drost Werdens.
851. Der Landzug wird urkundlich als Hatterungau bezeichnet.
970. Die Brüder Hugbold, Folker und Athalward schenken dem Kloster Werden ihren Besitz in Holthausen und zwei Tagwerke in „Sunnasbroka“ (Sünsbruch).
990. Hattingen ist „curtis imperii“ (Reichshof).
1005. König Heinrich schenkt den Reichshof Hattingen dem Kloster Deutz bei Köln.
1047. Erste Erwähnung von „Bredonsceht“ (Bredenscheid).
17.6.1147. Papst Eugen III. bestätigt der Abtei Deutz den Besitz der Kirche in „Winingen“ (Niederwenigern). Sie ist dem heiligen Märtyrer Mauritius geweiht.
1150. Werdener Besitz in Baak und Winz wird bekannt. Die Pfarrkirche in Sprockhövel wird als Hattinger Tochterkirche erwähnt.
1160. Die Pfarrkirche in Herbede wird als Hattinger Filiale genannt.
1193-99. Bau der Isenburg, eine der größten und wehrhaftesten Burgen in Westdeutschland.
1200. Neubau der St.-Georgs-Kirche in Hattingen.
7.11.1225. Erzbischof Engelbert wird durch Graf Friedrich vom Isenberg und sein Gefolge ermordet.
Ende 1225. Der neue Kölner Erzbischof Heinrich von Mollenark lässt die Isenburg zerstören.
12.5.1227. Baubeginn für eine Burg auf dem „Blancken Steyn“ (Blankenstein) durch Graf Adolf von der Mark.
1280. Erste Erwähnung von „Welpere“ (Welper).
(Quelle: „Hattingen Chronik“ von Stadtarchivar Thomas Weiß / Klartext-Verlag)