Hattingen. Schon bei der Herstellung ihrer Installation am Alten Rathaus in Hattingen bleiben die Menschen bei Künstlerin Birgit Feike stehen.

„Was ist das? Was machst du da?“ fragt der fünfjährige Jonas Martin, der gerade mit seiner Mutter unter dem rot-weißen Flatterband herläuft. Er bleibt abrupt stehen und „interviewt“ die Künstlerin Birgit Feike. Sie steht auf einer kleinen Leiter und arbeitet für die Ausstellungseröffnung des Projekts „Grenzflächen“ an ihrem Kunstwerk am Alten Rathaus.

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Die unerwartete Konfrontation soll Reaktionen bei den Betrachtern auslösen

Mit Kindern komme man immer sofort ins Gespräch, erzählt die geborene Bottroperin, die jetzt ihr Studio in Dortmund hat. Und es ist genau das, was sie möchte: Ins Gespräch kommen mit dem Betrachter. Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen, ist ihr Anliegen. Im Dialog mit dem jeweiligen Ort, die Möglichkeiten und Besonderheiten seiner räumlichen Gegebenheit auszuschöpfen.

Geeignet sind für sie Plätze an Museen, Rathäusern, Stadtgärten, Kunstvereine und Galerien. „Birgit Feike möchte den Betrachter durch die unerwartete Konfrontation mit dem Kunstwerk für einen Moment aus seinem Alltag, beziehungsweise aus seiner gewohnten Sicht holen und zu einer unmittelbaren Reaktion auffordern“, schildert die Vorsitzende des Hattinger Kunstvereins, Christiane Nicolai.

Die Kunst soll den gewohnten Weg oder Blick brechen

Mit ihrer Kunst will Birgit Feike den gewohnten Blick der Betrachter brechen. Sie sollen durch die unerwartete Konfrontation mit dem Kunstwerk zu einer Reaktion aufgefordert werden.
Mit ihrer Kunst will Birgit Feike den gewohnten Blick der Betrachter brechen. Sie sollen durch die unerwartete Konfrontation mit dem Kunstwerk zu einer Reaktion aufgefordert werden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Sichtbarmachen von Grenzen durch Veränderung des Gewohnten und Aufzeigen von Reaktionen, ist die Intention. Die Kunst soll einen gewohnten Weg oder Blick unterbrechen. Das gelingt tatsächlich schon beim Herstellen des rot-weißen Kunstwerks, das Birgit Feike am Samstagmorgen am Durchgang unter dem alten Rathaus webt. Mit bloßen Händen. „Ein Anker ist der Künstlerbund Bottrop, wo sie an ihr Vorbild Anni Albers, Web-Künstlerin des Bauhaus, im wahrsten Sinn anknüpfen kann“, sagt die Hattinger Kunstverein-Vorsitzende.

Die „Grenzflächen“ in Hattingen sind eine Station von vielen in NRW, die die Künstlerin mit Langzeit-Kunstwerken bespielt. „Sie webt vor Ort, grenzt aus macht sichtbar, deutet hin und erwartet Passanten Re-Aktionen, die dokumentiert werden“, freut sich Christiane Nicolai.„Wir vom Kunstverein haben uns natürlich eine besondere Stelle für Birgit Feikes Grenzfläche ausgesucht, unser beliebtes Altes Rathaus von 1597, das wir aus feuerschutzpolizeilichen Gründen seit zwei Jahren nicht mehr bespielen dürfen, das mittlerweile eine Grenzfläche ist.“ Der Kunstverein möchte auf diesen Missstand aufmerksam machen, „an dem sich nichts zu ändern scheint und dankt der Künstlerin für die Unterstützung.

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Veränderungsprozess wird digital dokumentiert und präsentiert

Die Arbeiten sind temporär und verändern sich – bis hin zum völligen Verschwinden.
Die Arbeiten sind temporär und verändern sich – bis hin zum völligen Verschwinden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Birgit Feike, die Goldschmiedin gelernt und Kunst studiert hat, interessiert sich schon lange für den öffentlichen Raum. Mit ihrer Installationskunst, die vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft finanziert wird, möchte sie aufmerksam machen, das Gewohnte unterbrechen, den Blick verändern.

„Meine Arbeiten sind temporär, sie unterliegen immer einem Veränderungsprozess bis hin zum völligen Verschwinden. Das finde ich überhaupt nicht schlimm, es ist genau so gewollt.“ Dieser Prozess wird digital dokumentiert und in den sozialen Medien präsentiert.

Ihre Kunst wird außer im öffentlichen Raum – am Alten Rathaus und am Glockenturm am Krämersdorf – auch in einer Einzelausstellung in der Interims-Galerie Neue Räume in der Bahnhofstraße zu sehen sein. Dort kann man die Bandbreite ihres künstlerischen Schaffens betrachten.

Ausstellung bis September in der Galerie „Neue Räume“

Das Projekt „Grenzflächen“ in der Hattinger Altstadt ist eine Aktion von vielen, mit denen Birgit Feike in NRW den gewohnten Blick der Menschen unterbrechen will. Das große Spektrum ihres Schaffens kann man auf ihrer Homepage finden: www.birgit-feike.de.

Die Ausstellung „Faden – Fläche – Raum“ läuft seit Sonntag, 30. Mai, in der Galerie w“Neue Räume“, Bahnhofstraße 18 a, und ist dort bis zum 5. September zu sehen. Öffnungszeiten täglich, aber nur mit Voranmeldung beim Kunstverein Hattingen unter vorstand@kunstverein-hattingen.de oder info@birgit-feike.de.