Hattingen. Die Bundesregierung kündigt Lockerungen für Geimpfte an. Viele junge Menschen in Hattingen stellen sich hierbei die Frage: Was ist mit uns?
Lockerungen für Geimpfte sind ab dem Wochenende in Deutschland möglich - so auch in Hattingen. Eine entsprechende Verordnung hat die Bundesregierung am Dienstag (4.5.) beschlossen. „Ein wichtiger Schritt hin zur Normalität“, sagte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). Doch gerade viele junge Bürgerinnen und Bürger, die vorwiegend noch nicht geimpft sind, fühlen sich dadurch von der Regierung hintergangen.
In der Fußgängerzone in Hattingen ist ein deutlicher Zwiespalt unter den Bürgerinnen und Bürgern zu spüren. Einige freuen sich für die ältere Bevölkerungsgruppe, nun endlich Freiheiten zurückzubekommt - andere halten den Vorstoß der Regierung für unsolidarisch.
Wirtschaftlich die richtige, solidarisch die falsche Entscheidung
Andra Prins (34) und Maja Prins (30) sehen die Situation zwiegespalten. „Wirtschaftlich halte ich die Lockerungen für Geimpfte für richtig, allerdings ist es nicht solidarisch“, so Maja Prins. „Ich hätte schon ein mulmiges Gefühl, wenn Geimpfte sich in Restaurants setzen dürften und Ungeimpfte nicht.“
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Andra Prins wünscht sich von der Politik mehr Transparenz. Es sei wichtig, das Thema differenziert zu betrachten. So lange jeder Bürger nicht frei über die Impfung entscheiden könne, sieht sie die Lockerungen für Geimpfte eher kritisch.
Auch die 46-jährige Anna Lensing hat bei dem Thema gemischte Gefühle. „Ich bin zwar bereits einmal geimpft, leide aber mit meinen Kindern, die noch warten müssen. Es müssten mehr Menschen geimpft sein, aktuell halte ich die Lockerungen noch für verfrüht.“
„Man muss aufpassen, dass kein Neid entsteht“
Dirk Müller hat mit 63 Jahren ebenfalls die erste Impfung hinter sich, kann die junge Generation aber gut verstehen. „Lockerungen sollten erst kommen, wenn jeder die freie Entscheidung über ein Impfangebot hat.“
„Gleichheitsprinzip“ lautet auch das Motto von Volker Pitarelli (53). Er möchte sich impfen lassen, hatte bislang aber noch nicht die Möglichkeit. „Man muss aufpassen, dass kein Neid in der nicht geimpften Bevölkerung entsteht.“
„Ich freue mich für alle, für die Einsamkeit nun ein Ende hat“
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Gesa (28) sagt von sich, keine Neidgefühle zu haben. Im Gegenteil: „Ich freue mich für alle Geimpften, die jetzt wieder mehr Freiheiten bekommen. Für meine Eltern, die jetzt endlich ihre Rente genießen können, für Menschen in Heimen und Pflegeeinrichtungen und generell für alle, für die Einsamkeit nun ein Ende hat.“
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Eine ähnliche Meinung hat auch Studentin Funda (23). „Geimpften an sich wird durch die Freiheiten nichts geschenkt, sondern ihnen werden nur Rechte, die uns allen zustehen, stückweise zurückgegeben.“ Für sie gibt es zu wenige Gründe, Geimpfte weiterhin einzuschränken.
Hingegen sagt Studentin Julia (24): „Ich finde, die jungen Menschen haben sich jetzt sehr lange und sehr einschneidend eingeschränkt, um vor allem die älteren Generationen zu schützen. Wenn diese jetzt vermehrt mehr Freiheiten genießen, dann finde ich das ungerecht.“
Der Wunsch ist da, die Impfpriorisierung aufzuheben
Auch in den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen zu dem Thema auseinander. Eine Nutzerin schreibt auf der Hattinger Facebookseite der WAZ: „Ich werde zwar am Samstag geimpft, finde es aber sehr unfair gegenüber denen, die noch keine Möglichkeit bekommen haben und auch noch lange warten müssen.“
Sie meint, Lockerungen würden die Gesellschaft spalten. Ein anderer Nutzer wünscht sich dringend eine Aufhebung der Impfpriorisierung und hält dann die kommenden Lockerungen für sinnvoll.
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