Hattingen. Der Ortsbürgermeister für Hattingen-Bredenscheid beklagt die schlechte Nahversorgung. Warum er Handel und Dienstleister dennoch in Schutz nimmt.

Am Donnerstag übergibt der Bürgerverein Bredenscheid seine Listen mit Protestunterschriften gegen die Schließung der SB-Filiale der Sparkasse im Stadtteil an Bürgermeister Dirk Glaser. Kai Wegemann ist einer von denen, die unterschrieben haben. Und dennoch zeigt der neue Ortsbürgermeister für Bredenscheid-Stüter auch Verständnis für das Vorgehen des Kreditinstitutes.

„Wir müssen die Warnungen des Landeskriminalamtes ernst nehmen“, sagt Wegemann im Gespräch mit der WAZ. „Wenn die Sprengungen von Geldautomaten immer unprofessioneller werden, ist nicht auszuschließen, dass die Holzdecke in dem Gebäude in Brand gerät und die Menschen in den Wohnungen darüber in Gefahr kommen. Da bestand Handlungsbedarf.“

Nur noch einmal im Jahr

Er persönlich könne auf die direkte Nähe zu einem Sparkassen-Standort übrigens auch gut verzichten. „In Zeiten von Online-Banking betrete ich eine Bankfiliale inzwischen nur noch einmal im Jahr“, erklärt Kai Wegemann (52).

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Auch bei den anderen Faktoren, die die Nahversorgung in Bredenscheid betreffen, zeigt der neue Ortsbürgermeister Verständnis für die Wirtschaft. Die macht bekanntlich einen großen Bogen um den Stadtteil. Es gibt keinen Bäcker, keinen Metzger, keinen Tante-Emma-Laden. „Ja, das ist nicht schön. Aber eben schwierig zu ändern“, findet Wegemann.

„Die Lage ist einfach verzwickt“

Er selbst habe mit Betreibern von Netto- und Raiffeisenmärkten über den Standort Bredenscheid gesprochen. „Die dort zulässige Größe ist für beide unrentabel“, schildert Wegemann die Lage. Selbst ein Automaten-Supermarkt lasse sich dort nicht realisieren. „Es ist ja nicht so, dass ich nichts unternehmen würde. Die Lage ist einfach verzwickt“, rechtfertigt sich der Ortsbürgermeister von der CDU.

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Seine Hoffnung ruht nunmehr auf einem Verkaufswagen, der den Stadtteil regelmäßig ansteuert. „Es gibt konkrete Pläne“, sagt Kai Wegemann. „Aber eben auch den eindeutigen Wunsch des Anbieters, einen Test erst zu fahren, wenn die Corona-Lage entspannter ist. Bis dahin müssen wir uns eben mit den beiden Hofläden in unserem Stadtteil begnügen.“

Landwirt und Dienstleister

Apropos begnügen: Dass Kai Wegemann, der nach der Kommunalwahl im September 2020 ins Amt kam, als Ortsbürgermeister für Bredenscheid-Stüter öffentlich noch nicht wirklich in Erscheinung getreten ist, räumt der Christdemokrat ein. „Die Corona-Lage schränkt die Möglichkeiten aktuell sehr ein“, sagt Wegemann. „Mit den Bürgerinnen und Bürgern bin ich aber sehr wohl im Gespräch.“

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Als neuen Ortsbürgermeister ins Gespräch gebracht hat den gebürtigen Hattinger Wegemann nach der Wahl CDU-Fraktionsvize Reinhard Korfmann, der im Hügelland ein Unternehmen für Abwassertechnik betreibt. Auch Wegemann ist Unternehmer. Er führt den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern fort und bietet seit 2009 Dienstleistungen wie das Waschen von Pferdedecken und Baumfällungen an.

Sieben Ortsbürgermeister kümmern sich

Sieben Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister kümmern sich in Hattingen um die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger in den Stadtteilen.

Blankenstein und Welper: Thomas Dorndorf-Blömer (SPD), Telefon 6 73 09.

Bredenscheid-Stüter: Kai Wegemann (CDU), Telefon 97 158 9.

Oberstüter: Dr. Ulrike Brauksiepe (CDU), Telefon 50 66 71.

Elfringhausen: Heinz-Theo Weghaus (CDU), Telefon (02052) 96 16 87.

Holthausen: Marlis Fry (SPD), Telefon 3 40 54.

Niederbonsfeld und Niederwenigern: Heinz-Theo Haske (CDU), Telefon 4 03 85.

Winz-Baak: Margot Dröge (SPD), Telefon 8 16 90.

In der Hattinger CDU hatte der verheiratete Bredenscheider und Vater zweier Söhne (12 und 16 Jahre) bisher keine Funktion. Der Anfrage, ob er Ortsbürgermeister werden wolle, habe er dann aber sofort zugestimmt.

Eine einzige Wählerstimme gab den Ausschlag

Dass sich ein Christdemokrat um die Sorgen und Nöte der Bredenscheider kümmert, kam denkbar knapp zustande. Eine einzige Wählerstimme sicherte der CDU den Zugriff darauf. SPD-Ortsvereinschef Christoph Ritzel verlor den Job. Gespräche geführt haben die beiden nach dem Amtswechsel übrigens noch nicht. „Es hat sich nicht ergeben“, sagt Kai Wegemann.

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