Sprockhövel. Die Bezirksregierung will Fördermittel zurückhaben, die der Sprockhöveler Verein Bergbauaktiv für das Besuchsbergwerk braucht.
In den Nachrichten wird häufig über staatliche Corona-Hilfen für Wirtschaftsunternehmen berichtet, die fließen oder ausbleiben. Es sind aber auch Einrichtungen der Kultur und der Geschichte, die auf Unterstützung angewiesen sind. In Sprockhövel schlägt nun Uwe Peise vom Verein Bergbauaktiv Alarm, weil die Bezirksregierung gezahlte Förderungen für den Stock und Scherenberger Erbstollen zurückfordert.
Tausende Stunden ehrenamtliche Arbeit
„Die Bezirksregierung treibt das weltweit einmalige Besucherbergwerk Stock und Scherenberg in den Ruin. Tausende Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit, Spenden und Fördergelder, alles ist für die Katz!“. Uwe Peise ist außer sich, als er den jüngsten Bescheid aus Arnsberg erhält: Nicht nur, dass der Antrag für den durch die Pandemie in Not geratenen Stock und Scherenberger Erbstollen abgelehnt wird, auch bereits überwiesene 7300 Euro Unterstützung für das Besucherbergwerk werden zurückgefordert.
Erbstollen in Sprockhövel sehr beliebt
In Sprockhövel erfreuen sich Peise und die anderen Vereinsmitglieder, die fachmännisch den Erbstollen für die Öffentlichkeit zugänglich machen, allgemein großer Beliebtheit. Denn Peise sichert einen wichtigen Teil der Sprockhöveler Bergbautradition. Und so schien es dem Sprockhöveler als naheliegend wie folgerichtig, in der Zeit ausbleibender Besucher, wegfallender Besichtigungstermine und Einnahmen beim Staat anzuklopfen: Hier gibt es ein Sonderprogramm „Heimat, Tradition und Brauchtum“ der Landesregierung NRW zur Unterstützung von Vereinen und Verbänden während der Corona-Pandemie. Gemeinnützige Vereine oder Organisationen, die im Sinne ihrer satzungsgemäßen Aktivitäten den genannten Bereichen zuzuordnen sind, sollen zur Überwindung eines durch die Corona-Krise verursachten existenzgefährdenden Liquiditätsengpasses beim Land Nordrhein-Westfalen einen einmaligen Zuschuss in Höhe von bis zu 15.000 Euro beantragen können.
Finanzmittel dringend benötigt
„Wir sind auf das Geld dringend angewiesen, denn wenn die notwendigen Instandhaltungsarbeiten im Bergwerk nicht jetzt ausgeführt werden, kann das größere Schäden bewirken“, sagt Peise. Eine Wiedereröffnung des Stollens werde so immer unwahrscheinlicher.“ Ohne Mittel aus Düsseldorf, droht Uwe Peise, müsse sein Verein bereits in Auftrag gegebene Arbeiten am Bergwerk stornieren.
Arnsberg sieht keine Vereinsprobleme
Die Bezirksregierung in Arnsberg kann diese Probleme des Vereins Bergbauaktiv nicht erkennen. Um in den Genuss der besonderen Heimatförderung zu gelangen, müsse ein durch die Pandemie verursachter Liquiditätsengpass vorliegen. Die von Peise eingereichten Unterlagen hätten jedoch nach der Prüfung den Schluss nahegelegt, dass Bergbauaktiv auch ohne die staatliche Unterstützung nicht bedroht sei. „Deshalb bestand kein Anspruch auf eine solche Leistung“, heißt es in der schriftlichen Absage. Im Prüfungsverfahren werden die Ausgaben den zu erwartenden Einnahmen gegenübergestellt. Vor dem Hintergrund, dass hier lediglich Ausgaben von vor dem 1. März 2020, dem Beginn des Lockdown, anerkannt werden, hat Peise das Problem, „dass im Nachhinein nichts an den anspruchsbegründenden Tatsachen geändert werden kann“, so die Bezirksregierung.
Sicherer Betrieb nicht zu gewährleisten
Peise führt aus, dass wenn er die von Arnsberg gewährten 7300 Euro zurückzahlte, der Kontostand des Vereins auf magere 700 Euro schrumpfe. „Wenn ich dann noch die 600 Euro Jahresbeiträge der Mitglieder addiere, habe ich nicht mehr die Mittel, um den sicheren Betrieb des Bergwerks zu gewährleisten, zu dem uns die Bezirksregierung selbst verpflichtet hat.“
Anfänge der Grube
Nach Angaben von Balthasar Scherenberg wurden um 1450 die Kohlevorkommen am Schever Busch entdeckt. Es ist die älteste genau lokalisierbare Kohlefundstätte im Ruhrgebiet, die später als die Gruben von Stock und Scherenberg bekannt wurde.
Bei der Stock und Scherenberger Hauptgrube handelt es sich um eine der ältesten Zechen des Ruhrgebiets und um die älteste, deren weitere Entwicklung kontinuierlich ablief. Um 1737 war sie neben den Sieper & Mühler Gruben größter Bergwerksbetrieb im Märkischen. Noch 1805 war sie ergiebigste und reichhaltigste Zeche der Grafschaft Mark.