Hattingen. Die Telefone der Hausärzte in Hattingen stehen wegen der anstehenden Corona-Impfungen schon jetzt nicht still. Doch der Ablauf ist noch offen.
Wenn die Hausärzte mit den Impfungen gegen Corona beginnen können, wird der Ansturm gigantisch sein. Da sind sich der Sprecher der Hattinger Hausärzte, Willi Martmöller, und sein Kollege Lasse Schäfers einig. Schon jetzt rufen bis zu 200 Patienten am Tag (!) an.
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Ärzte aus Hattingen sind verärgert, weil sie sich nicht vorbereiten können
Der Grund für die Verärgerung bei den Ärzten: „Wir wissen nichts, außer dass wir impfen sollen. Wir wissen nicht, wann es wirklich losgeht, wir wissen nicht, mit welchem Impfstoff, wir wissen nicht, wie viel wir bekommen und wo er gelagert werden soll. Wie soll man sich da vorbereiten“, fragt Martmöller.
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Schäfers stimmt zu. „Es macht wütend, dass man so ohnmächtig ist. Die Patienten sind verängstigt und enttäuscht, die ganze Situation macht so müde. Ich hoffe nur, dass wir nicht noch mit Bürokratie überzogen werden.“
Martmöller kann Gezerre um Astrazeneca nicht nachvollziehen
Auch Willi Martmöller kann vieles in diesen Corona-Zeiten kaum nachvollziehen. Zum Beispiel, dass Gezerre um den Impfstoff Astrazeneca. Es sei doch immer schon klar, dass jedes Medikament auch Nebenwirkungen hat. „Hat man schon mal in der Zeitung gelesen, dass jemand schwere gesundheitliche Probleme hatte, nachdem er Blutverdünnungsmittel genommen hat? Oder nachdem er eine Impfung gegen Grippe oder Lungenentzündung bekam?“ Auch die Risiken bei der Einnahme der Pille bei Raucherinnen seien zum Teil schwerwiegend und bekannt. „Aber bei Astrazeneca wird jedes Problem eines einzelnen Patienten öffentlich diskutiert.“
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Er würde sich natürlich mit dem Mittel impfen lassen. Man müsse sich doch fragen, was besser ist: Mögliche Nebenwirkungen des Impfstoffes in Kauf zu nehmen oder an dem Virus zu erkranken. Die Diskussion, die im Augenblick mitten in der Pandemie auf diese Weise geführt werde, könne er nicht mehr nachvollziehen.
Pilotpraxen werden von der Kassenärztlichen Vereinigung ausgelost
Lasse Schäfers steuert noch eine ganz andere Problematik hinzu. „Wir haben uns für die Impfungen zur Pilotpraxis angemeldet“, sagt er. Von der Kassenärztlichen Vereinigung kam dann folgende Mitteilung: Man komme durch die Anmeldung in eine Verlosung. Und wenn eine Praxis das Glück hat, ausgewählt zu werden, bekomme man 100 Impfdosen zur Verfügung gestellt, die man an chronisch Kranke unter 70 Jahren verimpfen dürfe.
Start nach Ostern geplant
Nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern am vergangenen Freitag wurde ein (vorläufiger) Zeitplan für die Hausärzte festgezurrt: Gleich nach Ostern (5. April) sollen sie loslegen.Allerdings werden sie zunächst nur sehr wenige Impfdosen zur Verfügung haben. Die Rede ist von etwa 20 Ampullen für jede Hausarzt-Praxis pro Woche.
Auch da hätten die Ärzte also keinen Freiraum, sondern bekämen vorgeschrieben, wie sie vorzugehen haben. „Wir können nur das machen, was man uns lässt“, stellt er fest. In jedem Fall rechnen beide Ärzte damit, dass die Telefonleitungen zusammenbrechen, sobald klar ist, wann die Ärzte an den Start gehen dürfen. „Dann werden auch die Anrufe von Patienten blockiert, die sich nur einen Termin holen möchten oder ein ganz anderes medizinisches Problem haben.“
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