Ennepe-Ruhr-Kreis. Nach der Mail-Panne des EN-Kreises werden keine harten Sanktionen befürchtet. Auch in den Sozialen Medien gibt es jetzt verständnisvolle Töne.

Nach der Panne mit dem offenen E-Mail-Verteiler rechnet der Kreis nicht mit harten Sanktionen. „Die Frage der Konsequenz richtet sich danach, wie groß der Schaden ist“, erläutert Kreissprecher Ingo Niemann auf Anfrage der WAZ. Und in diesem Fall gehe es lediglich um Mail-Adressen und nicht etwa um Gesundheitsdaten. „Eine Rüge der Landes-Datenschutzbeauftragen wäre denkbar“, so Niemann weiter.

Sanktionen nur in Ausnahmefällen

Gemeint ist damit die „Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit“ (LDI), die in diesem Fall die entsprechende Aufsichtsbehörde ist. Und deren Einschätzung klingt ganz ähnlich: „Wir werden den Sachverhalt gegenüber der verantwortlichen Stelle aufgreifen“, heißt es auf Anfrage der WAZ von der LDI. „Nach Vorliegen aller relevanten Informationen sowie der Stellungnahme der verantwortlichen Stelle werden wir dann entscheiden, welche Maßnahmen zu treffen sind.“

Grundsätzlich liege bei einen offenem E-Mail-Verteiler eine „Offenlegung personenbezogener Daten ohne Rechtsgrundlage“ vor, heißt es von der Pressestelle der Aufsichtsbehörde weiter. Die datenschutzrechtliche Bewertung sei jedoch vom Einzelfall abhängig. „In der Regel weisen wir Verantwortliche auf den vorliegenden Datenschutzverstoß hin, sanktionieren jedoch nur in Ausnahmefällen.“

Verständnisvolle Stimmen bei Facebook

Und auch in den Sozialen Netzwerken scheint der Zorn verraucht und es finden sich mittlerweile auch verständnisvolle Kommentare. „Wem ist denn so ein Fehler nicht schon mal passiert?! Der Verantwortliche wird so einen Fehler vermutlich nie wieder machen. Aber personelle Konsequenzen? Ich hoffe nicht“, schreibt etwa Sandra Hohmann unter die bisherige Berichterstattung. Und Andreas Leveloh merkt an: „Hach, was waren das schöne Zeiten früher, als im Postamt noch die dicken gelben Telefonbücher offen auslagen und man von (fast) jedem, der einen Festnetzanschluss hatte, die Adresse heraussuchen konnte.“

Mittlerweile, sagt Kreissprecher Ingo Niemann, habe der Kreis auch noch eine Entschuldigungs-Mail auf den Weg gebracht.

Hintergrund der Aufregung war eine Sammel-Mail, mit der der EN-Kreis eine große Zahl Impftermine bis zum Ende der Woche absagen musste, weil Deutschland die Impfung mit Astrazeneca-Impfstoff kurzfristig ausgesetzt hatte. Im Eifer des Gefechts waren die Empfänger-Adressen im regulären Empfängerfeld gelandet und nicht im Blindkopie-Feld (Bcc). So konnte jeder Empfänger der E-Mail alle 1493 weiteren Adressen sehen.