Hattingen. Gegen die Kontaktarmut in der Corona-Pandemie hat sich Lexa Voss aus Hattingen etwas einfallen lassen: Bei ihr kann man mit Schafen kuscheln.
„Mit Tieren verdient man nur viel Geld, wenn man sie ausbeutet – das war jedoch nie unser Ansatz“, sagt Lexa Voss vom Begegnungshof „In der Espe“ in Elfringhausen. Sie hätte daher auch schon vor der Pandemie gucken müssen, wie sie alles finanziell manage – „aber der Lockdown machte es ungleich schlimmer, da zurzeit alle unseren Gruppenangebote untersagt sind.“
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Doch die 45-Jährige lässt sich nicht entmutigen: „Ich bin ein kreativer, flexibler Mensch, Stillstand ist nichts für mich – so kommen mir viele Ideen in den Sinn.“ Manche Ideen sind so erfolgreich, dass Voss es kaum glauben kann – dazu gehört ihr Angebot „Unbegleitete Schafbegegnungen“.
„Ich habe während des Lockdowns zuerst an die vielen alleine lebenden Menschen gedacht, Leute, die sehr unter der Kontaktarmut leiden“, erzählt sie. Und ihre acht Schafe seien durch jahrelangen engen Menschenkontakt so zutraulich wie Hunde – „die haben ein richtiges Kuschelbedürfnis, sie genießen es so sehr wie wir Menschen!“ Aber Voss könne aufgrund des Zeitaufwands nicht täglich alle 29 Hof-Tiere ausgiebig kuscheln. Deshalb bietet sie Kuschelstunden mit ihren Schafen gegen eine Spende an. „Und diese Termine sind im Moment wieder sehr gefragt und die Besucher echt großzügig!“ So großzügig, dass die letzte staatliche Corona-Hilfe nicht infrage kam: „Aufgrund der Spendenbereitschaft lagen wir knapp unter der Berechtigungsgrenze.“
Die Tiere haben unterschiedliche Persönlichkeiten
Aufgrund der Corona-Schutzbestimmungen laufen die Kuschelstunden unbegleitet ab: „Die Besucher treffen die Schafe alleine, aber ich gucke halt schon mal durchs Fenster rüber“, gibt Voss zu. „Unsere Gäste erhalten aber auch vorab einen Zettel mit allen wichtigen Infos wie Wegbeschreibung und Verhaltensregeln.“ Auch eine Beschreibung, welches Schaf welche Eigenarten hat, sei dabei – „denn die haben alle ganz unterschiedliche Persönlichkeiten.“
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„Carlotta“ sei beispielsweise die Oberkuscheldame unter ihren Schafen, erzählt die Diplom-Gesangspädagogin von dem etwa 100 Kilogramm schwere Schaf. „Sie scharrt vehement mit ihrem Fuß, sobald man aufhört, sie zu streicheln.“ Auch Schaf „Kaspar“ fordere Zuwendung selbstbewusst ein: „Der schubst dann gerne mal die Besucher leicht mit dem Kopf an.“
Auf dem Hof soll es allen gut gehen – Mensch und Tier
Lexa Voss ist es wichtig, dass die Besucher auch auf ihre eigenen Bedürfnisse achten: „Wenn man sich bedrängt fühlt, darf man auch mal den Schafkopf vorsichtig wegdrücken oder aufstehen, um Raum zwischen sich und das Tier zu bringen.“ Denn das Wichtigste sei, dass es allen Lebewesen auf ihrem Hof gut gehe, – „nicht nur den Tieren.“
Aber auch der Tierschutz ist für Voss ein wichtiges Thema: „Das Schöne ist, man kommt hier über die Tiere leichter ins Gespräch – auch über solche eher schwierigeren Themen.“ Zu ihrem Hof kämen Leute, die bereits eine Affinität zum Tierschutz haben, aber auch Menschen, die der Besuch völlig verändere: „Manche erleben hier erstmals ein Tier so nah und erkennen die Tierpersönlichkeit – und das macht einfach etwas mit einem.“
Keine Weihnachtsgans mehr – dank Kuschel-Gans „Eddi“
Eine Freundin von Voss zeigte beispielsweise ihren Freunden Fotos und Videos von Hof-Gans „Eddi“: „Diese Gans lässt sich kuscheln wie ein Hund, das öffnet Augen und Herzen – die Freunde verzichten seitdem auf die Weihnachtsgans!“ Eine Geschichte, die Voss sehr berühre: „Genau wegen solcher Geschichten gibt es unseren Begegnungshof.“
Begegnungshof in Elfringhausen besteht seit 2012
Den Begegnungshof „In der Espe“ in Elfringhausen gibt es seit dem Jahr 2012. In der Zukunft soll ein Förderverein gegründet werden.
Zurzeit leben 29 Tiere auf dem Hof, die meisten kommen aus dem Tierschutz. Kuschel-Stunden sind aktuell nur mit den Schafen möglich. Besucher – Kinder ab zehn Jahren nur in Begleitung der Eltern – müssen zuvor per E-Mail einen Termin vereinbaren:
kontakt@lexavoss.de
Infos, alle Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten gibt es im Internet auf www.pferden-natuerlich-begegnen.de oder auf www.facebook.com/Pferden.natuerlich.begegnen
So einen Hof zu betreiben, sei schon früh ihr Traum gewesen – angefangen habe sie jedoch mit reittherapeutischen Angeboten, die es aber schon lange nicht mehr gebe: „Wir begegnen uns heute auf andere Weise: Weg vom Benutzen der Tiere, hin zu einer wertvollen, gemeinsamen Zeit – für Mensch und Tier.“
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