Hattingen. Elf neue Hospizbegleiter kann der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen trotz der Corona-Krise gewinnen. Warum der Dienst an Schulen aktiv ist.
Elf neue ehrenamtliche Hospizbegleiter hat der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen e.V. trotz der Corona-Pandemie gewinnen können.
„Wir hatten großes Glück, dass wir den Vorbereitungskursus in Hattingen trotz Corona geschafft haben“, sagt Silvia Kaniut, Koordinatorin des Regionalbüros Hattingen des AHD Witten-Hattingen. Zwei Einheiten hätten vor dem Lockdown stattfinden können. „Als danach die Lockerungen kamen, haben wir die Teilnehmer gefragt, ob wir weitermachen wollen. Das Ja war einstimmig.“
Ambulanter Hospizdienst Hattingen gewinnt elf neue freiwillige Hospizbegleiter
Lediglich die Praktikumszeit zwischen dem Grund- und dem Vertiefungskursus müsse nun eben im kommenden Jahr nachgeholt werden. „Denn derzeit können wir nicht beispielsweise nicht einfach in die Heime.“
Insgesamt sind aktuell in Hattingen 34 ehrenamtliche Hospizbegleiter aktiv. „Aber wir freuen uns jederzeit über neue Interessenten“, sagt Kaniut. Denn einige Freiwillige sind bereits um die 70 Jahre, eine gar weit über 80 Jahre. Nachwuchs ist also erforderlich.
Hospizbegleiter sind nach einem rollenden System im Einsatz
Im Einsatz sind die Hospizbegleiter nach einem rollenden System. „Nach einer Betreuung, die zwischen wenigen Wochen und zwei Jahren dauern kann, ist es gut, wenn sich die Begleiter erst einmal eine ein- bis dreimonatige Auszeit nehmen“, berichtet Kaniut.
Elf Hospiz-Begleitungen laufen momentan in Hattingen. „Wegen der Corona-Pandemie muss das teilweise telefonisch passieren. Aber das klappt gut. Manchmal schreiben die Hospizbegleiter auch Briefchen. In akuten, dringenden Fällen geht eine Begleitung unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen auch im häuslichen Umfeld.“
Derzeit begleiten die Ehrenamtlichen in Hattingen keine Kinder schwerst kranker Eltern
Auch interessant
Zwar bietet der AHD unter dem Namen „schwarzbunte Zeiten“ die Begleitung von Kindern schwerst kranker Eltern an, aber „da ist momentan keine Familie aus Hattingen an uns herangetreten“, so Kaniut.
Überhaupt ist in der Corona-Zeit manches anders. „Die Sterne, die wir am 12. Dezember noch einmal im Reschop-Carré verkaufen, um unsere Projekte ,Hospiz macht Schule’ für Grundschulen und ,Hospiz macht Schule weiter’ für weiterführende und Berufsschulen zu unterstützen, haben wir sonst bei Treffen im Bürgerzentrum Holschentor gefaltet. Das ist jetzt in Heimarbeit geschehen“, berichtet Kaniut.
Hospizbegleiter wünschen sich in Hattingen mehr Interesse an ihren Schulprojekten
Kontakt
Das Regionalbüro Hattingen des eingetragenen Vereins Ambulanter Hospizdienst (AHD) Witten-Hattingen ist im Holschentor an der Talstraße 8.
Das Büro ist erreichbar unter 02324 38 09 30 70 oder per E-Mail an AHD-Hattingen@gmx.de . Informationen gibt es im Internet.
Mehr Interesse seitens der Schulen an den Projekten, die das Thema Leben und Sterben, Tod und Trauer näher bringen, würde sie sich wünschen. „Bei Elternabenden haben immer einige Eltern zunächst Bedenken, einige hatten sogar überlegt, ob sie ihr Kind für die Zeit eine andere Klasse besuchen lassen“, erinnert sich Kaniut. Sie konnte die Eltern davon abhalten – und erhielt nach dem Projekt begeisterte Rückmeldungen. „Es wird auch viel gelacht.“
Speziell geschulte ehrenamtlich Helfer des AHD besuchen eine Woche lang vormittags für etwa vier Stunden eine Grundschule. Das Projekt, das es seit 2012 gibt, richtet sich vornehmlich an Kinder der 3. und 4. Klassen. An jedem Tag gibt’s einen Themenschwerpunkt: Werden und Vergehen, Krankheit und Leid, Sterben und Tod, Vom Traurig-Sein, Trost und Trösten. Die Kinder lernen in Kleingruppen durch Geschichten, Meditationen, Gespräche, Kreativ-Aktionen, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind.
Selbsterfahrung ist beim Projekt „Hospiz macht Schule weiter“ im Fokus
Auch interessant
Neuerdings ist das Projekt „Hospiz macht Schule weiter“ im Angebot, das beispielsweise in der Berufsschule Hattingen gut ankommt, berichtet Kaniut. „Dafür sind Werner Lutzke, ein ehemaliger Berufsschullehrer, und Andrea Naß speziell geschult.“ Sie gehen je nach Absprache für etwa drei Tage in die Gruppen. „Dabei setzen wir mehr auf Selbsterfahrung“, erklärt Kaniut. Es gehe auch um Fragen der Versorgung, beispielsweise die verschiedenen Möglichkeiten der Patientenverfügung.
Zudem werden Lehrer speziell geschult, so dass langfristig ein Krisenmanagementteam an den jeweiligen Schulen aufgebaut werden kann. „Der Erlös aus dem Verkauf der Sterne fließt in diese beiden Projekte“, sagt Silvia Kaniut.
Das Regionalbüro Hattingen ist an 365 Tagen 24 Stunden für Fragen da – trotz Corona
Sie betont, dass das Regionalbüro Hattingen 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr – auch in Corona-Zeiten – erreichbar ist unter 0174 97 97 029. „Die Menschen können sich mit allen Fragen an uns wenden. Auch, wenn sie nicht wissen, wie es nach einem Klinikaufenthalt daheim weitergehen soll. Wir sind da!“