Hattingen. Keinen Alleingang für Hattingen will Bürgermeister Dirk Glaser, der sich bezüglich der Corona-Schutzmaßnahmen ständig mit dem Kreis abspricht.

„Die Kanzlerin hat in ihrer eindrucksvollen Rede auf den Ernst der Lage hingewiesen. Ich kann gut nachvollziehen, was sie sagt. Die Maßnahmen reichen nicht aus“, erklärt Bürgermeister Dirk Glaser.

Bei 161,65 liegt der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner, in Hattingen am Donnerstag – und ist damit im Vergleich zum Vortag zwar nicht gestiegen, aber eben auch nicht gesunken. Im EN-Kreis liegt der Wert am Donnerstag bei 156,73.

Hattingen stimmt sich mit dem Kreis über Corona-Maßnahmen ab

Ab einem Wert von 200 sollen besondere Corona-Maßnahme greifen, hat das NRW-Gesundheitsministerium beschlossen. In den Hotspots sollen dann Kontaktbeschränkungen verschärft, soll die Maskenpflicht erweitert werden. Möglich seien weitere Schließungen von Kultur-, Sport- und Bildungsangeboten. Dazu könne das Aussetzen des Schulsports zählen.

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Wie das in Hattingen aussehen könnte, wenn die Zahl der Infizierten weiter steigt, weiß Dirk Glaser noch nicht. Alleingänge will er nicht. Er steht in ständigem Austausch mit dem Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises. „Wir wollen keine Sonderwege gehen, das darf nur in Ausnahmefällen passieren.“

Ennepe-Ruhr-Kreis wartet auf Musterallgemeinverfügung

Kreissprecher Ingo Niemann sagt: „Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Soziales plant gerade eine Musterallgemeinverfügung nebst Erlass für den Fall eines Inzidenzwertes von 200. Diese soll im Laufe dieser Woche vorliegen. Die wollen wir abwarten.“

Bürgermeister Dirk Glaser lobt Bürger für Verhalten im öffentlichen Raum

Distanzunterricht und Inzidenzwert

Bislang gibt es zum Thema Distanzunterricht, so erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann, noch keinen Vorstoß seitens der Stadt und sagt: „Dieser müsste auch durch eine Regelung auf Kreisebene oder zumindest in Abstimmung mit diesem erfolgen.“

Betrachtet wird bei weitergehenden Maßnahmen nach Coronaschutzverordnung der Inzidenzwert des EN-Kreises, der aktuell bei 157 liegt. Betrachtet wird bei den Werten auch nicht nur ein einzelner Tag, weil dieser doch sehr starken Schwankungen unterliegt.

Glaser lobt die Bürger allerdings für ihr Verhalten im öffentlichen Raum: „Ich nehme wahr, dass sich die meisten Bürger an die Maskenpflicht in der Fußgängerzone halten.“ Das bestätigten auch kontrollierende Ordnungsamtsmitarbeiter. An einem Fehlverhalten hier könne es also nicht liegen, dass die Infektionszahlen in kurzer Zeit so in die Höhe geschnellt seien. „Wir haben vor Ort gemacht, was man machen kann.“

Inzwischen sind zahlreiche Einrichtungen von Corona betroffen, sei es durch positive Fälle, sei es durch Quarantäne: Grundschule Heggerfeld, Realschule Grünstraße, Gesamtschule, Gymnasium Holthausen, Berufskolleg, die evangelische Kita Johannes Kindernest, die Kita Poststraße, das Seniorenzentrum St. Mauritius und das Altenheim St. Josef.

Glaser: „Die Endlosigkeit eines soften Lockdowns kann es doch auch nicht sein.“

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„Wir müssen genau beobachten, was jetzt passiert“, sagt Glaser, der sich Tag für Tag mit dem Hattinger Stab für außergewöhnliche Ereignisse berät – und nicht nachvollziehen kann, „was Stamp und Laschet da machen“.

Gut verstehen kann Glaser die Entscheidung Sachsens, Maßnahmen zu verschärfen. „Die Endlosigkeit eines soften Lockdowns kann es doch auch nicht sein“, erklärt er. Lieber kürzer, aber dafür konsequent: Das befürwortet Glaser. Denn: „Ich mache mir große Sorgen.“