Hattingen. Im Corona-Jahr kaufen die Menschen in Hattingen ihre Weihnachtsbäume häufiger und früher. Beim Selberschlagen wird ein Anstieg erwartet.

Die Vorweihnachtszeit ist von den Einschränkungen des Teil-Lockdowns geprägt. Schon deutlich vor der Beginn der Adventszeit haben die regionalen Weihnachtsbaumproduzenten in Hattingen einen Effekt gespürt.

„Was wir erkennen können ist, dass jetzt mehr Leute ihren Baum reservieren“, erläutert Achim Backhaus. Schon Mitte November hingen an vielen Bäumen seiner beiden Schonungen in Hattingen und Sprockhövel Schleifen und Schildchen. Das bedeutet, die Kunden haben ihren Traumbaum bereits gefunden, holen ihn aber erst später ab – am liebsten mit Säge und der eigenen Muskelkraft.

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Weihnachtsbaumkauf als Weihnachtsmarktersatz

Die Schleife verrät es: Diese Tanne ist schon vergeben.
Die Schleife verrät es: Diese Tanne ist schon vergeben. © FUNKE Foto Services | aku

„Gerade beim Selberschlagen wird es einen Anstieg geben“, glaubt Backhaus. Er vermutet, dass der Baumkauf als Ereignis so manchen ausfallenden Weihnachtsmarktbesuch für die Kunden ersetzen soll.

Doch auch in seinen Schonungen müssen die Kunden im Corona-Jahr auf einen Teil der Stimmung verzichten. „Sonst gab es bei uns immer Kaffee, Kakao und Waffeln“, erläutert Backhaus. Diese Bewirtung muss in diesem Jahr wegfallen. Einnetzgerät und die Kasse sind ähnlich wie im Supermarkt durch Spritzschutzwände abgeteilt, auch Abstandsmarkierungen gibt es. Und obwohl das Gelände weitläufig ist, herrschen Maskenpflicht und die Maßgabe, die Aufenthaltszeit so kurz wie möglich zu halten, erklärt Backhaus.

Am liebsten schlagen die Kunden selbst

Rund 60 Prozent seiner Kunden schlagen ihren Baum gern selbst, sagt der Weihnachtsbaumproduzent. Als er vor einigen Jahren dieses Angebot einrichtete, waren es zunächst Familien mit Kindern, die das besondere Erlebnis suchten. Doch Jahr für Jahr seien es mehr geworden. Mittlerweile bedient Backhaus „die ganze Bandbreite“ an Kunden – auch Paare ohne Kinder und bis ins hohe Alter fänden den Weg in die Schonungen. „Wir haben viele Kunden, die sind deutlich über 80“, erzählt Backhaus. Zumeist suchten sie aber nur den perfekten Baum aus, schlagen ihn nicht mehr selbst.

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Denn wer an einem möglichst langlebigen, nadeligem Mitbewohner interessiert ist, treffe mit dem Kauf bei einem regionalen Erzeuger die beste Wahl, ist Achim Backhaus sicher – wer selbst abholzt, kennt schließlich sogar den genauen Schlagtag. „Man sollte den Baum möglichst spät schlagen“, erläutert er, „am besten drei Wochen oder 14 Tage vor Weihnachten.“ Ihn dann noch einige Zeit draußen zu lagern, auf Terrasse oder Balkon sei ebenfalls okay – dort setze ihm die Wärme der Wohnung nicht zu und er profitiere noch von der Luftfeuchtigkeit.

Trockene Sommer schaden den Jungpflanzen

Corona ist nicht die einzige Naturgewalt, die das Weihnachtsbaumgeschäft beeinflusst. 2020 gab es zum dritten Mal in Folge einen derart trockenen Sommer, dass die im Frühjahr gesetzten Jungpflanzen in großen Mengen abstarben. „60 Prozent Ausschuss, obwohl die Jungpflanzen sogar gegossen wurden“, so Backhaus.

Mittlerweile ist er dazu übergegangen, zwei Mal im Jahr neue Bäumchen anzupflanzen, nun auch im Herbst. Das klappe bisher gut, allerdings bestehe bei Herbstpflanzungen auch immer die Gefahr von Schäden durch Frost.

Der Preis für einen Meter Nordmanntanne liegt bei Achim Backhaus in diesem Jahr bei 20 Euro. Nach vier Jahren habe er das erste Mal den Preis angepasst, sagt er, aber nicht wegen Corona. Zuvor habe er den Meter für 19 Euro abgegeben.

In Hattingen gibt es neben den Schonungen der Familie Backhaus, noch die des Nüfer-Hofs in der Elfringhauser Schweiz. Auch hier ist Selbstschlagen möglich, ebenfalls unter Corona-Bedingungen.

Nordmanntanne bekommt Konkurrenz

Tanne (links) oder Fichte? Letztere wird immer beliebter.
Tanne (links) oder Fichte? Letztere wird immer beliebter. © FUNKE Foto Services | aku

Unter den möglichen Kandidaten rangiert die Nordmanntanne seit Jahren auf Platz eins als liebster Weihnachtsbaum der Deutschen – und auch die allermeisten Kunden von Achim Backhaus stellen das Gewächs mit den weichen Nadeln am liebsten ins Wohnzimmer. Doch sie bekommt Konkurrenz: „Der Bedarf an Blaufichten wächst“, sagt der Weihnachtsbaumproduzent. Jedes Jahr kämen mehr Anfragen nach dem spitznadeligen Vetter der Nordmanntanne. Denn im Gegensatz zu ihr rieche die Blaufichte auch nach Weihnachten.