Sprockhövel. Auch in Sprockhövel hat das Weihnachtsgeschäft begonnen. Doch die Resonanz im Einzelhandel fällt sehr unterschiedlich aus.

Der Dezember ist für den Einzelhandel traditionell mit hohen Umsatzerwartungen verbunden. Daher stellt der Samstag vor dem ersten Advent für viele Ladenbesitzer eine Art Gradmesser da, wie das gesamte Weihnachtsgeschäft laufen könnte. Ein Stimmungsbild zeigt: Zwischen Niedergeschlagenheit und ausgeprägtem Optimismus war alles dabei.

Kaum Resonanz in der Parfümerie

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Es gibt Warensortimente, die scheinen für den Gabentisch an Weihnachten wie gemacht zu sein. Wolfgang Weiss verkauft schöne Düfte für Sie und Ihn, doch Parfüms liefen am Samstag gar nicht. „Da entsprach so gar nicht dem, womit ich gerechnet habe, sagt der frühere Vorsitzende des Werberings Haßlinghausen. „Wir hatten schönes Wetter, das wird viele veranlasst haben, in die Großstadt zu gehen“, mutmaßt Weiss. Dabei war die Drogerie von Wolfgang Weiss durchaus vorbereitet auf den ersten Advent. „Anstelle des Black Friday habe ich den Zeitraum vom 26. bis 30. November durchgehend als Aktion ausgewiesen, wo es auf jeden Artikel einen Preisnachlass von 20 Prozent gegeben hat.“ Aber genutzt habe es nichts.

Warme Kinderkleidung läuft gut

Weit besser ist es bei Bianca Herrling an der Hauptstraße in Niedersprockhövel gelaufen. Ihr Kindermodengeschäft Lutz & Lucy war gut frequentiert, „es lässt hoffen, dass das Weihnachtsgeschäft insgesamt ein Erfolg wird“, sagt Bianca Herrling. Aktuell läuft bei ihr warme Kinderkleidung besonders gut: „In den Klassenzimmern wird coronabedingt viel gelüftet, da müssen die Kinder gut angezogen sein“, weiß die Händlerin.

Zu wenig Laufkundschaft

Einkaufen und Shoppen in der Zeit von Corona.
Einkaufen und Shoppen in der Zeit von Corona. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ähnlich wie die Parfümerie Weiss gibt auch Sandra’s Modique aktuell Prozente. „Herr Weiss und ich hören beide im Sommer nächsten Jahres auf“, berichtet Inhaberin Erika Ströcker. Daher setze sie jetzt auf den Totalausverkauf, ein Fünftel Nachlass gibt es beim Preis auf alles. Aber die gewünschte Resonanz blieb jetzt noch aus, was Erika Stöcker jedoch nicht daran hindert, auf die nächsten Dezemberwochenende zu setzen. Annette Müller von Mode Pro te hatte sich auch mehr versprochen vom Auftakt des Weihnachtsgeschäftes. Doch in ihr Bekleidungsgeschäft an der Hauptstraße kam am Samstag keine Laufkundschaft. „Die Stammkundschaft ist mir aber treu, und da wir der einzige Herrenausstatter in Sprockhövel sind, hoffe ich auf die nächsten Wochenenden bis Weihnachten.“

Kleinstadt hat auch Vorteile

Den WAZ-Newsletter für Sprockhövel abonnieren - So geht s Kontrastprogramm beim Young Fashion Store an der Mittelstraße: Chefin Margret Obermann hat eine außergewöhnliche Erfahrung mitzuteilen. „Seitdem wirklich alles unter der Corona-Pandemie leidet, habe ich eine völlig neuen Kundschaft gewonnen“, sagt sie. Es seien Menschen, die in Zeiten der Gefahr durch Ansteckung die großen Städte und die großen Kaufhäuser meiden. „Diese Kunden fühlen sich in kleinen Städten wie Sprockhövel behütet“, sagt Obermann. Ihre Ladenfläche umfasst rund 300 Quadratmeter, da nach ihren Angaben immer maximal 20 Menschen zusammen rein. „In der Realität sind es aber immer nur etwa zehn Personen, da kommt kein Gedränge auf“, versichert sie.

Spielzeug geht immer

Und auch Ute Weber ist zufrieden nach dem Wochenende. In ihre Spielzeugwarengeschäft kamen viele Kunden, die in erster Linie Kleinigkeiten kaufen wollten. „Bis zum 1. Dezember sind viele damit beschäftigt, Adventskalender selbst du basteln. Die wollen bestückt werden“, sagt sie. Aber es kommen jetzt auch immer mehr Menschen, die bereits Weihnachtskäufe erledigen wollen. Und es zeige sich, dass die Kinder zu allen Zeiten sehr ähnliche Wünsche haben: Gekauft würden Autos, Bücher, Puppen.

Fehlendes Einkaufserlebnis

Die befragten Händler in Sprockhövel machen nicht allein das Internet und den dort stetig weiter wachsenden Handel für die ausbleibende Kundschaft verantwortlich.

Es fehle das Einkaufserlebnis, finden einige. Früher war es üblich, den Weihnachtsbummel mit einem Café- oder Restaurantbesuch zu verbinden. Das geht zur Zeit der Corona-Pandemie nicht.