Hattingen. Der Inzidenzwert für Hattingen ist konstant. Auch weil Kontakte von Erkrankten verfolgt und abgestrichen werden. Ein Besuch im EN-Testzentrum.
Schlechte Nachricht vom Kreisgesundheitsamt: Eine Jahre alte Frau ist die sechste Person aus Hattingen, die am oder mit dem Coronavirus gestorben ist. Der Inzidenzwert indes hält sich mit 82,66 zurzeit konstant, wenn auch deutlich über den Zielwerten von 50 und 35. Dies gelingt, weil die Kontakte von Erkrankten verfolgt und abgestrichen werden können. Ein Besuch im Testzentrum des EN-Kreises.
Anika hat ein Bild als Dankeschön für die Mitarbeiter gemalt
Rote Herzchen, ein Mensch mit Maske und ein böse dreinblickendes, grünes Virus – „Danke“ steht noch groß auf dem Bild, das Anika für die Helfer im Corona-Testzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises gemalt hat. Die zentrale Abstrichstelle ist vom Parkdeck des Kreishauses in Schwelm in feste Räume umgezogen. Schräg gegenüber an der Lessingstraße werden nun täglich rund 150 „begründete“ Kontaktpersonen auf das Coronavirus getestet.
Wer vom Kreisgesundheitsamt darüber informiert wird, dass er direkten Kontakt mit einer infizierten Person hatte, der kommt zum Test. Die Menschen, die dort einen Abstrich machen lassen, haben alle einen Termin. Die, die zum ersten Mal da sind, sind oft sehr aufgeregt, weiß Justin Rohde. Der 20-Jährige arbeitet beim Arbeiter Samariter Bund (ASB) und hilft mit.
Kinder kommen oft mit Kuscheltieren zur Unterstützung
Auch wenn die Situation ernst ist, „wir versuchen, recht locker an die Sache heranzugehen“, sagt Justin. „Unsere Nervosität geht ja sonst auch auf die Patienten über.“ Wenn Kinder – oft mit Kuscheltieren zur Unterstützung – für einen Abstrich vorbeikommen, „dann unterhalten wir uns mit ihnen und nehmen ihnen die Angst“. Er selbst habe keine Angst, sich bei der Arbeit anzustecken – „ich wusste, worauf ich mich einlasse. Und mit dem Vollschutz ist man gut geschützt“.
Vom Parkdeck des Kreishauses zeigen gegenüber leuchtend grüne Pfeile den Weg zum unscheinbaren Eingang des Abstrichzentrums an. Im Innern werden die Kontaktpersonen von einem leisen Brummen zweier Lüfter begrüßt. Sie sorgen in regelmäßigen Abständen dafür, dass die Luft gereinigt wird.
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Die Räumlichkeiten selbst werden einmal am Tag grundgereinigt, sagt Daniel Koch vom Katastrophenschutz. Zwischendurch desinfiziere das Personal nach Bedarf.
Im Fünf-Minuten-Takt kommen die Patienten ins Testzentrum
Im Fünf-Minuten-Takt kommen die Patienten in sicherem Abstand durch eine Tür hinein. Sie gleichen mit den Helfern ihre Personalien ab, machen in einem der drei Diagnoseräume einen Abstrich und verlassen das Testzentrum wieder durch eine andere Tür. Fertig.
Zwei Möglichkeiten für einen Test-Abstrich
Um einen Abstrich machen zu lassen, gibt es im Ennepe-Ruhr-Kreis zwei Möglichkeiten :
Wer Symptome wie Husten, Fieber und Heiserkeit zeigt, muss sich an seinen Hausarzt wenden . Wenn dieser einen Test macht, ist er für den Patienten kostenlos.
Zum Abstrich im Corona-Testzentrum in Schwelm können indes nur Personen ohne Symptome kommen, die vom Kreisgesundheitsamt kontaktiert worden sind und einen Termin haben. Auch hier ist der Test kostenlos.
Das Testergebnis liegt nach rund 48 Stunden vor. Solange müssen die Getesteten erst einmal in Quarantäne. Ein Infoblatt mit zwei QR-Codes erklärt, wie sie ihr Ergebnis auch selbst, etwa über die Corona-Warnapp, abrufen können. Doch bevor es so weit ist, kommen sie an einer Sache nicht vorbei. Es muss ein Abstrich gemacht werden. Und das sei unangenehm, gibt Koch zu.
Ein Wattestäbchen tief in den Rachen und ein weiteres tief in die Nase
Für den Test wird ein Wattestäbchen tief in den Rachen und ein weiteres tief in die Nase eingeführt. „Beim Abstrich im Rachen kann ein Reiz ausgelöst werden, dann sinkt der Blutdruck“, erklärt Daniel Koch. Das passiere aber nur bei einem von tausend Fällen. Doch auf diesen einen Fall ist das Testzentrum vorbereitet. In einem Sanitätsraum können Personen nach dem Abstrich bei Bedarf medizinisch versorgt werden.
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Die Helfer erwarten die Kontaktpersonen hinter einer Schutzscheibe. Unter ihnen ist auch eine Frau mit Ganzkörperschutzanzug und Schutzbrille. Luftdicht eingepackt. Wird es nicht irgendwann ungemütlich in dem weißen Overall? Nö, sagt die Frau namens Lisa durch ihren Mundschutz. „Damit es ist schön warm.“
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