Hattingen. Einige Motorradfahrer aus Hattingen engagieren sich im Verein Streetbunnycrew. Sie fahren im rosa Hasenkostüm um Spenden für Kinder zu sammeln.

„Ich bin ein motorradfahrendes Bunny und stolz drauf“, sagt der 42-jährige Torben Heinert aus Hattingen. Nur stolz darauf, im rosa Hasenkostüm Motorrad zu fahren? Mitnichten. Es geht auch nicht um Karneval oder Junggesellenabschiede, wie manche meinen. Torben Heinert und das Hattinger Ehepaar Iris und Arndt Klusemann, fahren im plüschigen Hasenkostüm Motorrad, weil sie so Spenden für die NRW-Gruppe des Motorradvereins Streetbunnycrew sammeln.

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Damit werden kleine Vereine unterstützt, die sich für kranke oder benachteiligte Kinder engagieren. „Denn diese kleinen Vereine bekommen zu wenig Unterstützung“, findet Heinert. Damit nennenswerte Summen zusammenkämen, sammelten die Ortsgruppen des Motorrad-Clubs für jeden Verein immer jeweils zwei Jahre lang, gibt er an. Mit Erfolg: „Die größte Streetbunnycrew-Spende lag bisher bei 33.000 Euro!“

Für den guten Zweck beim TV-Quiz

Normalerweise tragen Motorradfahrer Abzeichen auf einer Lederweste, die Streetbunnycrew trägt sie auf rosa Plüsch.
Normalerweise tragen Motorradfahrer Abzeichen auf einer Lederweste, die Streetbunnycrew trägt sie auf rosa Plüsch. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Spenden sammeln die rosa Biker-Hasen auf Motorrad-Treffen und Messen, sowie Stadt- und Sommerfesten. Aber die Biker gehen auch ungewöhnliche Schritte: „Vergangenes Jahr haben wir bei der TV-Show ‘Genial daneben - das Quiz’ mitgemacht und 5000 Euro gewonnen.“ Mehr noch: „Nach der Sendung spendete Jury-Mitglied Hella von Sinnen weitere 1000 Euro aus eigener Tasche, auch das gegnerische Team spendete 200 Euro“, freut er sich.

Das Geld gehe komplett in das aktuelle Spendenziel, den Kinderhospizdienst Ruhrgebiet. Dort wird es dringend gebraucht: „Durch Corona finden zur Zeit praktisch keine Veranstaltungen mehr statt, bei denen wir sonst Spenden sammeln.“

Finanzielle Unterstützung ist nicht alles

Doch nur finanziell zu unterstützen ist den Bikern nicht genug: „Wann immer möglich, packen wir mit an, spielen bei einem Benefiz-Volleyballspiel, fahren zum Biker-for-Kids-Treffen, helfen Vereinen beim Pflastern eines Weges.“ Ganz besonders viel ziehe Heinert aus den persönlichen Begegnungen mit ‘den Schwächsten der Gesellschaft’, wie er sagt. Den Kleinsten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sei sowieso das Motto der Bikergruppe: „Und wenn die Kinder mich Eins-neunzig-Hasen freudestrahlend angrinsen, macht das auch mir einfach Freude.“

Er wollte sich schon länger engagieren, als er 2018 zufällig über Facebook auf den Verein stieß. „Ich habe das Glück, ein gesundes Kind zu haben, da muss ich einfach was zurückgeben“, so Heinert, „Und nun kann ich das Sinnvolle mit meinem Hobby, dem Motorradfahren, verbinden.“

Emotional aufregende Aktionen

Im Hasenkostüm für den guten Zweck: Arndt und Iris Klusemann sowie Torben Heinert (v.l.).
Im Hasenkostüm für den guten Zweck: Arndt und Iris Klusemann sowie Torben Heinert (v.l.). © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Neben dem regulären Engagement der Vereinsmitglieder für Kinder gibt es verschiedene andere Aktionen der Ortsgruppen. Zum Beispiel Weihnachtsessen für Obdachlose oder auch folgende Aktion: „Ein schwerstkranker Mann in einem Hospiz hatte sich gewünscht, noch einmal in seinem Leben ein paar Biker mit ihren Maschinen zu sehen“, erzählt Arndt Klusemann. Der Todgeweihte habe auf 50-100 Teilnehmer gehofft, die ihm die letzte Ehre erwiesen. „Insgesamt kamen etwa 2000 Biker und natürlich auch wir – das war hochemotional, ich hatte richtig Gänsehaut.“

Der Zusammenhalt unter Bikern sei sowieso etwas ganz besonderes, meint Heinert. „Im Verein sind enge Freundschaften entstanden, wir unternehmen auch privat viel.“

Ziel: Die Gesellschaft positiv zu verändern

Die Klusemanns gehören seit einem Jahr zur Streetbunnycrew, haben sich aber auch schon vorher ehrenamtlich bei Segelfreizeiten für Kinder engagiert. „Ich habe bereits als Säugling meine Mutter verloren und kam ins Heim“, erzählt Iris Klusemann. Durch ihre schwere Kindheit habe sie große Nachteile erlitten. „Hätte ich nicht so tolle Menschen um mich herum gehabt, wäre ich sicherlich auf die schiefe Bahn geraten, hätte Drogen genommen oder wäre kriminell geworden.“

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Aber durch Unterstützung anderer Menschen habe sie ihren Weg im Leben gefunden und deshalb möchte sie nun andere unterstützen, erläutert sie. „Wenn ich diesen Kindern helfe, helfen sie vielleicht auch irgendwann anderen – so kann man die Gesellschaft nachhaltig positiv verändern, daran glaube ich fest!“

Das ist die Streetbunnycrew

Der gemeinnützige Verein Streetbunnycrew wurde 2013 in Nürnberg gegründet und hat elf Ortsgruppen mit 400 aktiven Hasen in Deutschland, davon sind 150 feste Mitglieder. In NRW gibt es 30 Mitglieder, in Hattingen drei.

Um ein vollwertiges Streetbunny inklusive weißem (Frauen) oder rosa (Männer) Hasenkostüm zu werden, muss man kein ordentliches Mitglied des Vereins werden, sondern sich wenigstens sechs Monate im Verein tatkräftig engagieren.

Die Biker-Hasen sind im Internet auf www.streetbunnycrew.net zu finden. Kleine Vereine, die sich für kranke oder benachteiligte Kinder einsetzen, können sich um Unterstützung durch die je zwei Jahre andauernden Spendensammlungen bewerben: vorstand@streetbunnycrew.net.