Hattingen. Trauerbegleiterin Sabine Waschik erzählt, wieso die Trauerarbeit während der Corona-Pandemie schwieriger, aber auch nötiger ist.

Wer um einen geliebten Menschen trauert, findet Hilfe beim Verein für Trauerarbeit Hattingen. „Nicht jeder Trauernde braucht uns“, betont Trauerbegleiterin Sabine Waschik. Jedoch werde der Bedarf immer größer, da familiäre Strukturen oft nicht mehr funktionierten und die Menschen immer beschäftigter seien. Besonders der November mit den stillen Tagen und die Vorweihnachtszeit im Dezember seien für viele Trauernde eine schwierige Zeit. Und ausgerechnet jetzt brechen aufgrund des Coronaschutzes viele Angebote des Vereins weg.

So können sich aktuell weder die beiden Trauergruppen für jung Verwitwete und verwaiste Eltern treffen, noch kann das offene Angebot des Trauercafés, immer donnerstags im Küsterhaus in Blankenstein, aufrechterhalten werden. „Das ist unheimlich schade für die Leute, weil sie gerade jetzt das Angebot bräuchten“, sagt Sabine Waschik. „Was ich ganz deutlich sehe, ist die Vereinsamung von Trauernden, weil ihnen die Gruppen genommen wurden und die ganzen sozialen Kontakte.“

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Weihnachten ist für Trauernde das „schlimmste Fest im Jahr“

Für die festen Trauergruppen hofft sie, dass sie im Dezember wieder möglich sein werden, denn für Trauernde sei Weihnachten „das schlimmste Fest im Jahr.“ Das Trauercafé hingegen wird länger auf Eis liegen: „So, wie es jetzt aussieht, werden wir es wohl erst im Sommer wieder öffnen“, schätzt Waschik. Das Problem sei, dass es ständig wechselnde Teilnehmer gibt, eben weil es ein offenes Angebot ist und viel über Mund-zu-Mund-Propaganda läuft. Dem Verein sei es nicht möglich, jedes Mal alle potenziellen Teilnehmer anzurufen um abzusagen, wenn sich an der Pandemie-Lage etwas verändert. Und vor geschlossenen Türen, soll kein Trauernder stehen müssen.

Das einzige Angebot, das der Verein derzeit aufrechterhalten kann, sind Einzelgespräche. Diese jedoch seien etwas ganz anderes als die Gruppentreffen, betont die Trauerbegleiterin. Denn in der Gruppe treffen die Trauernden Menschen, die sie verstehen, weil sie in einer ähnlichen Situation sind. „Da bilden sich Freundschaften, da bildet sich auch etwas außerhalb der Gruppe“, erläutert Waschik.

Auch Einzelgespräche sind während der Pandemie schwieriger

Und auch die Einzelgespräche leiden unter der Maskenpflicht und dem Abstandsgebot. Denn eigentlich sei in der Trauerbegleitung eine gewisse Nähe wichtig und besonders beim ersten Gespräch sei die Maske hinderlich, wie Sabine Waschik erzählt: „Der erste Gang ist so schwer, dass jeder nach Luft ringt, wenn er das erste Mal da ist.“ Zudem falle es ihr schwer, die emotionale Lage ihres Gesprächspartners einzuschätzen, wenn die Maske die Mimik verbirgt: „Dann ist es sehr schwer zu sagen, ob jemand gleich anfängt zu weinen.“ Doch auch wenn die Rahmenbedingungen “unschön“ seien, sei es immer noch besser, als auch dieses Angebot wegfallen zu lassen.

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Angesichts der hohen Infektionszahlen fürchtet Sabine Waschik außerdem eine weitere Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen, wie beim ersten Lockdown. Dass es damals keine Beerdigungen gab, Sterbende zum Teil auch nicht besucht werden konnten, fand sie am schlimmsten. „Das ist ganz schlimm für die Trauernden, weil sie sich nicht verabschieden konnten“, erläutert die Trauerbegleiterin. „Und ich glaube, die ganzen Nachwehen kommen noch.“

Das ist der Verein für Trauerarbeit

Die Ehrenamtlichen des Vereins für Trauerarbeit Hattingen helfen Trauernden in Hattingen, Witten und Wuppertal. An allen drei Standorten gibt es ein Zentrum für Trauerarbeit.

Das Zentrum für Trauerarbeit Hattingen befindet sich im Paul Gerhardt-Haus, Marxstraße 23, im Stadtteil Welper. Hier leitet Sabine Waschik die Trauergruppen und bietet Einzelgespräche an.

Obwohl der Verein wegen der Corona-Pandemie derzeit nur ein eingeschränktes Angebot hat, wird kein Trauernder abgewiesen. Ansprechpartnerin ist Sabine Waschik unter 0151/25 24 02 12. Außerdem ist der Verein unter www.traurig-mutig-stark.de im Internet vertreten.