Sprockhövel. Die Corona-Pandemie begünstigt das Alleinsein. Zahlreiche Einrichtungen in Sprockhövel bemühen sich um Kontakt zu einsamen Senioren.

Viele ältere Menschen, zumal wenn sie ohne Partner leben, leiden auch in normalen Zeiten unter Einsamkeit. Corona hat das Problem verschärft, Schutzbestimmungen legen nahe, die ohnehin spärlichen Kontakte minimal zu halten. Hinzu kommt die Furcht, als so genannte Risikopatienten besonders gefährdet zu sein. Vereine und Organisationen wie Kirche und Stadt, aber auch Vereine sollten sensibel sein für die Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe. Wie gut funktioniert das in Sprockhövel?

Seniorenbüro beklagt Gruppenschließungen

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Die Stadtverwaltung Sprockhövel unterhält ein eigenes Seniorenbüro, das die Aktivitäten einiger hilfreicher Initiativen koordiniert. „Es gibt einige Seniorengruppen, die jetzt wie alle anderen geschlossen sind, und die Mitglieder rufen irgendwann hier an“, sagt Bärbel Mays, die Leiterin des Seniorenbüros. Ob es nicht andere Angebote der Stadt gebe? „Ein anderer, aber typischer Fall: Eine ältere Dame ruft an, ihre Cousine sei verstorben, sie sei ihr einziger sozialer Kontakt in Sprockhövel gewesen“, berichtet Mays. Die Anrufer treibt die Einsamkeit. „Wenn wir merken, dass der Leidensdruck übermächtig ist, vermitteln wir professionelle Hilfe. Aber in weniger schlimmen Fällen notieren wir uns die Namen und versprechen, bei dem Wiederaufleben der Gruppen telefonisch Bescheid zu sagen.“

Katholischer Pfarrer bietet Hauskommunion an

Senioren freuen sich über Abwechselung im Corona-Zeitalter. Drehorgelspieler Ulrich Pätzold-Jäger aus Sprockhövel unterhielt die Senioren mit seiner 60 Jahre alten Drehorgel.
Senioren freuen sich über Abwechselung im Corona-Zeitalter. Drehorgelspieler Ulrich Pätzold-Jäger aus Sprockhövel unterhielt die Senioren mit seiner 60 Jahre alten Drehorgel. © Rotary Club | Rotary Club

Pfarrer Holger Schmitz trifft die Senioren seiner Gemeinde im Gottesdienst. „Ich kann spüren, wie wichtig es besonders den älteren Menschen ist, diese Gemeinschaft zu erleben, es tut ihnen gut“, sagt der katholische Geistliche von der Pfarre St. Peter und Paul. Es sei nicht so häufig, dass sich Senioren direkt bei dem Pfarrer melden. „Auch unterhalten wir in der Gemeinde keine eigene Seniorengruppe. Aber über unsere Organisationen wie etwa kfd erfahre ich schon, wie es deren Mitgliedern geht“, sagt Schmitz. Und wenn das Bedürfnis geäußert wird, Hausbesuch zu empfangen, so richtet das der Pfarrer ein. „Wir nennen das seelsorgerliches Gespräch, und ich komme unter Achtung aller vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen in die Wohnung der Interessierten“, berichtet der Geistliche. Vor Ort wird dann die Hauskommunion gefeiert, ein kleiner Gottesdienst. „Während der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr habe ich das nicht angeboten, aber mittlerweile doch, denn die Nachfrage ist groß.“ In Herbede unterhält die Gemeinde ein Altenheim, auch da zeigt Pfarrer Schmitz Präsenz. „Da muss eine Gesundheitsschleuse passiert werden, dann kann ich mit unsere Bewohnern in Kontakt treten.“ Es sei wichtig, diese Altersgruppe nicht zu verlieren.

Anfragen kommen über Ehrenamtliche

Auch bei den Protestanten wird einiges unternommen, um die Gemeinde zusammenzuhalten. „Wir bemühen uns, dass da keine Stille entsteht“, berichtet Pfarrerin Marianne Funda von der evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel. In der Gemeinde werden Adresslisten geführt, die als Grundlage für Initiativanrufe der Pfarrer dienen. „Aber häufiger ist es so, dass unsere Ehrenamtlichen etwa von der Frauenhilfe Bescheid sagen, welche Mitglieder wegen Einsamkeit kontaktiert werden sollten“, sagt Marianne Funda. Immer wieder nimmt die Pfarrerin telefonische Anfragen zum beliebten Seniorencafé entgegen, aber das sei nun mal bis auf Weiteres geschlossen. Sie stellt aber auch fest, dass viele ältere Menschen in der Gemeinde überaus zurückhaltend seien mit Kontaktwünschen, „die fürchten einfach Ansteckungen.“

Drehorgelmann Pätzold-Jäger vor dem Altenheim

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Weniger Anfragen von einsamen Senioren als die Kirchenvertreter erhält Peter Rust. Der Vorsitzende des Seniorenbeirates, der sich gemeinsam mit den Mitstreitern dieses Gremiums vorzugsweise für strukturelle Verbesserungen für ältere Menschen in Sprockhövel engagiert, hat aber Einblick in das Matthias-Claudius-Haus in Niedersprockhövel (MCH), wo Senioren betreut werden. „Die Kontaktverbote mit Heimbewohnern ist ja bereits im Frühjahr bundesweit thematisiert worden“, sagt Rust. Er als MCH-Vorstandsmitglied hat sich mit anderen Mitstreitern wie etwa Ulrich Pätzold-Jäger im Sommer engagiert, als sie außerhalb des Hauses mit der Drehorgel Musik für die alten Leute gemacht haben. „Ich habe dann noch 60 Speiseeis gekauft, um eine kleine Freude zu machen“, erzählt Rust.

Kontakt zu den Einrichtungen

Die katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul wird in diesem Jahr an Heiligabend mehrere kürzere Gottesdienste anbieten, um möglichst vielen Gläubigen ein Angebot machen zu können. Es werden langfristige Anmeldungen nötig sein.

Die evangelische Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel bereitet gerade den kommenden Totensonntag, 22. November, vor. Um 9.30 und 11.30 Uhr werden Gottesdienste in der Zwiebelturmkirche angeboten; nachmittags um 15 Uhr werden die Namen der Verstorbenen in der Kapelle auf dem evangelischen Friedhof, Otto-Hagemann-Straße, in einem Gottesdienst verlesen. Anmeldung bitte dienstags bis freitags 9 bis 12 Uhr im Gemeindebüro unter 02324/73686 .

Das städtische Seniorenbüro, Zimmer U10 und U11 im Rathaus, Rathausplatz 4, in Haßlinghausen, kann telefonisch kontaktiert werden unter 02339/917-356, -311 und -318 . Hier gibt es Senioren- und Pflegeberatung.