Sprockhövel. Das Amtshaus in Sprockhövel sollte vor Jahren abgerissen werden. Doch es gab Protest, die Jugendstilfassade wurde gerettet und jetzt saniert.

Historische Bausubstanz findet sich in Haßlinghausen eher wenig. Vielleicht erklärt es sich aus diesem Umstand, dass viele Haßlinghauser immer einen besonderen Blick auf ihr Amtshaus an der Mittelstraße hatten. Eine Zeit lang gab es Befürworter in der Stadt, das alte Gemäuer ganz abzureißen. Das geschah nicht, und heute lässt der neue Eigentümer, die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen, die markante Jugendstilfassade nach Sanierungsarbeiten wieder wie neu erstrahlen.

Ein Haus mit bewegter Geschichte

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Das 1905 erbaute Haus blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, und es ist natürlich auch seine frühere Funktion als Sitz der Amtsführung für die ehemaligen Bauernschaften Haßlinghausen, Hiddinghausen, Gennebreck und Linderhausen – diese Klammer hatte die französische Besatzungsmacht 1808 und 1809 verfügt – , die etwa die Kunst- und Kulturinitiative (KuKI) vor knapp 20 Jahren eben auch veranlasst hat, sich für den Erhalt einzusetzen. „Das Haus war Anfang des Jahrtausends in einem erbarmungswürdigen Zustand“, berichtet der heutige ehrenamtliche Denkmalschützer und damalige KuKI-Vorsitzende Udo Unterieser. Dem auf der Mittelstraße „dominierenden Beton“ wollte man seinerzeit etwas entgegensetzen. Mit einer Unterschriftensammlung sollte der Wille zur Rettung des Gebäudes, „mindestens aber zum Erhalt der Fassade“ bekundet werden.

Bauverein wollte Amtshaus abreißen

Die Zeiten waren da noch andere: Der Sprockhöveler Bauverein war damals bereits seit vielen Jahren in Besitz der Immobilie, die als Mietshaus genutzt wurde. Der Verein wollte das Amtshaus durch ein modernes Wohn- und Geschäftshaus ersetzen. Und auch die Denkmalschutzbehörde lehnte es ab, das Haus unter Schutz zu stellen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Denkmalschutz scheiterten Teile von CDU und FDP 2001 in ihrem Bemühen, die Planung des Bauvereins zu unterstützen. Auch der Ausschussvorsitzende und frühere Sprockhöveler Bürgermeister Hans Käseberg (SPD) war für den Einsatz der Abrissbirne.

Eigentümerin heute ist die Lebenshilfe

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Fassade und Seitenwände blieben auch dank der Mobilisierung eines Teils der Bürgerschaft letztlich erhalten, seit zweieinhalb Jahren ist die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen Eigentümerin des Amtshauses. „Mittlerweile steht die Fassade ja unter Denkmalschutz, und das eröffnete uns die Möglichkeit, für die Sanierung auch Landesförderung zu beantragen“, berichtet Timo Batz von der Lebenshilfe. Der Verein habe bereits beim Erwerb der Immobilie den festen Vorsatz entwickelt, diesem „Schmuckstück“ sein prächtiges Gesicht wieder zurückzugeben und somit auch einen Beitrag zur Aufwertung der Haßlinghauser Innenstadt zu leisten. Dafür wurden die Denkmalschutzbehörden und auch die Stadt Sprockhövel konsultiert.

Sanierung hat 50.000 Euro gekostet

In diesen Tagen ist die Sanierung der Fassade beendet worden. Fast 50.000 Euro hat die Maßnahme gekostet, beim Land Nordrhein-Westfalen hatte der Verein einen Antrag für denkmalschutzbedingte Aufgaben in Höhe von 38.000 Euro gestellt und eine Zuwendung in Höhe von rund 20.000 Euro erhalten. Demnächst soll das Gebäude an der Mittelstraße feierlich die Denkmalschutzplakette mit dem Landeswappen bekommen.

Zufriedene Denkmalschutzbeauftragte

Udo Unterieser und Michael Ebel, die gemeinsam ehrenamtlich als Denkmalschutzbeauftragte für Sprockhövel im Einsatz sind, zeigen sich beim Ortstermin zufrieden. „Die Ornamente der klassizistischen Fassade sind schön wieder herausgearbeitet worden“, lobt Unterieser. Es sei eine Freude, hier vorbeischlendern zu dürfen, sind sich beide einig.

Aufwertung soll fortgesetzt werden

Die Verschönerung rund um das Amtshaus soll auf mittlere Sicht fortgesetzt werden. Die beiden Denkmalschutzbeauftragten verweisen hierzu auf das Integrierte Handlungskonzept für Haßlinghausen, dessen erster Abschnitt ja bald den Neubau der Sporthalle Haßlinghausen zu einer Multifunktionshalle beinhaltet.

Die Planungen entlang der Mittelstraße bis zum Glashüttenplatz sehen vor, dass auf Höhe des Amtshauses ein Trittsteinplatz errichtet werden soll, um die Verweilqualität für Besucher zu verbessern.