Drachen bauen und steigen lassen ist für viele Menschen typisch Herbst. Ein Drachen-Profi aus Hattingen verrät wie und wo es am besten klappt.
„Für mich ist Hattingen eine Drachenstadt“, sagt Uwe Gryzbeck. Denn: „Das ergibt sich ja schon aus unserem Stadtwappen.“ Allerdings befasst sich der professionelle Drachenbauer nicht hauptsächlich mit den Fabelwesen, sondern mit den menschengemachten Kunstwerken, die an Schnüren befestigt im Wind schweben.
Regelmäßig bietet er Workshops an, in denen er Interessierten das Drachenbauen näher bringt – zum Beispiel im Rahmen des „Ferienspaß“-Programms. Allerdings, betont Gryzbeck, seien Drachen „nicht nur ein Thema für Kinder zum Spielen, sondern auch für Erwachsene zum Spielen.“
Drachenbauen muss nicht teuer seinund ist besser als gekauftes Produkt
Und auch zum Drachensteigenlassen sei Hattingen ein guter Ort. Etwa das Gelände der Henrichshütte sei empfehlenswert, sagt Gryzbeck. Am liebsten lasse er seine Drachen aber am Kemnader See steigen: „Das ist so etwas wie ein organisch gewachsener Windkanal – das macht richtig Spaß!“ Andere Stellen der Stadt eignen sich ebenfalls, solange es freie Flächen sind. In der Nähe von Autobahnen, Hochspannungsleitungen und Flughäfen ist es verboten, Drachen steigen zu lassen, mahnt er.
Vor allem muss aber der Wind stimmen: Auf einem Hügel klappe es prinzipiell gut, wenn der Wind hangaufwärts weht, erläutert der Drachenexperte, Täler seien gut, wenn sie in der Windrichtung verlaufen. Heißt: Wenn das Tal in einer West-Ost-Achse verläuft können die Drachen bei Ostwind gut fliegen. Problematisch werde es hingegen, wenn Hindernisse wie Bäume oder Häuser dem Wind im Weg sind, denn dann entstehen Turbulenzen. „Wenn ein Drachen in Turbulenzen kommt, fängt er an zu tanzen wie ein Derwisch“, beschreibt Gryzbeck.
Wer die eigenen Kinder für Drachen begeistern möchte, dem empfiehlt Gryzbeck den Eigenbau: „Die fliegen garantiert besser, als das Teil aus dem Supermarkt“, so der Drachenprofi weiter. Und dafür braucht es zu Anfang weder viel Geld noch Zeit: „Ein Schlittendrachen ist in fünf Minuten fertig“, erläutert Gryzbeck und sei unter „Einsatz der geringsten Mittel“ zu fertigen: Etwas Bambus, ein paar Meter Schnur und eine Folie reichen dafür schon. Bei kleinen Drachen empfiehlt Gryzbeck übrigens eine Baumwollschnur, da sie sich nicht (wie Kunststoff) bei viel Zug in die Hände einbrennt.
Lenkdrachen hingegen sollten gekauft werden – und zwar am besten in einem Drachenfachgeschäft. „In Supermärkten tauchen jetzt die Sportdrachen auf“, weiß Gryzbeck – diese seien aber relativ groß und hätten „hundsmiserable Schnüre“. Von diesen Zehn- oder Zwanzig-Euro-Angeboten empfiehlt er, lieber die Finger zu lassen.
Besonders viel Spaß machtgemeinsames Drachensteigen
Besonders viel Spaß mache es, wenn viele Drachen gemeinsam in den Himmel steigen, schildert Uwe Gryzbeck weiter. Das mache er auch manchmal in seinen Workshops. Dann bauen 15 oder 20 Personen Drachen, die alle mit einer Schnur verbunden werden. Von der Mitte dieser Schnur steigen sie anschließend auf. „Dann hat man einen fliegenden Triumphbogen“, beschreibt der Drachenprofi. „Das sind dann Aktionen, die vergisst keiner!“
Übrigens sei der Herbst, wegen der typischen Windböen, nicht die günstigste Zeit zum Drachensteigenlassen, sagt Gryzbeck. Im späten Frühjahr sei der Wind gleichmäßiger und deshalb besser geeignet.