Hattingen. Erste Hinweise auf die Hanse-Historie Hattingens reichen ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Inzwischen ist sie Bestandteil einer Roman-Trilogie.

Der 13. Februar 1554 gilt als der Tag, an dem Hattingen der Hanse beigetreten ist. Erste Hinweise auf eine Hansetätigkeit der Stadt führen sogar ins frühe 15. Jahrhundert.

Hattingen blickt auf beinahe 625 Jahre Stadtgeschichte zurück

Sichtbares Zeichen: Diese Plakette in der Stadtmauer am Steinhagen weist noch auf die Hanse-Historie der Stadt Hattingen hin.
Sichtbares Zeichen: Diese Plakette in der Stadtmauer am Steinhagen weist noch auf die Hanse-Historie der Stadt Hattingen hin. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Hattingen ist in seiner nun beinahe 625-jährigen Stadtgeschichte fest mit der Hanse verbunden. So gab es früh enge wirtschaftliche Kontakte zu den hansischen Prinzipalstädten Unna und Hamm. Herzog Johann von Kleve-Mark etwa verlieh in einer Urkunde vom 16. August 1470 der Stadt Hattingen die Zollfreiheit in Unna. Zudem diente der Rat der Stadt Hamm ab 1503 als Berufungsinstanz für Hattinger Gerichtsprozesse.

Die Städte Hamm und Unna erklärten am 13. Februar 1554 auf dem Hansetag in Wesel, dass die ihnen untergeordnete Stadt Hattingen ihren finanziellen Beitrag leiste und somit zur Hanse gehöre.

Hattingen hatte keine herausragende Rolle in der Hanse

„Auch wenn Hattingen sicherlich keine herausragende Rolle spielte, dürfte man von den Kontakten der Hanse zu den europäischen Wirtschaftszentren profitiert haben“, so Stadtarchivar Thomas Weiß.

Der Hattinger Stadtmarketingverein sieht Westfalen als „eigentliches Kernland der deutschen Hanse“ (althochdeutsch für Schar, Gefolge) – auch wenn die meisten eher Städte wie Hamburg, Bremen oder Lübeck mit der Hanse verbinden. Westfälische und niederrheinische Kaufleute hätten nämlich ab dem 12. Jahrhundert auf ihren Handelszügen zur Ostsee die niederdeutschen Seestädte besiedelt, darunter Kaufleute aus Münster, Soest, Dortmund und Hattingen. Sie handelten vor allem mit Wolltüchern und importierter spanischer Wolle.

Umfangreicher Abriss beim Heimatverein Hattingen/Ruhr

„Es ist heute schwierig, Hattingens Stellung in der damaligen hansischen Organisation korrekt einzuordnen, da eine lokale Überlieferung zur hansischen Geschichte kaum existiert“, erklärt der Heimatverein Hattingen/Ruhr zur Hanse-Tradition. Dennoch haben Lars Friedrich und seine Mitstreiter einen umfangreichen Abriss zusammengestellt.

Sonderausstellung

Der Heimatverein Hattingen/Ruhr zeigt im Museum Bügeleisenhaus trotz der Hansetag-Absage seine Sonderausstellung „Hattingen handelt: Kaufleute von der Ruhr in den Hansestädten der Welt“.

Die Ausstellungen am Haldenplatz 1 können am Samstag und Sonntag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung innerhalb des Museums ist Pflicht, so der Heimatverein.“

„Als kleine westfälische Hansestadt wird Hattingen dem rheinisch-westfälischen Drittel (ab 1554 zum Kölner Quartier) zugerechnet, das von 1450 bis 1469 und wieder ab 1554 durch die Stadt Köln als Vorort innerhalb der Städtehanse repräsentiert wurde. Auf den Drittels- bzw. Quartierstagen wurden die Interessen der Stadt Hattingen von ihren Prinzipalstädten, dem hansischen Doppelquartier Hamm/Unna, wahrgenommen. Hierfür zahlte Hattingen (als Beistadt 2. Ordnung) einen Anteil der Reise- und Aufenthaltskosten der Gesandten. Im Gegenzug profitierten Hattinger Kaufleute in Lübeck, Danzig, Reval, Riga, Stockholm, Prag und Antwerpen vom Fernhandel ,über Sand und See’, von überregionaler Interessensvertretung und von Zoll- und Abgabenfreiheit.“

Die letzte bekannte Nachricht über ein Hattinger Hansemitglied stammt aus dem Jahr 1699: Im ­„Liber Hanseaticus“ wird Hanse-Bruder Diederich Kopman aus Hattingen erwähnt.

Mitglied im Westfälischen Hansebund und der Internationalen Hanse

In der Neuzeit ist die Stadt Hattingen dann am 24. August 1996 dem Westfälischen Hansebund beigetreten und hat damit ihre mittelalterliche Tradition fortgesetzt – der ehemalige Kaufmannsbund ist nun ein Städtebund. Seit Juni 2015 gehört Hattingen darüber hinaus zur Internationalen Hanse.

Auf Spurensuche in Hattingen: Autor Jan Zweyer, der die historische Roman-Trilogie  „Das Haus der grauen Mönche“ geschrieben hat.
Auf Spurensuche in Hattingen: Autor Jan Zweyer, der die historische Roman-Trilogie „Das Haus der grauen Mönche“ geschrieben hat. © FUNKE Foto Services | Kirsten Gnoth

Fußnote: Die Hattinger Hansezeit wurde auch in der Literatur aufbereitet. Die dreiteilige Saga „Das Haus der grauen Mönche“ von Autor Jan Zweyer beginnt im im spätmittelalterlichen Hattingen – und endet hier auch im Jahr 1511.

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„Hier ist die Hanse noch erlebbar“, erklärte Zweyer im Gespräch mit der WAZ, als er 2015 auf Spurensuche in der Altstadt unterwegs war. Wo genau aber „das Haus der grauen Mönche“ stand, ist umstritten. In der Nähe der St. Georgs-Kirche, da ist sich Zweyer sicher – vielleicht in der Kirchstraße. Im Mittelalter lebten hier die Mönche des Dominikaner Ordens. „Die gingen dahin, wo es weh tut“, so Zweyer. „Auch zu den Waisen.“ Grund genug, seine Trilogie nach diesem Hattinger­ Gebäude zu benennen. Es soll um das Jahr 1855 abgerissen worden sein.