Hattingen. Bei mäßigem Wetter kommen einige Badegäste zur Eröffnung des Freibades Welper in Hattingen. Sie freut die Öffnung. Aber es gibt auch Kritik.
Graue Wolken und Regentropfen bei knapp über 20 Grad Celsius kann Familie Valentin nicht abhalten, im jetzt eröffneten Freibad Welper in Hattingen Bahnen zu ziehen. Wenngleich der Kartenkauf eine nicht zu unterschätzende Hürde sei.
Familie Valentin hat das nierenförmige Nichtschwimmerbecken gerade für sich. „Als wir gehört haben, dass das Freibad eröffnet wird, haben wir uns gleich Karten besorgt. Es gab aber Probleme mit der App“, erklärt Simone Valentin (44). „Meine Frau hat in Dortmund bei der Firma angerufen, dann war die App eine Stunde offline, anschließend funktionierten die Reservierung und das Bezahlen“, berichtet Michael Valentin (44).
Freibad Welper in Hattingen ist eröffnet. Es gibt Kritik am Karten-Buchungs-System
Die Jusos Hattingen fordern die Stadt auf, eine Möglichkeit zu schaffen, bar oder mit EC-Karte zu bezahlen, neben der Anmeldung online auch eine vor Ort via Formular zu ermöglichen sowie die Gültigkeit der vorhandenen Monats- oder Jahreskarten zu gewährleisten. Damit jeder einfach ins Bad kann – auch ohne Internet.
Valentins mögen das Freibad sehr. Dass die Duschen gesperrt sind, stört sie nicht. „Wir wohnen in Welper, sind schnell zu Hause.“ Simone Valentin kritisiert, dass „anders als in anderen Bädern in der Umgebung Jugendliche bis 15 Jahren von einem Erwachsenen begleitet werden müssen. Mein Sohn kommt hier alleine her, seit er acht Jahre alt ist und verhält sich gut.“ Liam (12) nickt. Auch seine Schwester Vivienne (24) ist mit dabei.
Wer kein Internet hat, kommt nicht ins Freibad Welper
Eröffnung
Die Familie kennt ältere Frühschwimmer, die sonst gerne ins Freibad Welper kommen – derzeit aber fern bleiben. Nicht wegen der Angst vor einer Ansteckung mit Corona, sondern „weil sie online nicht unterwegs sind, kein Ticket bestellen können. Ein Kauf an der Kasse ist ja nicht möglich“, so Simone Valentin.
Die Insekten haben die Liegewiese für sich. Bäume rauschen, Wasser plätschert, Vögel zwitschern. Im Planschbecken ist kein Wasser. „Bislang hat sich keine Familie angemeldet für die Planschbecken-Nutzung. Haben wir eine Anmeldung, ist das Becken schnell gefüllt“, erklärt Schwimmmeister Magnus Frisch.
Nur wenige Schwimmer kommen bei dem durchwachsenen Wetter ins Freibad
Während draußen Hundehalter in Regenjacken in den Wald streben, gehen Catja (50) und Andreas (51) Bormann Richtung Freibad. „Nur Online Ticket“ ist mit gelber Leuchtfarbe auf den kleinen Weg vom Parkplatz zum Bad gesprüht. „Abstand halten“ leuchtet kurz darauf ein Schriftzug. Rot leuchten Wartelinien auf dem Asphalt.
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Die sind am Eröffnungs-Wochenende nicht vonnöten. Etwa 35 Schwimmer kommen am Samstag. Anmeldungen für Sonntag: gut 40. „Wir sind froh, dass überhaupt endlich wieder Gäste kommen“, sagt Kemna Stägemann im Kassenhäuschen.
Regelmäßige Schwimmer schrecken Regen und Wolken nicht ab
Catja und Andreas Bormann freuen sich über die Eröffnung, sie „gehen regelmäßig schwimmen, wie das Wetter ist, ist uns egal. Besser als eine Bestätigungs-E-Mail bei der Buchung wäre ein QR-Code.“
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Sie blicken aufs Gelände. Weiß-rotes Flatterband ist überall sichtbar, denn das Gelände hat sich in eine Einbahnstraßen-Zone verwandelt. Die ist aber bestens ausgeschildert und führt zunächst vom Kassenfensterchen hin zum Desinfektionsmittelständer. Die ehemaligen Fußbecken dort sind wieder in Betrieb: zum Händewaschen.
Ursula Schneider reinigt die Toilette nach jedem Gast. Corona beschert ihr einen Job
Schwimmen in Zeiten von Corona
Geöffnet ist das Freibad in zwei Schichten täglich von 8 bis 13 Uhr und von 14 bis 19 Uhr. Pro Schicht können 100 Badegäste aufs Gelände.
Tickets – das Planschbecken muss extra gebucht werden – können nur online gekauft werden auf der Internetseite .
Auf dem Weg hoch zu den Umkleiden begegnet den Badegästen Ursula Schneider. „Ich bin hier, um den Gästen nachzuhuppsen“, sagt sie mit einem Lachen. Sie verdankt ihren Job Corona. „Wenn jemand auf der Toilette war, desinfiziere ich gleich, auch die Umkleiden.“ Drückt jemand auf den Knopf an einer der Duschen vor dem Becken: Gleich danach ist Ursula Schneider zur Stelle mit Lappen und Eimer. „Jeder soll hier gesund rausgehen. Ich arbeite gerne hier und das Team ist einfach toll“, schwärmt sie.
Über das richtige Verhalten im Schwimmerbecken informiert ein Plakat mit der Überschrift „Schwimmautobahn“. Passt, denn es gibt eine Normal- und eine Schnellbahn. Aber: Auf beiden herrscht Überholverbot. „Die Gäste verhalten sich sehr diszipliniert“, lobt Magnus Frisch. Und hofft auf besseres Wetter für mehr Badegäste.