Hattingen. Hattingen hat viel Wald. Und eine Waldhexe. Judith van de Bruck aus der Winzermark erklärt das Waldbaden und was es mit den Teilnehmern macht.
Sich Zeit nehmen, der Hektik bewusst etwas entgegensetzen, die Stelle wahrnehmen, an der man sich gerade befindet, auf sich selbst achten – das ist einfacher gesagt als getan. Für die (Rück-)Besinnung auf die eigenen Bedürfnisse und die Natur ist Judith van de Bruck ausgewiesene Expertin. Das Waldbaden, eine japanische Tradition, erlebt zurzeit auch hier einen Boom.
Mit Esoterik hat Waldbaden überhaupt nichts zu tun
„Mit Esoterik, wie man das Wort heute interpretiert, hat das Waldbaden überhaupt nichts zu tun“, sagt die Winzermärkerin. Es gehe darum, den Atem des Waldes einzusaugen, sich mal wieder wie ein Kind auf eine Wiese oder den Waldboden zu legen, eins zu werden mit der Natur. Einen Gang (oder gleich mehrere) herunterzuschalten, kein Handyklingeln, kein „zugetextet“ werden – weder durch andere Personen, noch durch E-Mails, SMS oder Whatsapp.
Die Waldhexe, wie sich die 39-jährige van de Bruck selbst nennt, hat längst erfahren, wie schwierig es für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft ist, nur eine einzige Viertelstunde überhaupt nichts zu machen. Loszulassen, Freude am Sein zu haben, in sich hineinzuhören. „Dann wird einem bewusst, was wirklich wichtig ist. Ist es tatsächlich das Auto, das Haus, die Karriere?“
Körper und Geist zusammenzubringen sei wichtig
Körper und Geist zusammenzubringen, damit beide wieder korrespondieren, sei wichtig. „Wenn ich mit einer Gruppe durch Wald und Wiesen gehe, werden wir immer als ein bisschen exotisch angesehen. Ruhe ist den meisten abhanden gekommen, das Besinnen auf sich selbst, das Herausfinden, was für mich wirklich wichtig ist“, sagt die Hattingerin. Sich an einen Baum zu lehnen, die Natur einzuatmen, sich anzugucken, wie sie sich schon in wenigen Tagen verändert – von dem Genuss und der heilsamen Wirkung seien die Menschen mittlerweile meilenweit entfernt. Viele joggten durch den Wald oder heizten auf Fahrrädern oder Skates durch das Grün, ohne wirklich wahrzunehmen, was um sie herum an Schönheit vorhanden ist.
Alles beruht bei Judith van de Bruck auf eigener Erfahrung
Alles das, was Judith van de Bruck heute anderen Menschen beibringt, beruht auf eigener Erfahrung. Um da anzukommen, wo sie jetzt steht, hat sie vieles durchlebt und durchlitten. Die gelernte Erzieherin, die sich später zur Heilpädagogin ausbilden ließ, hat sich in Psychotraumatologie weitergebildet, ist Entspannungstherapeutin und Yogalehrerin. Bis sie es schaffte, auf ihren Körper zu hören und ihre Bedürfnisse zu erkennen, waren Migräne, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen und innere Unruhe ihre ständigen Begleiter.
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Sie beschäftigt sich mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Tiefenpsychologie. „Ich habe mich nicht in einem System eingerichtet, sondern empfinde es als Bereicherung, mich mit unterschiedlichen Sicht- und Lebensweisen auseinanderzusetzen.“
Eine gesunde und heilsame Verbindung zur Natur aufbauen
Mit einem Angebot aus den Bereichen Wald- und Naturtherapie unterstützt sie Menschen darin, eine gesunde und heilsame Verbindung zur Natur aufzubauen. Gefragt sind ihre Termine fürs Waldbaden oder Vollmond-Waldbaden besonders von Müttern, die die Ruhe in der Natur genießen, ohne ständig gefordert zu sein und reden zu müssen. Aber auch Männer entdecken zunehmend die heilsame Wirkung, spüren, was es mit einem macht, barfuß durch die Natur zu laufen.
Anmeldungen und freie Termine fürs Waldbaden
„80 bis 90 Prozent des Tages leben Mitteleuropäer in geschlossenen Räumen“, berichtet Judith van de Bruck. Da ist das Waldbaden fast exotisch.
Wer an einem der kommenden Termine mitmachen möchte, sollte sich schnell bei der Hattingerin melden. Am 12. Juli sind noch vier Plätze frei, am 26. Juli gibt es noch einige mehr.
Das Waldbaden richtet sich in erster Linie an Erwachsene, drei Stunden kosten pro Person 20 Euro. Anmeldungen per E-Mail unter info@die-waldhexe.de, 0178/ 7564369. Weitere Infos unter www.die-waldhexe.de
„Gesundheit heißt nicht, Abwesenheit von Leid“, sage man im Buddhismus. „Es bedeutet, den Zyklus Leben und Tod wahrzunehmen, den wir ja so erfolgreich verdrängen“, sagt die Waldhexe. Diesen Kreislauf könne man im Wald besonders gut erfahren. „Das nennt man Leben.“