Hattingen. In der Corona-Krise setzen Makler auf Online-Besichtigungen. Die Auswirkungen der Ausnahmesituation würden sich wohl erst später zeigen.

Die Immobilienpreise im Kreisgebiet sind gestiegen: Das ist im Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte des Ennepe-Ruhr-Kreises nachzulesen. Makler in Hattingen bestätigen: Die Preise zogen an, "um zehn bis 13 Prozent", sagt Udo Schnieders, Marketingchef der Sparkasse. Auch in der Krise sind die Preise stabil.

Meistens hat die Sparkasse Hattingen im Jahr 2019 Objekte aus den Jahren 1950 bis 1974 verkauft. Schnieders betont, dass auch der Preis für Neubauten um fünf Prozent gestiegen sei. Keine Preissteigerung habe es bei Häusern gegeben, die zwischen 1995 und 1999 gebaut worden seien.

Das Immobiliengeschäft in Hattingen läuft von Makler zu Makler sehr unterschiedlich

Mit Ausbruch der Corona-Krise sei bei der Sparkasse das Immobiliengeschäft komplett eingeschlafen. Doch seit drei Wochen kehre Normalität zurück. "Seit dieser Woche läuft alles wieder normal." Auch Besichtigungen fänden wieder statt. "Eben mit Abstand und Maske", so Schnieders.

Auch bei der Volksbank Hattingen/Sprockhövel merkt Maklerin Sabrina Jaeschke noch keinen Einbruch. "Es geht alles munter weiter. Denn viele Käufe hatten ja schon vor der Krise begonnen. Teilweise suchen Menschen schon lange nach Eigentum. Sie möchten sich wegen gewachsenen Platzbedarfs vergrößern, beispielsweise wegen der Kinder. Dieser Bedarf bleibt in der Krise." Deshalb gehen bei ihr weiter E-Mails mit Nachfragen ein. Bislang sei noch kein Suchender wegen Kurzarbeit und Co. in der Corona-Krise mit dem Preislimit heruntergegangen.

Online sind 360-Grad-Rundgänge durch eine Immobilie möglich

360-Grad-Rundgänge bietet die Volksbank Kunden an. Das macht auch Stalter-Immobilien so. Derzeit gebe es Luft, sich mit Video- und Online-Themen intensiver zu befassen, sagt Dennis Gehring von Stalter-Immobilien. "Und momentan wird klar, dass auch Homeoffice und telefonische Kundenkontakt gut funktionieren. Stadtmitarbeiter, Gutachterausschuss, alle sind erreichbar - das Rad dreht sich weiter."

Dennis Gehring betont, dass es noch zu früh sei, um zu beurteilen, ob die Corona-Krise Auswirkung auf die Immobilien-Preise hat. "Zwar ist die Nachfrage seit der Corona-Krise gesunken, aber für ein Resümee ist es noch zu früh. Nächstes Jahr um diese Zeit wird man mehr sagen können." Die Zinsen seien derzeit ebenso wie die Immobilienpreise stabil. "Wir haben zu tun, weil ja jetzt noch zum Abschluss kommt, was vor der Krise in die Wege geleitet wurde."

Landesmittel für die eigenen vier Wände sind gestiegen

"Vor der Corona-Krise waren alle auf der Suche und wollten Geld loswerden, das ist jetzt komplett weggebrochen", sagt Ingo Aufermann von Auf-Immobilien. Aufermann begründet das damit, dass viele gerade um ihren Arbeitsplatz fürchteten und zurückhaltender seien. Er vermutet, dass sich die Situation in den kommenden zwei, drei Monaten nicht ändern werde. "Auch Besichtigungen sind derzeit schwierig. Ich selbst habe das Büro geschlossen und arbeite im Homeoffice", beschreibt Aufermann.

Wegen der gestiegenen Immobilienpreise wurden die Landesmittel für die eigenen vier Wände erhöht. Mit der neuen Wohnraumförderung erhält eine vierköpfige Familie in Hattingen ein vergünstigtes Darlehen von bis zu 134.300 Euro. "Das sind 14.300 Euro mehr als bisher, gefördert werden neue wie gebrauchte Häuser und Wohnungen", sagt LBS-Gebietsleiter Volker Große-Herzbruch.

Hattingen ist eingeteilt in die zweithöchste Kostenkategorie

Er erklärt weiter: "Um den sehr unterschiedlichen Preisen in NRW gerecht zu werden, sind die Gemeinden in vier Kostenkategorien eingestuft. Hattingen gehört zur zweithöchsten Kategorie, hier beträgt die Grundförderung 100.300 Euro."

Info:

Der Grundstücksmarktbericht 2020 sowie die Berichte aus den Vorjahren und die Bodenrichtwerte sind auf der Internetseite www.gutachterausschuss.en-kreis.de unter dem Menüpunkt "Produkte" zu finden.

Zur Grundförderung des Landes in Hattingen kommt laut LBS noch ein ortsunabhängiger Familienbonus von 17.000 Euro pro Kind oder schwerbehinderter Person. Wer seinen Neubau barrierearm ausstattet, erhält ein Zusatzdarlehen von 10.000 Euro. Die LBS, Horst 1, berät über die Landesförderung und Finanzierung in der aktuellen Situation, Telefon: 02324 56500.