Hattingen. Ab Montag dürfen Einzelhändler Kunden bedienen. Gute Stimmung. Stadt will kontrollieren, ob die Abstandsregeln in der City eingehalten werden.

Geschäfte mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmetern dürfen ab Montag wieder öffnen. Damit könnten in Hattingen fast alle Einzelhändler wieder für ihre Kunden da sein.

Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen angesichts von Corona soll es geben. "Bislang haben wir noch keine Vorgaben seitens der Landesregierung, können also auch als Stadt nicht kontrollieren. Die Händler sollen ja selbst für Maßnahmen sorgen, sich da an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts orientieren", erklärt Stadtsprecherin Jessica Krystek.

Fast alle Geschäfte in Hattingen können ab Montag öffnen

Fast alle Einzelhändler in der Stadt könnten aufgrund der Größe öffnen, sagt Jessica Krystek. Das wiederum würde wohl viele Menschen in die Stadt ziehen. "Es ist geplant, dass das Ordnungsamt verstärkt unterwegs ist und beobachtet, ob die Abstandsregeln eingehalten werden."

Ronald Bruder von "Bruder - Exclusive Mode" bereitet alles für Montag vor. "Wir werden den Türgriff regelmäßig desinfizieren, haben Masken da, Desinfektionsspray. Wir können zwei Meter Abstand beim Beraten halten. Pro 20 Quadratmeter darf ein Kunde im Laden sein. Wir haben etwa 100, bedienen zu zweit. Mehr als drei Kunden sind sowieso selten im Laden", erklärt Bruder, der das Geschäft seit 37 Jahren führt.

Einzelhändler erwartet keinen Kundenansturm. Synergieeffekt fehlt, weil Gastronomien geschlossen bleiben

Einen Kundenansturm erwartet Ronald Bruder nicht. "Die Außengastronomie öffnet nicht. Das bringt uns immer Synergieeffekte", betont er. Die Frühlings- und Sommerware sei da. Natürlich würden in diesem Jahr Einnahmen fehlen, denn Feste wie Kommunion, Konfirmation, Hochzeiten bringen sonst viele Kunden. "Aber die Herstellerfirmen haben angekündigt, dass viele Hosenmodelle beispielsweise im kommenden Jahr bleiben werden."

Eine Rabattschlacht, blickt er nach vorn, werde es nicht geben. "Das wäre Quatsch, dann brauchen wir auch nicht zu öffnen. Dann lohnt sich das nicht." Er hofft, dass viele Ankündigungen in den sozialen Medien, den Handel vor Ort stärken zu wollen, nun in die Tat umgesetzt werden. Auch wenn man bedenken müsse, dass viele Menschen, die ihre Arbeit verlören oder in Kurzarbeit wären, mit dem Geldausgeben vorsichtig seien.

Händler haben Desinfektionsmittel und teils auch Masken für die Kunden

Peter Blome vom Schuhhaus Heller und Vorsitzender des Hattinger Einzelhandelverbandes merkt, dass auch online die Kaufllust nachgelassen hat. "Von Kollegen höre ich, dass Kinderschuhe online gut nachgefragt waren, klar, die Füße wachsen, da muss man Schuhe kaufen." Aber beispielsweise Business-Schuhe für Herren würden derzeit weniger gefragt. "Die arbeiten alle in Pantoffeln daheim." Er begrüßt eine vorsichtige Öffnung, bereitet sich vor mit einem Plexiglasschutz an der Kasse. Masken hat er bestellt, Desinfektionsmittel wird es geben.

Als gut beschreibt Georg Hartmann von Hattingen Marketing die Stimmung der Einzelhändler. "Es gibt keine Landuntergangsstimmung." Er hat am Donnerstag mit vielen Händlern telefoniert. Natürlich sei jedes Schicksal anders, teils gebe es Verluste in fünfstelliger Höhe. Er lobt die Landesregierung: "Die Soforthilfe lief problemlos und schnell. Zwischen 9000 und 25.000 Euro, teils mit Krediten, haben die Händler bekommen."

Georg Hartmann von Hattingen Marketing glaubt, dass Handel gestärkt aus der Krise hervorgeht

Er glaubt, dass der Einzelhandel in den Städten nach der Corona-Krise gestärkt aufleben würde. "Die Menschen wissen jetzt, was sie am Handel in der Stadt haben. Daran werden sie sich erinnern - und Lust haben, in die Städte zu gehen." Ein Gedränge ab Montag in der City befürchtet er indes nicht. "In Österreich haben wir gesehen, dass die Menschen ein wenig Normalität schätzen, aber verantwortungsvoll mit der Situation umgehen."

Unklar ist noch, ob das Reschop Carré am Montag öffnen wird. "Ich habe davon in der Erklärung nichts gelesen, was dagegen spricht", erklärt Center-Manager Jörg Waldrich. Erst danach hätten Politiker erklärt, dass Einkaufscenter geschlossen bleiben sollten. Waldrich will jetzt abwarten, welche klärenden Erlasse die Landesregierung verschickt.

Info: Öffnung mit Bedingungen

Die Abstands- und Hygieneregeln müssen bei einer Ladenöffnung eingehalten werden. Vorbild sind dabei Lebensmittelgeschäfte, die diese Maßnahmen bereits getroffen haben.

Fahrradgeschäfte beispielsweise dürfen auch wieder öffnen - Friseure aber erst ab dem 4. Mai. Auch Restaurants und Kneipen dürfen weiterhin keine Kunden bedienen.