Hattingen. Die Zahl bestätigter Corona-Fälle ist in Hattingen auf elf gestiegen. Samstag sind noch viele Menschen unterwegs. Sonntag ist die Stadt leer.

Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle im Ennepe-Ruhr-Kreis ist weiter gestiegen. Bis Sonntagmittag haben sich 75 Personen mit dem Virus infiziert. Elf davon wohnen in Hattingen, neun in Sprockhövel.

Als begründete Verdachtsfälle gelten jetzt 602 Bürgerinnen und Bürger. Sie verteilen sich auf Breckerfeld (18), Ennepetal (42), Gevelsberg (58), Hattingen (88), Herdecke (86), Schwelm (34), Sprockhövel (58), Wetter (34) und Witten (184). Für die bestätigten Fälle sowie für die begründeten Verdachtsfälle ist häusliche Quarantäne angeordnet. Insgesamt gilt die Vorgabe der Quarantäne für 1260 Personen im Kreis.

Am Sonntag war es im Stadtgebiet deutlich ruhiger als zuletzt

Am Freitag hatte die Kreisverwaltung einen ersten Todesfall gemeldet, der auf das Coronavirus zurückzuführen ist. Ein 58-jähriger Ennepetaler war am Donnerstagabend im Krankenhaus verstorben.

Am Sonntag war es im Stadtgebiet deutlich ruhiger als zuletzt. Straßen, Wege und Plätze waren ebenso menschenleer wie die Fußgängerzone. Das hatte am Samstag noch anders ausgesehen. Zwar hielten sich die Hattingerinnen und Hattinger an die gebotenen Sicherheitsabstände, waren aber noch zahlreich unterwegs.

Familie will ein Insektenhotel bauen

Vor allem in den Baumärkten herrschte reges Treiben. Viele Menschen arbeiten im Homeoffice oder treten beruflich kürzer, wodurch sie mehr Zeit für Arbeiten haben, die sie bisher auf die lange Bank geschoben haben. Doch es gibt auch andere Gründe, warum die Bürger gerade jetzt in den Baumärkten einkaufen.

Magdalene und Stefan Marquis haben sich am Samstag noch schnell mit Baumaterial eingedeckt – sie wollen ein Insektenhotel bauen.
Magdalene und Stefan Marquis haben sich am Samstag noch schnell mit Baumaterial eingedeckt – sie wollen ein Insektenhotel bauen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Magdalena und Stefan Marquis räumen ihren Einkauf gerade ins Auto. „Jetzt hat man mal Zeit, den Kindern die Natur zeigen“, sagt Magdalena Marquis. „Wir bauen zum Beispiel ein Insektenhotel.“ Die Familie versucht, aus der Situation das Beste zu machen.

„Es macht viel aus, wenn die Kinder nach draußen können“

„An unserem Haus haben wir einen kleinen Garten. Das ist natürlich eine super Ablenkung“, meint Stefan Marquis. „Es macht viel aus, wenn die Kinder nach draußen können. Und auch wir sehen dann mal etwas anderes, als immer nur die Nachrichten, und können abschalten.“ Er beschreibt seine Situation als „Quarantäne-Paradies“.

Aus einem anderen Grund ist Martin Hartmann am Samstag im Baumarkt unterwegs. „Wir haben eine neue Küche bestellt. Damit die eingebaut werden kann, müssen noch ein paar Reparaturen erledigt werden. Dafür kaufe ich jetzt ein.“ Falls der Baumarkt in den nächsten Tagen schließt, möchte er alles parat haben. „Man will ja keine Zeit verschenken“, so Hartmann.

„Wer weiß, ob das nächste Woche noch geht“

Auch Beate Hönes möchte die freie Zeit sinnvoll nutzen. Ein neuer Zaun soll einbetoniert werden. „Dafür hole ich jetzt die Sachen. Wer weiß, ob das nächste Woche noch geht.“ Geplant sei der Bau schon länger, aber aktuell passe es eben gut, sagt sie: „Momentan sind alle zu Hause, da bietet sich das an.“

Bei Veronika Zöllner muss renoviert werden – und zwar dringend. „Ein Familienmitglied zieht bei uns dazu“, sagt sie. „Eigentlich wollten wir uns damit noch Zeit lassen, aber das klappt nun nicht mehr.“

Und auch Thomas Knies ist coronabedingt im Baumarkt: „Ich hole Sand für den Sandkasten meiner Kinder. Denen fällt sonst die Decke auf den Kopf.“ Irgendwie müsse man die Kleinen ja bei Laune halten.

Ab Montag startet der Imbiss einen Lieferdienst

In einer anderen Lage ist Frank Seidel. Er betreibt den Imbiss neben dem Obi-Baumarkt. Aktuell sei seine Situation noch nicht so schlimm. „Aber falls Obi schließt, wer kommt denn dann noch zu mir“, fragt Seidel. Seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, ist für ihn keine Möglichkeit. „So etwas haben wir in den Arbeitsverträgen auch gar nicht festgelegt. Auf die Idee ist ja keiner gekommen, dass das mal gebraucht werden könnte.“

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