Hattingen. Der Regionalverband Ruhr (RVR) baut den Ruhrtalradweg zwischen dem Kemnader Wehr und Hattingen um. Die Art der Umsetzung ärgert viele Bürger.
Der Ruhrtalradweg an der Stadtgrenze Bochum-Hattingen wird umgebaut. Der verantwortliche Regionalverband Ruhr (RVR) hat jetzt mit dem zweiten Bauabschnitt zwischen dem Wehr des Kemnader See (Kemnader Straße) und dem Wasserwerk an der Brockhauser Straße in Stiepel Angriff genommen.
Dabei handelt es sich um den Teil der Wegstrecke, über den jüngst diskutiert wurde. Denn viele Anwohner und auch Naturschützer sind dagegen, dass der Ruhrtalradweg künftig parallel zum Leinpfad verläuft und zwei Bereiche der bisherigen Strecke renaturiert werden.
Als erstes wurden jetzt zwei Wegabschnitte zurückgebaut
Als erstes wurden jetzt zwei Wegabschnitte zurückgebaut, wie es im Fachjargon heißt. Mit einer Fräse wurde die Tragschicht entfernt. Beide Bereiche sind abgesperrt und ab sofort nicht mehr zugänglich. Radfahrer und Fußgänger werden über die Brockhauser Straße und über An der alten Fähre umgeleitet.
Die Renaturierung des längeren Abschnittes von dem Weg zum früheren Wasserwerk aus Richtung Alte Fähre ist unstrittig. Ganz im Gegensatz zu dem rund 180 Meter langen Teilstück, dass parallel zur Alten Fähre direkt an die Ruhr und den auf den Leinpfad führt. Dieses wollte die Bürgerinitiative „Pro Erhalt des Ruhrauen-Fußwegs“ unbedingt als Spazierweg erhalten. 1000 Unterschriften sammelten sie in den vergangenen Monaten für ihr Ziel, das sie am Ende nun doch nicht erreicht haben.
Bund, Land, RVR zahlen
Ende 2018 hat der Regionalverband Ruhr (RVR) damit begonnen, den Ruhrtalradweg zwischen Haus Oveney am Kemnader See und der Brockhauser Straße generell zu verbreitern und an einigen Stellen umzugestalten. Dafür mussten auch einige Bäume fallen.
Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf mehr als 1,3 Millionen Euro. Bund und Land finanzieren zu je 40 Prozent. Die restlichen 20 Prozent der Kosten trägt der RVR.
Dementsprechend enttäuscht und fassungslos standen Claus-Jürgen Giwer und Hans-Jürgen Klingelhöfer von der Initiative nun auch an der Absperr-Barke und schauten auf den Weg. Oder das, was davon noch übrig ist. Klar wissen sie, dass politisch so entschieden worden ist. Aus ihrer Sicht „gegen den Willen und das Votum der Bürger“.
Bürger vermuten, dass der Regionalverband „wohl Fakten schaffen will“
Sauer sind Claus-Jürgen Giwer und Hans-Jürgen Klingelhöfer auf die Stadt Bochum, „dass sie nicht für ihre Bürger sorgt“. Dem RVR werfen sie vor, dass er den Bauabschnitt nicht am Wehr beginnt, sondern zu allererst die Wege zurückbaut. „Da sollten wohl Fakten geschaffen werden“, mutmaßen sie. Ohnehin hätte man die Wege doch lassen können, bis die neue Streckenführung fertig ist, finden sie.
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Der RVR sieht das anders. „Fakten seien so oder so geschaffen worden“, sagt Kathrin Schneider-Dramani. Generell werde der Abschnitt tatsächlich vom Wehr aus bis zum Wasserwerk umgestaltet – mit zwischenzeitlichen Ausnahmen. So sei mit der Baufirma aus logistischen Gründen vereinbart worden, zunächst die Wege anzupacken. „Zudem wollen wir von Anfang an Fußgänger und Radfahrer vom Baufeld fernhalten“, erklärt Kathrin Schneider-Dramani. Ein Weg über die Alte Fähre zur Ruhr und den Leinpfad bleibe aber jederzeit erhalten, versichert sie.
Ziel ist, den schmalen Ruhrtalradweg auf drei Meter zu verbreitern
Ziel der Umgestaltung sei es, den schmalen Ruhrtalradweg auf drei Meter zu verbreitern und den kurvigen und damit gefährlichen Teil in der Ruhraue aufzugeben. Dafür führt der Ruhrtalradweg künftig gerade über den Betriebsweg des früheren Wasserwerks.
Der Rückbau der beiden genannten Wegabschnitte diene als Kompensation, aber auch als „Beruhigungsmaßnahme für das Naturschutzgebiet“, sagt Kathrin Schneider-Dramani. Im Mai will der RVR fertig sein. Im Anschluss soll die Brockhauser Straße zur Fahrradstraße umgestaltet werden – durch das Auftragen von Piktogrammen und ein paar Umbauten.