Ruhrgebiet/ Hattingen. Luftbildfotograf Hans Blossey zeigt in seinen Bildern das Ruhrgebiet von oben. Im Interview spricht er über die Faszination eines Nachtflugs.
Er hat die ganze Welt gesehen, hat in Hongkong, Mexiko, Mauritius oder New York fotografiert. Doch die Heimat fasziniert ihn besonders. Hier, im Ruhrgebiet (und auch immer wieder in, um und über Hattingen) kann er die Entwicklung festhalten, die die Region so besonders macht. Hier kann Hans Blossey seiner großen Leidenschaft nachgehen: aus einem seiner Flugzeuge als Luftbild-Fotograf arbeiten.
Im Jahr 2009 wurde die Beziehung des gebürtigen Esseners, der schon lange in Hamm lebt, zu Hattingen noch ein bisschen intensiver. Denn in der Zeit vom 29. August bis 29. November gab es im Stadtmuseum in Blankenstein die Ausstellung „Über den Wolken – Hans Blossey“ – es war seine erste Einzel-Ausstellung.
Im Interview spricht Hans Blossey über ganz besondere Flüge: In der Nacht über dem Ruhrgebiet.
Herr Blossey, Sie sind eine Institution als Luftbildfotograf, haben bei vielen regionalen Buchprojekten mitgewirkt und sind seit Jahrzehnten auch für unsere Zeitung unterwegs, meistens natürlich bei Tageslicht. Wie ist es, in der Dunkelheit abzuheben?
Außergewöhnlich, man startet in eine ganz andere Welt. Es existiert nur das, was beleuchtet ist. Felder, Wälder, Wiesen und auch Dächer sind schwarz und so gut wie unsichtbar. Die sonst überdeutliche Ruhr und der Baldeneysee sind bis auf ein paar Lichtreflexe nicht zu sehen. Die Landschaft wird durchzogen von mehr oder weniger beleuchteten Straßen, alle fahrenden Autos sind erkennbar. Die Stadtzentren erstrahlen wie Lichtinseln im Schwarz. Innerhalb der beleuchteten Stadt gilt dann wieder die normale Ortskenntnis.
Was ist nachts als Flugzeugführer zu beachten?
Technisch gesehen unterliegt der Nachtflug der lückenlosen Koordination durch die Frankfurt-Langener Radarlotsen. Kann ich tagsüber mich fast frei bewegen nach dem Motto „Sehen und gesehen werden“, so bedarf es nachts eines Flugplans und der Genehmigung der Controller an den Radarschirmen.
Braucht man als Flugzeugführer eine besondere Nachtflugerlaubnis?
Ja, eine Zusatzausbildung zur Pilotenlizenz mit Theorie und vielen praktischen Übungen, Starts und Landungen bei Nacht und natürlich die Navigation über Funkfeuer und GPS. Dazu muss jeder Flug per Flugplan genehmigt werden.
Welche technische Ausrüstung haben Sie dabei, um das Lichtschauspiel am Boden festhalten zu können?
Erst einmal brauche ich einen Schal, eine wirklich warme Jacke und die Wollmütze. Und damit das mit den Fotos auch klappt, die neueste Kameratechnik und wahre Lichtwunder an Objektiven, die dem wenigen Licht bei großer Eigenbewegung von mindestens 120 km/h gerecht werden. Für die Fotografen unter uns: Die Belichtungszeit darf nicht unter 1/200sec. rutschen. ISO-Zahlen wandern rauf auf gelegentlich 12.800. Die Taschenlampen zum Objektivwechsel sind auch wichtig - im Flugzeug leuchten nur die blendfreien Instrumente vor sich hin.
Das klingt nach einem Abenteuer. Ist also ein Nachtflug etwas ganz Besonderes auch für einen Vielflieger wie Sie?
Absolut. Es ist fliegerisch anspruchsvoller, da man, obwohl auf Sicht geflogen wird, der Instrumenten-Navigation unterliegt. Und fotografisch ist es eine große technische Herausforderung - es ist so besonders wie es die Bilder sind.
Über die vergangenen Jahrzehnte hat sich Hans Blossey ein umfangreiches Luftbildarchiv aller Ruhrgebietsstädte und darüber hinaus erarbeitet – es zählt es mittlerweile mehr als 230 000 Luftbilder. Zu sehen gibt es viele davon in unserem Online-Portal unter www.waz.de oder auf der persönliche Homepage von Hans Blossey unter www.luftbild-blossey.de.