Hattingen. Hattingen hat die Nase bei der Arbeitslosenquote im Vergleich mit umliegenden Städten vorne. Wie die Prognose für das Jahr 2020 ist.

Hattingens Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent im Dezember 2019 kann sich sehen lassen. „Früher hat man bei fünf Prozent oder besser von einer Vollbeschäftigung gesprochen“, sagt Ulrich Brauer, Sprecher der Agentur für Arbeit Hagen. Er weiß, warum es in Hattingen gut läuft – und blickt in die Zukunft.

Hattingen profitiert laut Ulrich Brauer von einer ausgewogenen Branchen- und Beschäftigungsstruktur. „Der Strukturwandel nach dem Ende der Schwerindustrie ist in Hattingen eher geglückt als in anderen Regionen. Das zeigt sich deutlich“, sagt er.

Arbeitsmarktjahr 2019 war in Hattingen besonders gut

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Die Chefin der Agentur für Arbeit Hagen, Maren Lewerenz, betont die gute Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Nach den neusten Daten hat der EN-Kreis insgesamt 110.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 1700 oder 1,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Und sogar 9200 oder 9,1 Prozent mehr als vor fünf Jahren.

Und wenn es im Bericht heißt, dass 2019 das sechste gute Arbeitsmarktjahr im Ennepe-Ruhr-Kreis gewesen sei, dann „gilt das für Hattingen ganz besonders“. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote 2013 noch bei 8,1 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 5,3 Prozent. Im November 2019 war die Fünf vor dem Komma weg.

Der Arbeitsmarkt in EN-Kreis hat sich laut Bericht der Agentur für Arbeit im Dezember wie erwartet ungünstiger entwickelt. „Die Entwicklung ist zum Jahresende üblich, aber die regionalen Unterschiede sind groß und die Ausgangslage ist ungünstiger als vor einem Jahr“, meint Maren Lewerenz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. Die milde Witterung begünstige die dennoch stabile Beschäftigung. Aber: „Für Januar erwarte ich einen saisonal bedingten deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Kreis.“

Anzeichen für konjunkturelle Eintrübung sind da

Ihre Aussicht für 2020: Es gebe deutliche Anzeichen für eine konjunkturelle Eintrübung. Beispielsweise sei die Kräftenachfrage in 2019 um ein Viertel schwächer gewesen als noch 2018.

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Bis etwa Mitte 2020 rechnet Brauer mit einem „moderaten Anstieg“ der Arbeitslosenzahl. Danach würde sich die Zahl wieder einpendeln – allerdings über dem jetzigen Niveau. Dennoch: „Natürlich gilt die Prognose für alle, aber für Hattingen abgemildert“, führt Brauer aus.

Jüngere Arbeitslose lassen sich leichter in den örtlichen Arbeitsmarkt integrieren

In Hattingen seien jüngere und ältere bei den Arbeitslosen stärker vertreten. „Bei den jüngeren ist günstig, dass sie sich leichter in den örtlichen Arbeitsmarkt integrieren lassen“, erörtert Brauer.

Immer noch ist das verarbeitende Gewerbe in Hattingen stark vertreten – mit 118 gemeldeten Betrieben mit knapp 2500 Mitarbeitern. „Diese Betriebe sind natürlich krisenanfällig.“ Darum sei es gut, weiter am Strukturwandel zu arbeiten. Der Tourismus sei vorteilhaft für Hattingen.

Handel ist in Hattingen mit 274 Betrieben stark

Stark sei beispielsweise auch der Handel mit 274 Betrieben. „Eine große Rolle in Hattingen spielt das Gastgewerbe mit 99 Betrieben und 463 Beschäftigten“, führt Brauer aus. Auch wenn da kaum freie Stellen gemeldet würden.

Besonders hebt Brauer die Gesundheitsbranche in der Stadt hervor. „Sie ist ein dickes Pfund und enorm für die Größe der Stadt“, bewertet Brauer. Im Gesundheitswesen arbeiteten 2300 Beschäftige, in Heimen weitere 650, in sozialen Einrichtungen weitere 500.

Ausbildungsbetriebsquote ist in Hattingen unterdurchschnittlich

Wendet man den Blick auf die Ausbildung, zeigt sich: Die Ausbildungsbetriebsquote ist in Hattingen mit 22,8 Prozent unterdurchschnittlich. Da ist es laut Brauer wünschenswert, wenn mehr Betriebe sich zur Ausbildung entschließen würden.