Hattingen. Helfried Waleczek, Leiter der Chirurgie im Evangelischen Krankenhaus Hattingen, geht nach 17 Jahren. Er blickt auf Fortschritte der Medizin.
Beim Abschied gab’s Tränen. Nicht nur bei den Kollegen und Mitarbeitern, auch beim Chefarzt selbst. Nach 17 Jahren hat sich der Leiter der Klinik für Chirurgie im Evangelischen Krankenhaus, Helfried Waleczek, beruflich aus Hattingen verabschiedet, um sich noch einmal zu verändern. Er ist in gleicher Funktion jetzt in Recklinghausen tätig. Viele, nette Menschen habe er in den Jahren kennengelernt, besonders das vertrauensvolle Miteinander habe die Grundlage für eine hervorragende Zusammenarbeit geschaffen.
Sieben Kilogramm schweren Tumor entfernt
Arbeitsunfälle, Verbrennungen, Verkehrsunfälle, geplante Operationen - Waleczek deckte als Chefarzt das ganze Spektrum eines Chirurgen ab. „Die Spezialisierungsebene findet bei den Oberärzten statt“, erklärt er. „Auch als Chefarzt ist man Mannschaftssportler. Einer wirft das Tor, aber Erfolg hat man nur mit dem gesamten Team.“ Die schönsten Augenblicke in seinem Hattinger Berufsleben seien immer die gewesen, wenn jeder genau wusste, worauf es ankommt.
Begeistert sei man immer, wenn man dem Patienten wieder Gesundheit schenken könne, obwohl es manchmal nicht klar sei, dass Heilung möglich sei. „Wir haben bei einer Patientin einen sieben Kilogramm schweren Tumor herausgeschnitten und sie ist tatsächlich wieder gesund geworden“, sagt der Hattinger. So eine Erfahrung trage einen, man sei dann einfach begeistert.
Druck auf Krankenhäuser wächst
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Auf der anderen Seite nehme er vieles auch mit nach Hause. „Natürlich nagt es an einem, wenn es mit einem Patienten nicht so läuft, wie man es erhofft hatte. Man braucht eben auch als Arzt Traueraufarbeitung. Schließlich geht es ja um Menschen.“
Verändert hat sich in den 17 Jahren sehr viel. Vor allem habe der ökonomische Druck enorm zugenommen. Die Politik gehe davon aus, dass der Gelddruck medizinisch sinnvolle Strukturen schafft. Solche Entscheidungen seien aber in vielen Fällen den Patienten nicht zu erklären und auch kaum zuzumuten. Die Politik meine, im Ruhrgebiet gebe es zu viele Krankenhäuser. „Wenn Geld immer das Druckmittel ist und Krankenhäuser geschlossen werden, ist das nicht automatisch medizinisch sinnvoll“, erklärt Waleczek. An Gesundheitsminister Jens Spahn findet er eine Eigenschaft ausgesprochen gut: „Er ist ungeduldig und treibt Veränderungen wirklich voran.“
Medizinischer Fortschritt
Der Nachfolger im EvK
Neuer Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Hattingen wird zum 1. Januar Dr. Andre Sander. Er lebt mit seiner Familie schon seit Jahren in Hattingen. Bisher war er leitender Arzt der Unfallchirurgie im St. Marienhospital Borken.
Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist spezieller Unfallchirurg und hat neben verschiedenen Weiterbildungen unter anderem als zertifizierter Fußchirurg die Zusatzausbildung für Notfallmedizin. Sander studierte an der Charité in Berlin und kam 2005 nach Bochum, wo er lange als Assistenz- und Oberarzt in der Universitätsklinik Bergmannsheil arbeitete.
Auf medizinischem Gebiet sei sehr viel positiv bewegt worden. Heute könne man viele Krankheitsbilder besser behandeln. Wo früher große Eingriffe nötig waren, könne man heute minimalinvasiv - also mit kleinen Schnitten - die Behandlung vornehmen. „Auch bei großen Operationen kann man zum Beispiel Tumore besser behandeln. Es ist heute viel klarer, was man machen muss, man kann maßgeschneidert und sehr präzise arbeiten. Auch die Schmerztherapie hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht“, sagt Helfried Waleczek.
Wichtig für den Hattinger Arzt ist es, nie die Nase hoch zu tragen. „Das gab es bei uns nicht. Ärzte, Schwestern, Pfleger, alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen sich in ihrem Fachgebiet aus. Aus dem Grunde ist es immens wichtig, dass man zuhört, was der andere zu sagen hat. Das bringt Sicherheit. Wenn jemand Vorschläge macht oder Einwände hat, muss man zuhören und neu überlegen“, ist sein Fazit aus 17 Jahren Arbeit im Evangelischen Krankenhaus Hattingen.