Hattingen. Gegen Sprachlosigkeit helfen Standard-Fragen und Pseudo-Antworten. Torben Hermanns erklärt im VHS-Kurs in Hattingen die Techniken für zu Hause.
„Schlagfertigkeit hilft uns, uns selbst zu behaupten und die Würde zu erhalten.“ Torben Hermanns klingt überzeugt. Er ist Rhetorik- und Kommunikations-Trainer und ihn bringt nichts mehr aus der Fassung. Warum Schlagfertigkeit in vielen alltäglichen Situation hilfreich sein kann, erklärt er in seinem Seminar „Damit das Wort nicht im Hals stecken bleibt“.
Mit Standard-Fragen gegen Sprachlosigkeit
In den Räumen der VHS Hattingen brachte der Dozent den Teilnehmerinnen die Kunst der Wortgewandtheit nahe. Man stelle sich folgende Situationen vor: Eine Mitarbeiterversammlung, ein Vorstellungsgespräch, eine politische Debatte oder einfach eine lebhafte Diskussion im Freundeskreis. Offene Provokationen an sich abperlen zu lassen, ist niemals einfach. Doch es gibt verschiedene Wege, geschickt damit umzugehen.
Hermanns rät: „Um die Gefahr der Sprachlosigkeit möglichst kleinzuhalten, kann man sich offene Standard-Fragen zurechtlegen.“ Worauf beziehen Sie sich? Was meinen Sie damit? Wie ist es denn bei Ihnen? All diese Phrasen lassen sich in vielen Gesprächen anwenden. „Es geht darum, den Angreifer ins Stocken zu bringen und ihn nicht zu weiteren Angriffen zu verleiten.“
Politiker nutzen oft Pseudo-Antworten
Die sogenannten Pseudo-Antworten seien vor allem von Politikern ein häufig genutztes Mittel. „Die Sozialdemokratin Hannelore Kraft ist ein echter Rhetorik-Profi“, meint der Kommunikationstrainer. „Sie nutzt ein Wort aus dem Satz des Provozierenden und wandelt das dann positiv um.“
Das erklärt Hermanns anhand eines einfachen Beispiels. So lautet der Angriff: „Wieso sollte uns dieses leidige Mitarbeitergespräch geholfen haben?“ Die schlagfertige Erwiderung könnte dann so aussehen: „Das positive an Mitarbeitergesprächen ist doch, dass sie auf viele verschiedene Entwicklungen eingehen können.“
Assoziationsketten für zu Hause
Das Ganze lässt sich leicht zu Hause trainieren: „Eine Assoziationskette ist da die richtige Übung. Die kann mit jedem beliebigen Wort anfangen. Dazu überlegt man sich insgesamt sechs Begriffe, die zu dem jeweils vorangegangenen passen müssen.“
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Das haben auch die Teilnehmer des VHS-Seminars geübt. Eine Hattingerin hat mit dem Wort „Erdbeerkuchen“ begonnen. Lachend meint sie: „Mein letztes Wort lautete dann Galaxie. Wie ich darauf gekommen bin, weiß ich selbst nicht so genau.“ Torben Hermanns ist zufrieden: „Der Vorteil an dieser Technik ist, dass man so ganz leicht auf Themen überleiten kann, die man selbst bevorzugt.“ Noch besser sei es allerdings, auf die Lieblingsthemen des Gesprächspartners zu sprechen zu kommen. „Damit gibt er oder sie ganz schnell die Angriffshaltung auf.“
Nachteile in bestimmen Situationen
„Natürlich hat jede Technik auch ihre Nachteile. Man kann sich für die entscheiden, die am besten zu einem selbst passt. Die Pseudo-Antworten sind die etwas softere Methode“, so Hermanns. Wortspiele dagegen seien deutlich härter. „Sie haben das Potenzial, Lacher zu ernten und den anderen dumm dastehen zulassen. Bei einer Diskussion mit dem Chef ist die Technik also nicht wirklich empfehlenswert.“
Besonders gerne dreht der Rhetorikcoach Sprichwörter um. „Wer im Glashaus sitzt, sollte sich nur nachts umziehen“ sorgt bei den Zuhörern für Gelächter. Doch warum ist es für viele Menschen überhaupt so schwierig, schlagfertig zu sein? Die Teilnehmerinnen sind sich einig: „Ein spontaner Angriff, auf den man nicht vorbereitet ist, ist immer eine Herausforderung. Man muss die Provokation herunterschlucken und sich schnell etwas Passendes überlegen.“
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