Hattingen. Hattingen ist Pendler-Stadt. Ein Großteil der Berufstätigen verlässt die Stadt für den Job. Ihre Arbeitsplätze haben viele in Bochum und Essen.

Hattingen ist eine Pendler-Hochburg. Fast zwei Drittel der berufstätigen Hattinger pendeln zu ihrer Arbeitsstelle. Tendenz steigend. Ein Trend, der sich auch im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zeigt, wie die IG Bau errechnete. Im Gegenzug kommen zwar auch immer mehr Menschen zum Arbeiten nach Hattingen, aber weit weniger als anderswo.

Mehr als 20 Prozent mehr Auspendler

Erst kürzlich sorgte die IG Bau für Aufsehen mit ihren Berechnungen. Danach hat der Anteil der Pendler deutlich zugenommen – um mehr als 20 Prozent ist die Zahl der Auspendler, also derer, die den EN-Kreis zum Arbeiten verlassen, seit 2010 gestiegen. Insgesamt 61.900 Auspendler zählte die Gewerkschaft – gut die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die im Kreis leben. Dabei greift sie auf Daten der Agentur für Arbeit zurück.


Der aktuelle Pendleratlas des Landesstatistikamtes weist stattdessen sogar 76.000 Auspendler aus dem EN-Kreis aus. Grund für die Abweichung: Während die Arbeitsagentur nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zählt, kommen beim Land auch alle anderen Berufstätigen, wie Selbstständige, Beamte, geringfügig Beschäftigte usw., dazu. So kommen die Landesstatistiker auf eine Quote von knapp 47 Prozent Auspendlern im Kreis.

Zu Abweichungen kann es grundsätzlich kommen, weil bei größeren Unternehmen oft der Hauptsitz im Arbeitsvertrag der Angestellten steht. Und der liegt zum Beispiel bei Filialen in der Regel nicht in Hattingen.

Vor allem sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pendeln

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. © funkegrafik nrw | Miriam Fischer


Vergleicht man die Zahlen beider Quellen, wird klar, dass es mehrheitlich die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind, die pendeln. Das gilt auch für die Menschen, die zum Arbeiten in den Kreis kommen. Gute 44 Prozent der Angestellten (47.735), die hier eine Stelle haben, kommen von außerhalb. Auf alle Arbeitenden betrachtet, sind es „nur“ knappe 40 Prozent.

Für Hattingen liegen beide Werte, der der Einpendler und der Auspendler, deutlich höher als im Gesamtkreis. Knapp zwei Drittel (65,4 Prozent) der arbeitenden Hattinger verlassen die Stadt berufsbedingt. Aber: knapp 48 Prozent aller Arbeitsplätze in Hattingen sind von Nicht-Einheimischen besetzt. Übrigens pendeln mehr Männer als Frauen zu ihrer Arbeit.

Ziele sind meist Nachbarstädte

Wenig überraschend pendeln die meisten Menschen zwischen benachbarten Städten: Viele Hattinger arbeiten in Bochum (3961), Essen (3147) und Sprockhövel (1211). Aus den selben Städten kommen auch die meisten Einpendler (Bochum 2561, Essen 1072, Sprockhövel 1002).


Die IG Bau hatte kritisiert, dass vor allem zu hohe Mieten in den großen Städten Menschen zum Pendeln zwingen. Hattingen gehört in diesem Szenario also eher zu den Schlafstätten im Umkreis anderer vor allem Ruhrgebietsstädte mit mehr Arbeitsstellen.

Hattingen schrumpft am Tag

So ist Hattingen an Arbeitstagen auch deutlich „kleiner“ als nachts, wenn die meisten zu Hause sind. Die Landesstatistiker haben errechnet, dass, inklusive aller Einpendler, aber ohne die Auspendler, Hattingen am Tag 45.450 Menschen beherbergt. Dem gegenüber steht die Einwohnerzahl mit mehr als 9000 Menschen mehr.

Mit diesen Werten gehört Hattingen landesweit betrachtet zu den Städten, in die verhältnismäßig die wenigsten Menschen zum Arbeiten kommen (Platz 325 von 396). Auch im Kreis nimmt Hattingen dabei den letzten Platz ein.