Hattingen. Der Jahresempfang der Stadt Hattingen steht auf der Kippe. Die Debatte hat politische und gesellschaftliche Sprengkraft. Das sind die Gründe.

Der Jahresempfang 2020 der Stadt Hattingen steht auf der Kippe. Die Großveranstaltung hat ihren Hauptsponsor verloren. Alfred Schulte-Stade behält die 15.000 Euro, die er zuletzt viermal fürs Catering lockergemacht hat, für sich, weil er sich von der Verwaltung nicht mehr wertgeschätzt fühlt.

Die Nachricht hat Sprengkraft. Denn es geht um mehr als die Frage, ob die 500 geladenen Gäste Grünkohl und Mettwurst bekommen oder sich mit Brezeln begnügen. Ob sie fürs Essen und Trinken selbst in die Tasche greifen oder zwei Stunden ohne auskommen.

Alfred Schulte-Stade will im Krämersdorf loslegen

Es geht im Kern um zwei Dinge, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben. Wie geht die Stadt mit Sponsoren und Ehrenamtlern um? Und: Wer unternimmt endlich etwas gegen die dramatische Arbeitsüberlastung bei der Bauverwaltung?

Schulte-Stade fühlt sich düpiert, weil die Verwaltung sein Konzept für eine Belebung des Krämersdorfes „seit Monaten in der Schublade verstauben lässt“. Der Unternehmer hat eine Idee entwickelt, wie man den Standort aus seinem Schattendasein holen kann. Er hat Mitstreiter gefunden und will loslegen.

„Wir müssen auch Kindergärten bauen und Schulgebäude sanieren“

Doch die Verwaltung kommt nicht in die Gänge. „Wir müssen auch Kindergärten bauen und Schulgebäude sanieren“, sagt Bürgermeister Dirk Glaser. Und meint damit: Es gibt eben auch für Sponsoren keine Extrawürste.

Das werden jene gut finden, die auf einen Platz in einer Kita warten oder auf die Baugenehmigung für ihre Garage. Dirk Glaser bleibt bei diesem Thema trotzdem in der Zwickmühle. Seine drei Wahlversprechen für den Sprung ins Amt haben sich seinerzeit nur durch Sponsoren realisieren lassen.

Der Bürgermeister darf das Engagement nicht verkümmern lassen

Die Rettung der Tafel, die befristete Rettung der Senioreninitiative Kick und die Wiedereinführung des Jahresempfangs – sie alle waren nur durch private Geldgeber möglich. Er darf dieses Engagement ebenso wenig verkümmern lassen wie jede andere helfende Hand eines Ehrenamtlichen.

Bleibt die Überlastung der Bauverwaltung, der Auslöser der Sponsorendebatte. Die minimalen personellen Nachbesserungen fangen den großen Aderlass vergangener Jahre nicht auf. Wer dort den Hebel ansetzt, hilft allen Bürgerinnen und Bürgern – fernab von Grünkohl und Mettwurst. Rat und Verwaltung sollten sich das Thema vornehmen.