Hattingen. Begeistert hat die SPD in Hattingen die Vorstellungsrede von Kämmer Frank Mielke gefeiert. „Ich werde kein Hochglanz-Bürgermeister“, sagt er.
Zwei Minuten und vier Sekunden donnernder Applaus: Wie elektrisiert springen die SPD-Delegierten auf, klatschen, schwenken rote SPD-Fähnchen und donnern mit der Faust auf die Tische. Es ist das Finale der Vorstellung von Kämmerer Frank Mielke als möglicher Bürgermeisterkandidat der Sozialdemokraten für Hattingen.
Wie ein Befreiungsschlag wirkt die Rede auf die Zuhörer
Wie ein Befreiungsschlag wirkt die Rede des 56-Jährigen auf die rund 50 Zuhörer, die auf der SPD-Jahreshauptversammlung im Haus Benecken in Winz-Baak in Begeisterungsstürme ausbrechen. In freier Rede, in bestem Sinne hemdsärmelig und authentisch erklärt Mielke seine Vorstellungen vom Bürgermeisteramt.
Zuvor hat er „ganz klassisch“ die Vorstellung begonnen, indem er seine berufliche Laufbahn schildert. Für die, die ihn noch nicht seit Jahrzehnten kennen. Seit 40 Jahren arbeitet das langjährige SPD-Mitglied schon in der Hattinger Stadtverwaltung, bildet sich immer weiter.
Das Rathaus, ein Gemischtwarenladen an Dienstleistungen
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„Das Rathaus, den Gemischtwarenladen an Dienstleistungen“ kenne er in- und auswendig. Im Moment in der Funktion als Personalchef und Kämmerer. Schnell kommt er zur Sache, was die Ausfüllung des Bürgermeisteramtes seiner Meinung nach bedeutet. Das Amt sei „wirklich verrückt und facettenreich“. Ganz unterschiedliche Aufgaben würden da eingefordert. „Es ist ein wahnsinniges Management und ich sage euch schon jetzt, ich werde kein Hochglanz-Bürgermeister.“
Drei ganz unterschiedliche Bereiche müsse man abdecken. Erstens: eine Behörde mit 900 Personen leiten. Als Zweites sei man Vorsitzender des Rates. „Mit mir wird es keinen Schmusekurs im Rat geben. Es kann nicht sein, dass der Rat immer mehr zur politikfreien Zone wird.“ Es müsse auch gestritten und um beste Lösungen gerungen werden, erklärt Mielke. Dieser Satz, offensichtlich Ausdruck seiner Unzufriedenheit am jetzigen Zustand, ohne namentlich seinen Chef und Bürgermeister Dirk Glaser zu erwähnen.
Drittens sei der Verwaltungschef auch „das Gesicht der Stadt“. Er habe repräsentative Aufgaben, zu tun gebe es viel. Gerade deshalb müsse die Stadt in vielen Bereichen gezielter durchgreifen. Was die Quote von Wohnungen angehe, so sei man gut aufgestellt. „Aber genau das reicht nicht, sonst stehen wir, was die Finanzmasse anbetrifft, hinten an“, erklärt er.
Er will nicht abwarten, er will selbst aktiv werden
Mielke macht klar, dass nicht abwarten, sondern selbst aktiv werden, sein Ding ist. „Wir dürfen nicht warten, bis sich Unternehmen bei uns melden, die sich ansiedeln wollen. Wir brauchen gesunde Unternehmen, die uns nach vorne bringen. Darum muss sich die Stadt die vorhandenen freien Flächen selbst unter den Nagel reißen, damit wir bestimmen, welche Firmen zu uns passen und zu uns kommen“, fordert er.
SPD Hattingen kämpft gegen den Trend
„Ich will Verantwortung übernehmen. Mit viel Kreativität kann man große Räder drehen“, betonte der Personalchef und Kämmerer der Stadt Frank Mielke, der sich zum Bürgermeisterkandidaten wählen lassen möchte. Die Sozialdemokraten von Hattingen seien anders aufgestellt.
„Wir kämpfen gegen den Trend. Es ist keine Europawahl 2.0, wir sind anders, als die, die man abends in der Tagesschau sieht“, stellte er fest. „Wir brauchen keine Wahlprogramme, wir brauchen Konzepte und Lösungen nach der Wahl.“ Mit seinen Worten traf Frank Mielke den Nerv der SPD-Delegierten.
Auch Kultur und Sport gebe es viel in Hattingen. Im Sport sei man wirklich gut aufgestellt, aber im Bereich Kultur mache Blankenstein vor, was man alles auf die Beine stellen könne. Das Leben bestehe nicht nur aus arbeiten, auch Kultur brauche ihren Raum zum Ausgleich für die Menschen.
Bei der Digitalisierung kann man das Rad nicht zurückdrehen
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In Sachen Digitalisierung könne man das Rad nie mehr zurückdrehen. Da müsse man am Ball bleiben. „Ja, da braucht man viel Geld und Innovation. Aber auch mit wenig Geld, aber Kreativität kann man viel möglich machen, das haben wir im Schulbereich bereits bewiesen“, stellt Frank Mielke fest.
Und dann nimmt er noch Bezug auf ein aktuelle Themas: „Wir können Umwelt und Klima nicht in eine eigene Kiste packen. Das ist ein Querschnittsthema, das sich durch alle Bereiche zieht. Da kann man wirklich viel bewegen. Ich bewundere die Bewegung ,Fridays for Future’. Die Menschen tun genau das, was nötig ist. Und das mit einer bewundernswerten Gelassenheit.“ Wenn es also um Wohnen oder andere Gebiete geht, gehe es auch immer um den Aspekt Umwelt und Klima. In jedem Bereich und bei jeder Entscheidung müsse das mit dabei sein. „Ich will euch kennenlernen und Gespräche führen. Ich will die Stadt nach vorne bringen. Ich habe Lust darauf.“