Hattingen. Mehr als 2,1 Millionen Euro stellt das Land für Schulen in Hattingen bereit, um den digitalen Ausbau zu fördern. Einige sind davon überrascht.
Die Fördermittel für den Digitalpakt Schule seitens des Landes stehen bereit: Die Stadt Hattingen kann für ihre Schulen danach 2.091.667 Euro beantragen, die Zentrale Ausbildungsstätte für Krankenpflegeberufe Evangelisches Krankenhaus Hattingen 37.486 Euro und die Awo-Schule für Logopädie 18.368 Euro.
„Och, davon wusste ich noch gar nichts“, zeigt sich die Leiterin der Awo-Schule für Logopädie, Cornelia Oestereich, überrascht, als die WAZ ihr das für die Schule vorgesehene Förderbudget nennt, „davon hatte ich keine Kenntnis.“ Dabei sei der Bedarf da und groß.
Schulen in Hattingen benötigen Hilfe bei der Digitalisierung, begrüßen die Förderung
„Wir haben mit der Fernuni über drei Jahre an dem Projekt Indigitrain gearbeitet, dabei sind Unterrichtsinhalte digitalisiert worden wie Diagnostik von Erwachsenen und Kindern, Anatomie oder Lerntests. Das Projekt läuft jetzt aus. Eine Firma hat das Programm entwickelt. Das muss weiter finanziert werden“, nennt die Leiterin ein Beispiel.
Cornelia Oestereich verweist darauf, dass gerade die Awo-Schule auf Hilfe in dem Bereich angewiesen sei. „Die Ausbildung an unserer Schule muss von den Schülern bezahlt werden. Wir als Awo halten die Preise niedrig.“ Gewinnorientierte Schulen nähmen etwa 300 Euro mehr. „Da sind wir nun aufgrund unserer niedrigen Lehrgangsgebühren eh schon die Gelackmeierten, wenn das Land ab dem 1. September 70 Prozent der Ausbildungskosten übernimmt, was ja an sich gut ist. Aber wir haben auch eben Kosten für die Ausstattung“, führt sie vor Augen.
An der Krankenpflegeschule in Hattingen fehlt es an WLan und Bandbreite
125 Schülerinnen und Schüler können in der Ausbildungsstätte für Krankenpflegeberufe lernen. „Ich wusste nicht, dass es das Geld in dieser Form gibt“, sagt auch Uwe Machleit, Bildungsbeauftragter der Evangelischen Stiftung Augusta, zu der die Krankenpflegeschule zählt. Er begrüßt die Förderung, denn „wir brauchen dringend eine digitale Infrastruktur. Wir haben Bedarf bei WLan, sicherem Internet, Bandbreite. Von allem sind wir Lichtjahre entfernt.“
Die dieser Tage vom Landeskabinett verabschiedete Förderrichtlinie wird am 15. September veröffentlicht, ab dann können Anträge gestellt werden. Förderfähig sind Investitionen in die IT-Infrastruktur. 90 Prozent der Kosten werden gefördert, der Schulträger muss einen Eigenanteil von zehn Prozent leisten. Das jeweilige Förderbudget ist nicht bedarfsbezogen berechnet worden. Das Land hat zu 75 Prozent nach der Schülerzahl und zu 25 Prozent nach der Schlüsselzuweisung im Gemeindefinanzierungsgesetz zugewiesen.
Dezernent Matthias Tacke will den Digitalpakt mit „Guter Schule 2020“ verbinden
Dass diese Förderung kommen wird, wusste Dezernent Matthias Tacke bereits im Vorfeld. „Aber jetzt haben wir belastbare Zahlen vor. Ab dem 15. September können Anträge gestellt werden. Die ungefähre Größenordnung hatten wir im Blick“, erklärt er.
Jetzt werde geschaut, was nach den Förderrichtlinien in welcher Höhe an den Schulen förderfähig sei. Mit Hilfe des Förderprogramms „Gute Schule 2020“ sei man in Hattingen schon gut in die Digitalisierung eingestiegen. „Für uns geht es jetzt darum, die beiden Programme gut miteinander zu verknüpfen, um ein möglichst gutes Gesamtpaket zu schnüren.“ Darum könne er noch nicht sagen, welche Investitionen nun beantragt würden. „Wir haben viel Arbeit vor uns.“
Dezernent Matthias Tacke aus Hattingen mahnt weitere Förderung nach fünf Jahren an
„Das Gesamtprogramm läuft über fünf Jahre. Es wird Geld in Jahresscheiben geben. Der Digitalpakt ist ein weiterer positiver Baustein. Aber es darf nicht der letzte sein“, sagt Tacke, denn Technik veralte schnell. „In fünf Jahren stehen dann quasi schon wieder Ersatzbeschaffungen – beispielsweise was die Hardware angeht – an.“ Dass genau aus diesem Grund weitere Investitionen folgen müssen, betont auch Schulministerin Yvonne Gebauer in ihrer Pressemitteilung zu den Digitalpakt-Fördermitteln.