Hattingen. Maler Max Peiffer Watenphul wird von Bauhaus-Gründer Gropius persönlich gefördert. In seinem Leben kehrt er immer wieder nach Hattingen zurück.
Ja, Hattingen hat einen Bauhaus-Schüler: Fünf Jahre nach seinem Abitur am Realgymnasium Waldstraße (1914) geht Max Peiffer Watenphul nach Weimar und bekommt von Walter Gropius selbst die Erlaubnis, in allen Werkstätten zu hospitieren. Er freundet sich mit Wassily Kandinsky an, mit Paul Klee und auch mit Else Lasker-Schüler.
„Was den Künstler Max Peiffer Watenphul auszeichnet, ist sein ganz eigener Blick auf die Dinge“, sagt Christoph Kohl im Rahmen einer Ausstellung im Stadtmuseum. Watenphul ist Maler, sein Werk umfasst neben Ölgemälden auch Aquarelle, Zeichnungen, Emaille-Arbeiten, Textilien, Druckgrafiken und Fotografien.
Als Max sieben Jahre alt ist, stirbt plötzlich der Vater
Am 1. September 1896 wird der Sohn von Apotheker Karl Josef Emil Peiffer und dessen Ehefrau Anna geboren. Als Max gerade einmal sieben Jahre alt ist, stirbt plötzlich der Vater. Die Mutter heiratet drei Jahre später erneut, den Lehrer Dr. Heinrich Watenphul, durch den die Familie im Jahr 1911 aus Sachsen-Anhalt nach Hattingen kommt. Der Stiefvater schreibt Bücher über mittellateinische Dichtung und wird der erste Direktor des neuen Realgymnasiums an der Waldstraße.
Mit viel Pathos sagt er am 28. März 1914 zum ersten Abitur-Jahrgang (und damit auch zu seinem Stiefsohn): „Wahrhaft menschenwürdige Schätze sind es, die hier in Ihrer Schule zu sammeln Ihnen die Gelegenheit geboten war.“
Er pfeift auf eine juristische Karriere
Max Peiffer hat sie eingesammelt und weitergetragen. Er studiert in Bonn Medizin, absolviert ein Jurastudium in Straßburg, Frankfurt und München. Mit 23 kehrt er für ein Referendariat am Amtsgericht nach Hattingen zurück. Er nimmt den Doppelnamen an und pfeift auf eine juristische Karriere. Max will Maler werden! Drei Jahre lang wird er am Bauhaus in Weimar ausgebildet. Bilder von Paul Klee und eine Begegnung beeindrucken ihn derart, dass er sich Stilleben und Landschaften verschreibt.
Peiffer Watenphul bereist die Welt. Ein Jahr lang ist er auf einem Frachtschiff über Kuba nach Mexiko unterwegs, es geht nach Jugoslawien, Südfrankreich, Paris, Florenz und Rom. Und immer wieder kehrt er nach Hattingen zurück, wird Lehrer an der Essener Folkwangschule. Das Elternhaus ist für ihn ein Zufluchtsort, der Garten inspiriert den Künstler zu zahlreichen Naturbildern. Auch die „Häuser im Ruhrgebiet“ entstehen im heimischen Hattingen.
Gelernte Bauhaus-Sachlichkeit ist im Kopf verankert
Charakteristisch ist sein wiederkehrender Bruch zwischen Natur und Gesellschaft, die gelernte Bauhaus-Sachlichkeit ist im Kopf verankert. „Über Bilder zu schreiben, ist meiner Ansicht nach überflüssig, denn sie müssen für sich selbst reden; dafür sind sie entstanden. Bilder, die eine Gebrauchsanweisung nötig haben, sind widersinnig“, so seine Meinung.
1931 beendet er seine Lehrtätigkeit in Essen. Max Peiffer Watenphul bekommt den „Rom-Preis“ und geht in die ewige Stadt – an die Deutsche Akademie in der Villa Massimo. Nach dem Krieg ist er bei der Biennale in Venedig vertreten, schließt weitere Freundschaften, etwa mit der Sammlerin Peggy Guggenheim. Er erkundet den Stiefel, sieht Neapel, Caserta, Positano und Capri.
Mit 62 Jahren entschließt er sich, fest nach Rom zu ziehen und holt auch seine Mutter nach Italien. Nach deren Tod mietet er eine kleine Wohnung auf Korfu an und arbeitet fortan drei Monate im Jahr auf der griechischen Insel. Er schwärmt von „grauverhangenen Olivenwälder, dem veilchenfarbene Meer Homers und der liebenswerten Bevölkerung.
Auch interessant
Die Ehren mehren sich: Im Jahr 1965 wird der Maler ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. Im November 1969 wird ihm das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Letztes Gemälde entsteht im Dezember 1970
Sein letztes Gemälde entsteht im Dezember 1970, gesundheitlich angeschlagen beschränkt sich Max Peiffer Watenphuls Schaffen auf Zeichnungen, Aquarelle und Lithografien. Er stirbt am 13. Juli 1976 in Rom und ist auf dem „Cimitero acattolico“ an der Cestius-Pyramide beigesetzt.