Hattingen/Bochum/Witten. Tausende strömen am ersten Wochenende zum Zeltfestival Ruhr an den Kemnader See. Ein Rundgang durch die Zeltstadt – was macht den Zauber aus?
Es kribbelt, wenn die ersten weißen Spitzen der Zelte zwischen den Bäumen wieder auftauchen. Sie haben etwas Surreales – sobald man durch den Eingang geht, betritt man eine andere Welt. Den Zauber des Zeltfestivals gibt es zum zwölften Mal.
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„Es ist tatsächlich wie eine eigene Stadt“, sagt Peter Ilsen. Das Zelt direkt am Eingang, in dem er steht, sieht aus wie ein kleines Wohnzimmer: Überall hängen Lichterketten mit bunten Kugeln, statt den braunen Platten der Zeltstadt liegt grauer, flauschiger Teppich auf dem Boden und es gibt echte, tapezierte Wände. Seine Frau Dagmar hat sich ordentlich ins Zeug gelegt für ihren „ilsens“-Stand. Sie ist die einzige Hattinger Ausstellerin auf dem Markt der Möglichkeiten. Für sie ist das Zeltfestival schon zum fünften Mal ein Heimspiel. „Ich bin sonst nur auf Messen in ganz Deutschland unterwegs, das ist meine einzige Außenausstellung“, sagt sie.
Die Atmosphäre stimmt und man merkt, dass man eben „mitten im Pott“ ist
Die Leute haben gute Laune, die Atmosphäre stimmt und man merkt, dass man eben „mitten im Pott“ ist. Ein Dortmunder Ehepaar hat vor einigen Jahren beispielsweise eine Lichterkette mit grauen, weißen und schwarzen Kugeln gekauft. „Der Mann hat noch eine gelbe genommen und gesagt: Die kommt dran, wenn Borussia spielt“, erinnert sich Dagmar Ilsen.
Vorbei an den Zelten des Marktes der Möglichkeiten mit Taschen und Schmuck, treffen die Zeltfestival-Besucher auf den stadteigenen Strand – Urlaubsfeeling inklusive. In einem Liegestuhl liegt Michaela Kuhlmann – mit Sonnenbrille auf der Nase. Sie ist eine der ersten Besucher dieser Saison, seit kurz vor sechs ist sie schon auf dem Gelände. „Sonst bekommt man ja keinen Parkplatz mehr“, erklärt sie. 2018 war sie zum ersten Mal am See und hat sich direkt mehrere Events angesehen. Auch dieses Jahr stehen einige Hochkaräter auf ihrer persönlichen Liste: Sunrise Avenue und Rea Garvey, beide Shows sind ausverkauft. „Wir warten immer darauf, dass es in der Zeitung steht, denn die Highlights sind ja schnell weg.“
Gute Stimmung mit Angelo Kelly und Tim Odell am Kemnader See
Konzerte kann sie sich zwar überall angucken, aber das Zeltfestival habe eben dieses ganz besondere Ambiente. Nicht zu groß, mit guten Essen ohne Plastikgeschirr – „und es ist top organisiert“, ergänzt ihr Mann von der Strandliege links daneben. Hier läuft alles nach Plan, wie ein gutes deutschen Auto, wie Sunrise-Avenue-Frontsänger Samu Haber nachher auch betonen wird.
5000 Fans passen maximal in die großen Zelte am Kemnader See
Die ganz großen Stars hautnah erleben – das geht fast nur auf dem Zeltfestival. 5000 Fans passen maximal in die großen Zelte – für manche Künstler, die sonst in riesigen Stadien auftreten, fast schon Wohnzimmerkonzerte. Silbermond und Bosse hat Nicole Hawig in der Zeltstadt schon live gesehen. Jetzt ist sie mit Ehemann, Tochter und Freunden da. „Alle wegen Samu“, verrät ihre Freundin, weil das Sunrise-Avenue-Konzert für Nicole die beste Eröffnung überhaupt ist. Auch, wenn es nicht ins Zelt geht. „Wir setzen uns gleich an die Tische, gutes Essen und Musik gleichzeitig also“, sagt die 30-Jährige.
Gerade das mache das Zeltfestival aus: draußen sein, „Hinz und Kunz“ treffen und die Kinder können rumflitzen. Die weiße Zeltstadt an der Kemnade hat ihre ganz eigene Magie, die die Besucher in ihren Bann zieht – jeder will das Urlaubsfeeling vor der Haustür genießen.