Hattingen . WAZ-Leser erhalten einen Einblick in den Operationssaal des Evangelischen Krankenhauses in Hattingen. Ärzte erklären die Abläufe in der Klinik.

„Unfassbar spannend“, fanden die Leserinnen und Leser die Pforte, die die WAZ am Dienstag für sie öffnete. Dank der Bereitschaft des Evangelischen Krankenhauses (EvK) durften 24 Interessierte einen Blick in die Räume werfen, vor denen jeder Respekt hat: Ambulanter Operationsraum, Notaufnahme, Schock- und Gipsraum. Ärzte und weitere medizinische Fachkräfte nahmen sich sehr viel Zeit, um die Abläufe im Krankenhaus transparent zu machen, es gab Informationen über Kosten, Hygiene und Veränderungen in den Kliniken.

Die Kunst ist immer, möglichst schnell die richtige Diagnose zu stellen

Uwe Rupénus, OP-Koordinator (re). demonstriert mit Nils Jöcker, operationstechnischer Assistent, wie man Kittel richtig anzieht, damit sie steril bleiben.
Uwe Rupénus, OP-Koordinator (re). demonstriert mit Nils Jöcker, operationstechnischer Assistent, wie man Kittel richtig anzieht, damit sie steril bleiben. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Dr. Helfried Waleczek, Chefarzt der Chirurgie und Prof. Andreas Tromm, Chefarzt der Gastroenterologie führten zunächst allgemein in die Welt des Krankenhauses ein. 15.000 ambulante Behandlungen führt die Klinik jedes Jahr durch. Die Kunst für alle Mitarbeiter ist dabei, bei ungeklärten Fällen die richtige Diagnose zu stellen, damit die Behandlung bei sehr dringenden Fällen sofort beginnen kann.

Zehn Mediziner stehen immer bereit

Bei der Akutversorgung stehen zehn Mediziner verschiedener Fachrichtungen bereit, um abzuklären, welches Krankheitsbild vorliegt. „Dabei geht es nicht nur um die Patienten, die mit Blaulicht eingeliefert werden, sondern oft auch um Menschen, die sich selbst zum Krankenhaus begeben, weil sie sich schlecht fühlen“, sagt Andreas Tromm. Nicht nur einmal hätten sich so unspezifische Krankheitsbilder als lebensbedrohliche Lungenentzündung herausgestellt. Auch Helfried Waleczek kennt solche Vorfälle: „Ich sag immer, die richtig schweren Herzinfarkte kommen zu Fuß.“ Das hört sich zwar sehr locker an, „aber diese Fälle gibt es öfter.“

Früher betrugen die Liegezeiten mehrere Wochen, heute nur noch einige Tage

Geändert hat sich ausgesprochen viel, seit das EvK vor 40 Jahren neu gebaut wurde. „Damals betrugen die Liegezeiten zwischen zwei und drei Wochen, heute reden wir über einige Tage“, sagt Tromm. Das einzige Akutkrankenhaus für Hattingen ist das EvK, auch die Häuser in Niederwenigern und Blankenstein hätten sich deutlich spezialisiert. „Was die aktuelle Diskussion über Krankenhausschließungen betrifft, so kann Hattingen keine weiteren Einschränkungen mehr vertragen“, betonte Waleczek.

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Extrem spannend wurde es für die Leser, als Helfried Waleczek zusammen mit dem OP-Koordinator Uwe Rupénus (51) und dem operationstechnischen Assistenten Nils Jöcker (21) die Abläufe im Operationssaal erklärte. Rupénus schilderte, dass es zum Beispiel von der Einlieferung in die Notaufnahme bis zum Beginn der Operation nur wenige Minuten dauert. Denn per Telefon wird das OP-Team bereits informiert, welches Krankheitsbild vorliegt, so dass alle nötigen Koffer mit den sterilen Instrumenten, bereitgelegt werden.

Operationskittel werden immer so angezogen, dass die Außenseite völlig steril ist

Medizinische Instrumente sind extrem teuer. Sie können zwischen 40 und 1000 Euro kosten. Hier eine Pinzette, mit der man die Haut hoch halten kann.
Medizinische Instrumente sind extrem teuer. Sie können zwischen 40 und 1000 Euro kosten. Hier eine Pinzette, mit der man die Haut hoch halten kann. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Leser bekamen eine kleine Demonstration, wie OP-Kittel angezogen werden: und zwar nach einer ganz bestimmten Technik, so dass die Außenseite immer steril bleibt. Ilona Brinkmann wollte wissen, wie lange es dauert, wenn auf dem OP-Tisch ein Wechsel zwischen zwei Patienten stattfindet. „Wenn ein Patient aus dem Operationssaal geschoben wird, dann kommen vier Mitarbeiter, um den Saal zu desinfizieren. Zehn Minuten dauert das Aufbringen der Desinfektionsmittel, ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten muss es einwirken, dann kann der nächste Patient in den OP“, erklärt der OP-Koordinator.

Auf einen Operationstisch wird sterile Luft geblasen

Auch Leserin Dagmar Holz hörte - wie alle anderen - konzentriert zu und stellte spannende Fragen. Sie erfuhr, dass auf den Bereich um den OP-Tisch, der 120.000 Euro kostet, ständig sterile Luft geblasen wird und es die Technik ermöglicht, dass der gesamte Raum steril bleibt. Manuela Heyna (63), die mit Enkel Kimi (14) begeistert dabei war, erfuhr von Kristina Daniels, Bereichsleitung Notaufnahme, und Kevin Strenger, Leitung Pflegemanagement, dass sich im Schockraum immer sofort ein ganzes Team von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen versammelt, um Soforthilfe zu leisten. Zur Befindlichkeit des Personals, wenn man im Schockraum um das Leben von Patienten kämpft, sagte Edgar Horn vom Pflegedienst: „Mit der Situation muss man professionell umgehen. Verarbeiten kann man die Fälle nach der Arbeit.“