Hattingen. . Nach der Absage des Hattinger Rosenmontagszuges schieben sich die Beteiligten die Schuld zu. Für die Narren ist es auch ein finanzieller Verlust.
„Wir möchten das alles sauber aufklären“, betont Bürgermeister Dirk Glaser mit Blick auf die kurzfristige Absage des Holthauser Rosenmontagszuges. Die Enttäuschung und auch der Ärger ist beim Aktivenkreis unterdessen groß. „Wenn man wirklich gewollt hätte, hätte man eine Lösung finden können“, ist Vorsitzender Thomas Behling überzeugt und sagt: „Wenn es an einem Zelt hapert, dann stelle ich die ganze Veranstaltung in Frage.“
Der Rosenmontagszug war nur zwei Stunden vor dem Start abgesagt worden. Dabei hatte es am Morgen so ausgesehen, als sei eine Lösung gefunden. Das Problem: Das Zelt des Deutschen Roten Kreuzes war für die angekündigten Sturmböen nicht ausgelegt. Informiert hatte das DRK darüber am Sonntagabend. „Vorher war nie die Rede davon“, ärgert sich Behling. „Wir haben vorher selbst nach Alternativplänen gesucht“, erklärt Martin Kriegeskorte, Einsatzleiter des DRK. Ohne Erfolg.
Gemeindehaus scheint eine Lösung zu sein
Am Montagmorgen besichtigen die Karnevalisten das Gemeindehaus gemeinsam mit dem DRK. „Da schien alles super und eine Lösung gefunden“, so Behling. „Theoretisch wäre das möglich gewesen“, sagt auch Kriegeskorte. „Von der Stadt und der Feuerwehr gab es dann aber Bedenken wegen der Entfernung“, schildert er und ergänzt: „Niemand wollte dafür die Verantwortung übernehmen.“
Feuerwehrchef Tomas Stanke revidiert: „Wir geben nur allgemeine Dinge heraus und beraten fachlich im Rahmen der Gefahrenabwehr. Wir hängen uns nicht in die Details rein.“ Kontakt habe er nur zur Ordnungsbehörde gehabt – dem zuständigen Fachbereich der Stadt.
Sicherheitskonzept sollte überarbeitet werden
Ein neues Sicherheitskonzept, wie es die Stadt laut DRK verlangt habe, sei auf die Schnelle nicht machbar gewesen, betont DRK-Sprecher Marc Friedrich. Zumal auch die Helfer des Roten Kreuzes ehrenamtlich im Einsatz seien.
Auch der zweite Alternativvorschlag der Narren, in der Krüpe einen Sanitätspunkt einzurichten, kam nicht zum Tragen. „Der kam einfach zu spät“, bedauern das DRK und der Bürgermeister. Denn längst war ordnungsbehördlich beschlossen, den Zug abzusagen.
Kommunikationsproblem führte zur Absage
„Uns hat das niemand gesagt. Wir saßen in der Krüpe und haben versucht, alles möglich zu machen – zum Beispiel eine Sanitätsversorgung im Frühstücksraum. Wir wollten auch das DRK in Witten fragen, ob die mit Personal aushelfen können“, berichtet Behling.
Für den Aktivenkreis ist die Absage auch ein finanzieller Verlust. 8000 bis 10.000 Euro stecken die Ehrenamtlichen in den Karnevalszug. „Das müssen wir trotzdem bezahlen. Es war ja alles aufgebaut.“
Ob es eine Nachholveranstaltung geben wird, ähnlich dem Sommerfest nach der letzten sturmbedingten Absage, steht derzeit in den Sternen. Fest steht, dass der Rosenmontag noch einmal mit allen Beteiligten aufgearbeitet werden soll, betont Dirk Glaser. Auch Martin Kriegeskorte bedauert „wie alles gelaufen ist“. Er sagt: „Vieles ist an der Kommunikation gescheitert. Wir hätten alle früher miteinander reden sollen.“
>>>Tausende feierten in der Vergangenheit in Hattingen
Etwa 8000 Besucher zählte der Holthauser Rosenmontagszug im vergangenen Jahr.
In Spitzenjahren waren sogar mehr als 30.000 Narren nach Holthausen gekommen.
Das Zelt des Deutschen Roten Kreuzes, das aufgrund der Sturmwarnung nicht aufgebaut werden konnte, ist nur auf Windgeschwindigkeiten von maximal 60 Stundenkilometern ausgelegt – wenn es fest im Boden verankert ist, erklärt Sprecher Marc Friedrich.
>>> KOMMENTAR: Früher miteinander sprechen
Es ist ein Trauerspiel. Da wollen alle das Beste für den Rosenmontagszug, aber anstatt miteinander zu sprechen, kocht jeder sein Süppchen, verärgert den anderen und enttäuscht am Ende Tausende Narren, die in Holthausen feiern wollten.
Es ist ein unfassbar unglückliches Zusammenspiel, das zur Absage führte. Natürlich geht die Sicherheit vor – da sind sich alle einig. Während aber der Aktivenkreis bis zur letzten Minute versucht, seinen Zug zu retten, fällt die Entscheidung anderswo. Ob zu früh, kann heute nur gemutmaßt werden.
Sicher ist, dass Sprechen immer hilft. Die Sturmwarnungen für Montag gab es viele Tage vorher. Das Problem hätte also früh ein Thema sein können, sein müssen – gerade nach der sturmbedingten Absage 2016. Gut möglich, dass dann alles anders ausgegangen wäre. Für Hattingen wäre es ein Verlust, gäbe der Aktivenkreis jetzt auf. Hoffentlich raufen sich die Beteiligten zusammen, klären auf und lernen – für die nächste Session. Sabine Weidemann