Hattingen. „Mehrere Hunderttausend“ erwartet Hattingen Marketing zum 37. Westfälischen Hansetag 2020. Das parallele Altstadtfest fällt deshalb kleiner aus.
Das ist eine Hausnummer: Georg Hartmann, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, erwartet im kommenden Jahr „mehrere Hunderttausend“ zum 37. Westfälischen Hansetag in Hattingen. Der 15. und 16. August 2020 stehen unter dem Motto „Altstadtfest meets Hansetag“ – und die Programmplanung ist jetzt angelaufen. Zum Renner könnte dabei ein mittelalterlicher Markt werden, an dessen Umsetzung gearbeitet wird; vor rund 30 Jahren war das Höhepunkt und Hauptanziehungspunkt überlaufener Altstadtfeste.
Etwa 40 Hansestädte werden sich an den beiden Sommertagen in der Innenstadt präsentieren, Holzhütten werden dazu aufgebaut. „Die Spielflächen für alles weitere sind natürlich begrenzt“, sagt Hartmann. „Es wird eng“, weiß auch Lars Friedrich vom Heimatverein Hattingen/Ruhr. „Aber der Rest soll von Hattingern bespielt werden – deshalb sind alle Vereine, Verbände und Institutionen aufgefordert, sich am Programm aktiv zu beteiligen.“
Radtour über den Hilinciweg
Erste Ideen gibt es bereits: Die Macher des Fahrrad-Frühlings wollen beispielsweise den Hilinciweg (Kleiner Hellweg) aus dem Rheinland bis zum Hattinger Kirchplatz abfahren; andere wollen in historischen Gewändern Leben ins Krämersdorf bringen. Kurz: „Wir wollen den Hansetag mit dem Engagement der Hattinger gestalten!“
Georg Hartmann formuliert weitere Möglichkeiten: „Wir denken an einen Umzug, für den wir Beteiligte suchen, egal ob in historischen Gewändern oder Sportteams in ihrer aktuellen Kluft.“ Lars Friedrich: „Es darf auch eine Hattinger Hanse-Hymne geben!“ Künstler, Schulen, alle dürfen sich aufgefordert fühlen mitzumachen.
Neben dem Hansetag wird das Altstadtfest etwas kleiner als sonst, es soll aber nicht zu kurz kommen. Die MIHA-Bühne am Bunker wird wie gewohnt bespielt, auf der Kirchplatz-Bühne soll es Freitag- und Samstagabend ebenfalls Programm geben, das sich an klassische Altstadtfest-Besucher richtet. Weitere Bühnen gibt es nicht.
Fürs Stadtmarketing und den Heimatverein geht es nun in die Werbung, um 2020 tatsächlich viele Besucher in die Stadt zu locken. Zum Beispiel beim 36. Westfälischen Hansetag, der im Mai in Warendorf stattfindet. Hierbei wird Bürgermeister Dirk Glaser als Ausrichter der 37. Auflage auch die Hanseflagge entgegennehmen. Und schon jetzt gibt es Buttons – Aufdruck: „Ich bin Hanse!“
>>> Wer sich am 37. Westfälischen Hansetag (15./16. August 2020) beteiligen möchte wendet sich telefonisch ans Stadtmarketing unter 95 13 95 oder per E-Mail an den Heimatverein unter der Adresse hanse@buegeleisenhaus.de
>>> Gedenktafel an die Hanse am Steinhagentor
Hansestadt Hattingen – und wo sieht man das? Heute eigentlich nur am Steinhagentor, wo es seit dem Jahr 1988 die Gedenktafel „Hattingen eine Hansestadt“ gibt. Bereits 1589 soll hier eine Inschrift an der Stadtmauer angebracht worden sein, worin Hattingen eine Hansestadt genannt wird. Sie ist mit dem Abriss der Stadtmauer im 19. Jahrhundert aber verschwunden. Die neue Tafel wurde an der restaurierten Stadtmauer befestigt.
Erste Hinweise auf eine Hattinger Zugehörigkeit zur Hanse gehen bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück, schreibt Stadtarchivar Thomas Weiß. Sie beziehen sich auf enge wirtschaftlichen Kontakte zu den hansischen Prinzipalstädten Unna und Hamm. So verlieh Herzog Johann von Kleve-Mark in einer Urkunde vom 16. August 1470 der Stadt Hattingen erneut die Zollfreiheit in Unna. Zudem diente der Rat der Stadt Hamm ab 1503 als Berufungsinstanz für Hattinger Gerichtsprozesse.
Hamm und Unna erklärten am 13. Februar 1554 auf dem Hansetag in Wesel, dass die ihnen untergeordnete Stadt Hattingen ihren finanziellen Beitrag leiste und somit zur Hanse gehöre.
Keine herausragende Rolle gespielt, aber profitiert
„Auch wenn Hattingen sicherlich keine herausragende Rolle spielte, dürfte man von den Kontakten der Hanse zu den europäischen Wirtschaftszentren profitiert haben“, so Thomas Weiß.
Die letzte bekannte Nachricht über ein Hattinger Hansemitglied stammt aus dem Jahr 1699: Im Liber Hanseaticus wird Hanse-Bruder Diederich Kopman aus Hattingen erwähnt.
Der Beitritt der Stadt Hattingen zum Westfälischen Hansebund am 24. August 1996 setzte diese Tradition fort. Seit Juni 2015 gehört Hattingen zur Internationalen Hanse.
>>> KOMMENTAR: Für und Wider Hansetag
Für die Stadt wird der Hansetag ein Erfolg, kein Zweifel. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, im eigenen Wohnzimmer erfolgreich Außenwerbung zu betreiben. Neue Freunde werden gewonnen, gerade weil Gleichgesinnte vorbeischauen, sich inspirieren lassen und feststellen, dass sich das Wiederkommen lohnt – dafür ist Hattingens Wohnzimmer zu schön.
Wie das in punkto Innenwerbung aussieht, muss indes abgewartet werden. Denn den Hattingern wird im nächsten Jahr ein Teil ihres Altstadtfestes genommen. Nur zwei Bühnen, stattdessen zahlreiche Infostände aus Städten, die die Mehrzahl der klassischen Festbesucher vermutlich nur bedingt interessiert, das könnte schwierig werden. Schon beim Stadtjubiläum im Jahr 1996 gab es jede Menge Zoff, als das Altstadtfest massiv beschnitten wurde.
Das Stadtmarketing steht deshalb vor der Herausforderung, mit Geschick das richtige Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen. Mit der Einbindung von Vereinen und Verbänden ist der erste Schritt gemacht, womöglich schon der wichtigste. Weitere müssen folgen. Michael Brandhoff