Hattingen. VHS-Kursleiter Rolf Novy-Huy erklärt Hobbygärtnern, was sie beim Rückschnitt beachten müssen. In Schrebergärten entdeckt der Experte oft Fehler.
Die Sonne strahlt vom Himmel über der Streuobstwiese in der Winzer Mark. „Baumschneiden ist für mich schon fast wie Meditation, da habe ich völlige Ruhe“, sagt Rolf Novy-Huy zu seinen zwölf Kursteilnehmern. Mit Gartenscheren und Sägen wollen sie die Obstbäume im heimischen Garten zurecht stutzen – und dabei möglichst keinen Fehler machen. Wie das geht, das lernen sie heute.
Ihren ersten Garten hat Marietta Gellhaus-Hoffmann bekommen, als sie nach Hattingen gezogen ist. Einige Obstbäume standen dort schon, andere hat sie selbst zusätzlich gepflanzt. „Die will ich auf keinen Fall verhunzen.“ Welche Zweige weg müssen, zeigt Rolf Novy-Huy aber erst einmal an einer schwarzen Johannisbeere. Dabei gilt: Je dunkler die Äste, desto älter sind sie. „Hier könnte man den Ast jetzt zum Beispiel abschneiden“, sagt der gelernte Bankkaufmann und deutet auf eine Gabelung von zwei dunklen Zweigen.
Man muss sich für einen Trieb entscheiden
Tahmo (10) schaut sich einen der abgeschnittenen Zweige genau an und streicht mit dem Finger über die grün-weiße schräge Schnittwunde. „Zu Hause muss ich mir unsere Bäume erst einmal angucken, die habe ich mir noch nie so genau angeschaut“, sagt sie. Der Pfirsich, die Kirsche und der Apfelbaum im eigenen Garten haben einen Schnitt ganz dringend nötig, findet ihr Opa Bernd Baumhold. „Ihre Mama und ihre Oma wollen mir das aber nicht glauben.“
Aber Enkelin Tahmo hat bei den Erklärungen von Rolf Novy-Huy gut aufgepasst. Auf kariertem Papier schreibt sie alles Wichtige auf, zeichnet Baumkronen mit Ästen, umkringelt wichtige Stellen. Für den hauseigenen Pflaumenbaum gibt es aber wohl keine Hoffnung mehr. „Der hat irgendeine Blätterkrankheit und ist kaputt“, erklärt Tahmo. Um die anderen Bäume will sie sich nach dem Kursus kümmern – aber nicht alleine.
„Baumschnitt bedeutet auch Mut“, erklärt Novy-Huy. Denn man muss sich von Ästen trennen und sich für nur einen Trieb entscheiden. Mit diesen Tipps will Elke Reinhardt ihren Lieblingsbaum im Schrebergarten retten. Sie ist sich sicher, irgendetwas hat sie beim letzten Schnitt der Mirabelle falsch gemacht. „Ich habe mich davor gestellt, mir ganz viel Mühe gegeben – und jetzt sieht sie aus wie ein Besen.“
Aus dem Obst wird Kuchen gemacht
Schrebergärten sind auch für Kursleiter Novy-Huy immer etwas ganz Spezielles: „Manchmal will ich nachts über den Zaun klettern und die Bäume selber schneiden“, sagt er. Dagegen hätte Elke Reinhardt zwar nichts, aber auch der Kursus hilft ihr schon. „Wir gehen gleich direkt los und machen unsere Bäume fit.“
Bei den Hobbygärtnern kommt das Obst aus dem heimischen Garten natürlich auch auf den Tisch. Manchmal backen sie zu Hause Kuchen mit den Früchten, erzählt Tahmo, meistens mache die Familie aber Mus daraus. „Und ich nasche auch mal.“