Hattingen. Der Vogel des Jahres ist in Hattingen aus dem Landschaftsbild verschwunden. Intensivkulturen der Landwirtschaft haben ihm den Lebensraum genommen.

Die Feldlerche ist der Vogel des Jahres 2019 – in Hattingen sind aber offenbar auch die letzten Exemplare ihrer Art verschwunden. Bei den Nabu-Zählungen der Garten- und Wintervögel taucht sie schon länger nicht mehr auf.

„Nur noch wenige kennen und hören den Gesang der Feldlerche am Himmel“, so Thomas Griesohn-Pflieger, Vogelexperte bei der Ortsgruppe Hattingen des Naturschutzbundes (Nabu). Intensivkulturen mit Wintergetreide, Mais und Raps, fehlende Brachflächen und der Rückgang von Insekten hätten den Lebensraum der Vögel verkleinert und ihnen zudem die Nahrungsgrundlage genommen.

Ein Drittel ist des Gesamtbestands ist verschwunden

Die Bestände der Feldlerche befinden sich nicht nur in Hattingen in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel ist in den vergangenen 25 Jahren verschwunden, berichtet der Nabu, der offizielle Monitoringdaten deutscher Ornithologen zu Grunde legt. Aus vielen Gebieten ist die Feldlerche wie in Hattingen bereits völlig verschwunden.

Der Naturschutzbund und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern haben die Feldlerche (Alauda arvensis) deshalb zum Vogel des Jahres 2019 benannt. Mit der Auswahl fordern sie eine grundlegende Änderung der europäischen Agrarpolitik – denn bereits im Jahr 1998 war die Feldlerche der Vogel des Jahres. „Genutzt hat es nichts, denn trotz aller Anstrengungen war die Wahl leider nicht genug, um die Art zu retten. Der alarmierende Rückgang bei den Beständen dieses ehemaligen Allerweltsvogels setzte sich fort“, so der Nabu. Die Art soll stellvertretend für andere Feldvögel – etwa Kiebitz und Rebhuhn – stehen. Auch sie sind in Hattingen als Brutvögel inzwischen verschwunden.

Überlebenswichtige Bruten fehlen

Die Vögel könnten wegen schnell und dicht aufwachsenden großflächiger Intensivkulturen oft nur noch eine Brut aufziehen. Die überlebenswichtigen zweiten und dritten Bruten fielen aus. „Heute fehlt die Auflockerung der Landschaft durch Brachen, Sommergetreide oder extensiv genutztes Grünland, wo die Vögel auch im späten Frühjahr noch brüten könnten“, erklären die Experten.

Der Nabu rechnet vor: Hielten sich im Jahr 1990 noch Brach- und Maisanbauflächen die Waage, gab es im Jahr 2010 indes bereits zwanzig Mal mehr Maisflächen. Auch in Überwinterungsgebieten der Zugvögel hätten sich die Nahrungsbedingungen durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch Pestizide weiter verschlechtert.

Der Nabu fordert, dass die Agrarsubventionen nicht mehr als pauschale Flächenprämien an Landwirte gezahlt, sondern für eine naturverträgliche Landwirtschaft investiert werden sollen.

>>> Nabu-Vortrag im Holschentor

Die Hattinger Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) lädt ein zu einem Vortrag über die Feldlerche, den Vogel des Jahres 2019. Dieser findet am kommenden Montag, 28. Januar, ab 19 Uhr im Bürgerzentrum Holschentor an der Talstraße 8 statt.

Vogelkundler Thomas Griesohn-Pflieger stellt dabei auch die beiden anderen Lerchenarten vor, die es in Deutschland noch gibt – die seltene Heidelerche und die Haubenlerche, die bedrohteste Lerchenart. Der Eintritt beträgt drei Euro als Spende für den örtlichen Naturschutz.