Hattingen. . Pro Stunde stieg das Hochwasser der Ruhr um drei Zentimeter. Bei der Marke 5,04 zogen die Hattinger Camper ihre Wohnwagen auf sichere Gefilde.

Ein Pegel von sechs Metern ist die Grenze, da heißt es für einige Straßen im Stadtgebiet „Land unter“, erklärt Ingo Brune vom Technischen Hilfswerk (THW). Aber auch jetzt stehen ruhrnahe Bereiche schon unter Wasser.

Noch deutlich vor dieser Wasserstandshöhe muss auf dem Campingplatz „An der Kost“ die Reißleine gezogen werden. „Wir haben aus Sicherheitsgründen alle Jahrescamper angerufen und sie gebeten, ihre Wagen einige Meter weiter nach oben zu ziehen, denn am Montag stand der Pegel auf 5,04 Meter und stieg pro Stunde um drei Zentimeter“, berichtet Werner Lennemann vom Campingplatz. Am Dienstag ist der Pegel wieder etwas gefallen.

Campingwagen in Sicherheit bringen

Im vergangenen und vorletzten Jahr habe man hier gar kein Hochwasser gehabt. Zuletzt habe man vor drei Jahren vor dem Wasser „fliehen“ müssen. Lennemann schildert: „Die Camper, die in der ersten Reihe an der Ruhr stehen, nehmen das immer völlig gelassen, die kennen das.“ Sie kommen bei den Anrufen sofort zum Standort, docken die Campingwagen an und ziehen sie weiter nach oben.

Günter Lindnau, 58 Jahre, schiebt einen Wohnwagen auf dem Campingplatz An der Kost.
Günter Lindnau, 58 Jahre, schiebt einen Wohnwagen auf dem Campingplatz An der Kost. © Fischer

„Der Leinpfad steht völlig unter Wasser, aber der Campingplatz ist in Stufen angelegt. Die Wagen, die weiter oben stehen, haben nie Probleme.“ Außerdem gehe das Wegfahren schnell, denn nach dem Sommer würden die Wagen winterfest gemacht. Das heißt, die Vordächer sind bereits abgebaut. Schlechter dran bei Hochwasser sei immer der Campingplatz Stolle an der Ruhrbrücke, weil der noch tiefer liegt. „Wenn da alles unter Wasser steht, haben wir immer noch etwas Zeit“, sagt Lennemann.

Hochwasserschutzkonzept für Hattingen

„Es gibt ein Hochwasserschutzkonzept, das dem Ordnungsamt vorliegt. Ab 5,75 Metern laufen erste Maßnahmen an“, erklärt Ingo Brune. „Die Pegelstände werden automatisch gemessen – und zwar stündlich. In Wetter und an der Eisenbahnbrücke in Hattingen. So haben wir immer den neuesten Pegelstand und den Durchfluss.“

„Zuständig ist bei Hochwasser die Feuerwehr. Wir kommen dazu, wenn wir gerufen werden“, sagt Brune. Wenn die Feuerwehr das THW um Mitarbeit bittet, geht es meist um Absperrungen. „Das Hochwasser erreicht bei sechs Metern erste Gebäude am toten Ruhrarm, an der Schwimmbrücke, und das Haus Kemnade ist auch meistens betroffen.“ Dann werden Straßen für den Verkehr gesperrt und zum Teil Schutzwälle aus Sandsäcken errichtet. Brune: „Das Problem ist, dass wir sogenanntes Jahrhunderthochwasser durch den Klimawandel alle paar Jahren haben.“

>>> Hochwasserkarten zeigen gefährdete Straßen

Es gibt Hochwasserkarten, aus denen klar hervorgeht, bei welchem Pegelstand in Hattingen Überschwemmungen von Straßen drohen. Danach richten sich die Hilfsmaßnahmen.

Auf der Internetseite www.talsperrenleitzentrale-ruhr.de kann man nach den langen Monaten der Trockenheit 2018 täglich nachlesen, wie der Füllstand der Talsperren ist.