Hattingen. . An den Feiertagen waren in Hattingen keine Medikamente zu bekommen. Grund ist die Aufteilung der Notdienste. Die soll Apotheker gleich belasten.

Durchschnittlich zehn Kilometer mussten Hattinger fahren, die an den vergangenen Feiertagen Medikamente aus der Apotheke brauchten. Nicht eine der zwölf Apotheken in der Stadt hatte Notdienst. „Eine Frechheit“, findet WAZ-Leserin Dagmar Müller. Beschwerden der Kunden kennen auch die Apotheken. Die Apothekerkammer erklärt, warum das trotzdem immer wieder passiert.

„Bei der Anzahl Apotheken, die Hattingen hat, müsste es doch möglich sein, den Notdienst abzudecken“, ist Dagmar Müller überzeugt. Als sie dringend Medikamente brauchte, wurde sie erst in Bochum fündig. „Man ist gezwungen, auch mit 40 Grad Fieber noch weit zu fahren“, ärgert sie sich.

Maximal 16 Kilometer entfernt

Zugeteilt werden die Notdienste von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). Die geht weg von einer lokalen Lösung und verteilt die Dienste über Stadtgrenzen hinweg. Das Ziel: Möglichst sollen alle Apotheken gleich viele Notdienste leisten, erklärt Sprecher Sebastian Sokolowski. Das betrifft auch die Feiertage. Nach einem Schlüssel werde darauf geachtet, dass dann nicht immer dieselben Apotheker arbeiten. „An Ostern und dem nächsten Silvester sind wieder Hattinger dabei.“

In der Aufteilung orientiere man sich grundsätzlich an Kilometern, nicht Stadtgrenzen. „Für Städte mit 20- bis 80.000 Einwohnern gilt eine Maximaldistanz von 16 Kilometern von der Stadtmitte bis zur nächsten Notfallapotheke“, sagt Sokolowski. Durchschnittlich müsse der Hattinger aber weniger als sechs Kilometer weit fahren.

Erreichbarkeit über Stadtgrenzen hinweg

Dagmar Müller findet: „Die Apotheker müssten sich dafür einsetzen, dass es häufiger Notdienste in der Stadt gibt.“ Die Nöte der Kunden kennen die Apotheker. „Viele sagen, jedes Mal, wenn man Probleme habe, sei keine Apotheke auf“, berichtet Ana-Maria Tica von der Bismarck-Apotheke. Auch Peter Jünke von der Bergischen Apotheke in Niederwenigern kennt die Beschwerden. Weil sein Geschäft an der Stadtgrenze liegt, kommen zu ihm aber viele Kunden aus Essen – im Sinne des AKWL-Systems.

Ein Grund für größere Distanzen ist auch die Schließung von Apotheken. Heute gibt es in Hattingen vier Läden weniger als vor acht Jahren. Der Kammersprecher betont aber, wenn eine Region unterversorgt sei, könne man bei den Notdiensten nachsteuern. „Aber wir brauchen auch eine Inanspruchnahme der Dienste.“

Schwierige Situation für Apotheker

Wie schwierig die Situation für Apotheker ist, erklärt Tica: „Es gab Zeiten, da hatte ich zu viele Notdienste. Ich musste zum Teil 36 oder 48 Stunden arbeiten, weil ich keine Vertretung habe. Das habe ich geistig und körperlich auch gemerkt.“ Es gilt, dass ein ausgebildeter Apotheker vor Ort sein muss. Mit ein bis zwei Notdiensten pro Monat komme sie nun gut zurecht.

Am häufigsten nutzen einer Erhebung der AKWL zufolge junge Eltern den Apotheken-Notdienst. Der Anteil der über 75-Jährigen liegt bei weniger als einem Prozent.

>>> Hier erfahren Sie, welche Apotheke Notdienst hat

Die nächstgelegenen Notfallapotheken finden Sie täglich in der WAZ auf der zweiten Lokalseite. Mehr Infos zu den diensthabenden Apotheken gibt es unter der Rufnummer 800 00 22833, Mobiltelefon: 22833 (0,69 Euro/Minute).

Zu finden sind die Notfallapotheken auch online auf www.apotheken.de.