Hattingen. Geld und Gesundheit, Pflanzen und Erwartungen an andere – die Redaktion hat mit Menschen gesprochen, die das Glück beruflich sehen.
Sparschwein füttern
„Manche macht das Geldausgeben glücklich“, sagt Dirk Matern, Leiter der Vermögensberatung bei der Sparkasse Hattingen, mit einem Augenzwinkern. Hinsichtlich der Geldanlagen zitiert er André Kostolanys Strategie mit den vier Gs: Geld, Gedanken, Geduld, Glück. „Wer langfristig die ersten drei beachtet, der hat irgendwann auch das vierte, das Glück“, führt Matern aus. Er betont, dass man normalerweise Glück beim Spiel habe, in Geldanlagen zu investieren sei aber kein Spiel. Da gelte es die rechte Mischung zu finden aus Liquidität und unterschiedlichen Anlageformen. Eine davon könne auch Gold sein. „Das ist eine Versicherung. Und glänzt auch schön. Das kann beim Ansehen auch glücklich machen“, scherzt er.
Talisman pflegen
Vierblättrige Kleeblätter bevölkern mit dem heutigen Tag wieder die guten Stuben und lösen so langsam die Engelchen ab. Gern kommen sie mit Plastik- oder Porzellanschweinchen und -schornsteinfegern einher. Die halten sich lange. Und solche aus Marzipan lasse sich verputzen: Glücksmoment durch Zucker. Aber wie pflege ich das pflanzliche Glück? Das weiß Thorsten Tiggemann von der Blumengalerie Tiggemann: „Kühl stellen. Wärme mag das Kleeblatt nicht, also sollte es nicht zu nah an oder über einer Heizung. Frost aber auch nicht. Fünf bis sieben Grad Celsius sollten es schon sein.“ Und zu nass dürfe die Pflanze nicht sein. Am wohlsten fühle sie sich in feuchter Erde. Wer sie auf den Balkon oder in den Garten pflanzen will, wird sie nach dem Winter nicht wiedersehen. Denn winterhart sind die Glückskleeblätter nicht. Überhaupt braucht man viel Glück, um dieses Glück lange zu halten. „Die Haltbarkeit ist begrenzt“, sagt Tiggemann. Irgendwie ernüchternd.
Innere Haltung pflegen
Mit Tipps zum Glücklichsein ist Diplom-Psychologe Heinrich Obberg zurückhaltend. „Denn Glück ist nicht herbeiführbar. Wir können aber viel tun für ein geglücktes Leben“, erklärt er. Die hohe Erwartungshaltung an Mitmenschen sei ein Punkt, der Menschen an einem gelungenen Leben hindere. „Denn das führt zwangsläufig zu Enttäuschungen. Wir überfordern unsere Mitmenschen mit starren Erwartungen.“
Ein zweiter Punkt geht mit dem ersten Hand in Hand: Toleranz für Andersdenkende. Die falle häufig schwer. Darum schlägt Obberg einen Perspektivwechsel vor. „Sehen Sie sich die Situation aus der Sicht des Gegenübers an. Nehmen Sie seine Sicht ein.“ Man bekomme die Chance, eine neue Lebensperspektive als Option probeweise spürend einzunehmen und zu prüfen.
Eine gute Grundhaltung zum Leben sei wichtig. „Man hat nicht alles in der Hand. Das muss man akzeptieren und das lehrt uns Demut. Wir unterliegen oft fälschlich einer Kontroll-Illusion. Wir sollten uns vor dem Wunsch nach einer umfassenden Steuer- und Regulierbarkeit hüten, denn sie führt zum Verlust von Freiheit und Glück.“
Hilfe zum Glückannehmen
Manchmal wächst das eigene Leben über den Kopf – persönliche, berufliche, familiäre, gesundheitliche Probleme können belasten. Dann ist es an der Zeit, sich Hilfe zu suchen und sie auch anzunehmen. Nicht nur von Ärzten, sondern auch von Beratungsstellen der Stadt, Diakonie, Caritas und auch von Selbsthilfegruppen, die sich in KISS zusammengeschlossen haben. Stolz und Scham stehen manchmal im Weg hin zum Hilfsangebot. Solche Gefühle gilt es zu überwinden. Denn den Kontakt zu suchen, kann ein erster Schritt sein hin zu einem glücklicheren, befreiteren Leben.